Zu den Grenzen des Planeten Goderijan

Science Fiction Roman von Peter Althammer

Kapitel 26

Die Vereinigung der Macht


Während der Feierlichkeiten:
 

Seine Heiligkeit wandte seine Blicke zu Norman und Katja, die links von ihm standen. Er spürte, dass sie Angst hatten. Obwohl überhaupt kein Grund bestand, vor der Vereinigung der innenruhenden Macht Angst zu haben, bewunderte er doch diese beiden Menschen, die trotz größten innerlichen Auseinandersetzungen verschiedenster Gefühle doch nur das Wohlergehen seines Volkes, des gesamten Kollektivs im Sinn hatten.

»Ihr braucht euch nicht zu fürchten. Vertraut mir! Gemeinsam wollen wir nun die Kammer der Seelen betreten. Tut dies in Demut. In der Mitte seht ihr einen gelben Kreis, auf den werden wir uns nun gemeinsam stellen.«, erklärte seine Heiligkeit.

So betraten sie die Kammer der Seelen und stellten sich in der Mitte des Kreises auf. Dieser Kreis hatte einen Radius von ungefähren vier Metern.

»So lasset uns nun die Hände reichen.«, forderte seine Heiligkeit die beiden auf.

Und während sie so dastanden, sah Katja sich die Decke an, die mit sonderbaren und pulsierenden Lichtern ausgestattet war. Allmählich schwanden ihre Sinne. Norman dagegen hatte das Gefühl, als würde sich der Boden unter seinen Füßen auflösen und er an Ort und Stelle schweben. Das Gleiche empfand jetzt auch Katja. Doch sie blieben ruhig, da es ein angenehmes Gefühl war. Dann sah Katja, wie sich diese Decke ebenfalls aufzulösen begann und sich das Universum mit all seinen Galaxien vor ihren Augen auftat. Plötzlich begann sie, in dieses Universum zu treiben, schneller und immer schneller, so dass diese Milliarden an Galaxien nur so an ihr vorbeiflogen. Erst ganz langsam, dann immer, immer schneller, bis sie sich schließlich zu langgezogenen Lichterlinien verzerrten. Es war einfach unglaublich, was die beiden da zu sehen und zu fühlen bekamen. Doch so wie es begann, so endete dieses Erlebnis auch schon wieder. Und es war geschehen. Katja und Norman standen wieder auf festem Boden und alles war wieder wie zuvor.

»Es ist vollbracht.«, sagte seine Heiligkeit.

»Es war wunderschön, Heiliger Xarmax.«, sagte Katja und weinte vor Glückseeligkeit.

»Gewiss war es das, mein Kind.«, gab er ihr Recht.

»Alles, was wir mitmachen mussten, nur für diesen einen und winzigen Augenblick?«, konnte Norman nicht begreifen.

»Unsere Genetik in den Körperzellen hat sich nun mit der Macht und unseren Körpern vermischt. Eure Immunzellen mit den unseren. So sind unsere Nachkommen, also die nächste Generation, gegen die Krankheit der unendlichen Traurigkeit gefeit, also immun.«, berichtete seine Heiligkeit des Weiteren.

»Na ja, wenigstens habt ihr nun eine reelle Chance zu überleben.«, sagte Norman dann doch zufrieden.

»Gehe ich denn nun recht in der Annahme, eure Heiligkeit, dass die Dogon, die den, ich sage mal Virus, in sich tragen, trotzdem nicht geheilt werden können?«, vermutete Katja sorgenvoll.

»Ja, liebe Katja, so ist es leider. Es tragen aber nicht alle diesen Virus in sich, doch die, die ihn in sich tragen, werden früher oder später an den schrecklichen Folgen dieser Krankheit sterben müssen. Ich muss zugeben, wir sind zu unserem größten Bedauern und trotz unserer enormen Fähigkeiten, Krankheiten jeglicher Art zu heilen, nicht in der Lage, diejenigen von dem Virus zu heilen, die ihn schon in sich tragen.«, erklärte seine Heiligkeit traurig.

»Ja, könnt ihr wenigstens die Gesunden von den Kranken trennen, um wenigstens eine eventuelle Ansteckung zu verhindern?«, eine berechtigte Frage, die Norman stellte.

»Nein, dieser Virus ist in keiner medizinischen Form ausfindig zu machen. Die Betroffenen verfallen einfach in eine Art Trance, die sie so sehr traurig werden lässt, dass sie sich nach gewisser Zeit einfach hinlegen und dann sterben.«, erklärte noch seine Heiligkeit.

»Was für eine grausame Art, sterben zu müssen. Einfach dahinzusiechen und sterben zu müssen.«, sagte Katja mit Tränen in den Augen. Norman und seine Heiligkeit nahmen Katja ganz fest in ihre Arme und trösteten sie. Seit dieser Vereinigung sind beide, und ohne es zu wissen, mit dem Kollektiv, was die Gefühle angeht, seelisch und geistig verschmolzen.

»Ihr fühlt jetzt intensiver als je zuvor. Weil ihr in das geistige Kollektiv eingebunden wurdet. Ihr solltet euch aber deswegen keine Sorgen machen.«, sagte seine Heiligkeit.

»Gut, wir vertrauen Ihnen.«, erwiderte Norman.

»So lasset mich euch zu den Festlichkeiten geleiten. Darf ich bitten, voran zu gehen?«, fragte er höflich.

»Gewiss, gerne, eure Heiligkeit.«, erwiderte Katja mal mit gehobener Tonart.

Doch kaum hatten sie die Halle erreicht, kamen auch schon seiner Heiligkeit Sicherheitskräfte angerannt und inmitten dieser Wächter natürlich sein Adjutant. Hoch empört und völlig außer sich, wie es seine Heiligkeit nur gelang, aus ihren und seinem Machtbereich zu entwischen. Sie Umringten seine Heiligkeit mit einem Gezeter, das nicht auszuhalten war.

»Ah, jetzt ist es aus mit der Ruhe. Ihr müsst wissen, dass ich ihnen, wie sagt ihr Menschen doch dazu?«, fragte seine Heiligkeit.

»Ausgebüxt, Heiliger Xarmax?«, flüsterte sie ihm ins Ohr.

»Ja, ich bin ihnen Ausgebüxt.«, sprach er ihre Sprache nach.

»Eure Heiligkeit, sie sprechen unsere Sprache sehr gut, wenn ich das bemerken darf.«, wies Katja darauf hin.

»Danke, ich habe die Fähigkeit, sehr schnell zu lernen. Außerdem habe ich von Lyr, meinem treuen Androiden, viele Tipps über euere Sprache bekommen.«, sagte seine Heiligkeit zu ihr.

»Eure Heiligkeit, Ihre Aufpasser in Ehren. Aber sie sollten sich nicht so unwillkürlich herumschubsen lassen. Die haben Ihnen mehr Respekt entgegenzubringen, auch wenn sie ihre Pflicht sehr ernst zu nehmen scheinen.«

Mit einem Male, hob seine Heiligkeit den rechten Arm empor und forderte zur Beachtung seiner Person auf. Sofort ließen seine Aufsichtshäscher ab von ihm und horchten auf.

»Lasst ab von mir. Ihr werdet nun fünf Meter hinter mir einhergehen.«, befahl nun seine Heiligkeit ganz ruhig und gelassen. Worauf sie augenblicklich seinem Befehl folgeleisteten.

»Gut so?«, fragte seine Heiligkeit Norman und Katja.

»Perfekt, eure Heiligkeit.«, stimmten sie zu und hielten dabei ihre Daumen nach oben, während seine Heiligkeit ein Lächeln zu seinem Besten gab.

So gingen sie weiter des Weges, bis sie an den Schacht kamen wo sich der Fahrstuhl befand und fuhren mit dem Fahrstuhl 1800 Meter tief in die unterirdische Stadt, wo sich auch der Rest der Gruppe befand und bei dem Fest amüsierte.

Unten angekommen machten Norman und Katja genau die gleichen erstaunten Augen wie der Rest der Gruppe.

»Wau, eure Heiligkeit, da habt ihr aber nicht gespart. Oh, verzeihen Sie meine Aussprache, ich meinte, da habt Ihr euch aber große Mühe gegeben. Ein wirklich schönes Fest.«, sagte Katja zu seiner Heiligkeit.

»Ja, es scheint so, dass das Fest sehr gut gelungen ist.

Plötzlich wurde es gleißend hell in dem riesigen Festsaal und alle starrten zu ihnen. Ja, sie schienen auf etwas zu warten.

Seine Heiligkeit hob die Arme und verzerrte sein Gesicht zu einem Ausdruck stetiger Nächstenliebe.

»Höret, höret. Wir haben unsere innenruhenden Mächte miteinander vereint. Es ist vollbracht!«, schrie seine Heiligkeit in den Saal hinein, worauf eine vor unsagbarer Freude aufschreiende jubelnde Menge auf Norman und Katja zurannte. Ja, alle wollten sie plötzlich berühren. Dabei stießen sie nicht einmal die beiden herum, nein, im Gegenteil. Einer nach dem andern berührten Norman und Katjas Schultern und bedankten sich mit einem Wort:

»Duwohschtee!« Immer wieder dieses Wort, »Duwohschtee!«

»Das heißt 'Auf ewig im Geiste vereint'. Ihr solltet dabei euer Haupt verneigen. Denn euch wird eine große Ehre zuteil?«, empfahl seine Heiligkeit, während er ihnen einen sanften gutmütigen Blick schenkte.

Nach einer geschlagenen halben Stunde lenkte seine Heiligkeit ein und beendete mit einem Wink die Danksagung und befahl weiterzufeiern.

»Verzeiht mein Einschreiten, doch ihr würdet noch eine sehr lange Zeit hier stehen müssen, um alle den Duwohschtee aussprechen zu lassen.«, sagte seine Heiligkeit den beiden.

»Wie Recht sie doch haben. Danke, eure Heiligkeit!«, antworteten sie.

So, meine werten und lieben Menschen, ich werde mich nun von euch verabschieden und mich zur Ruhe begeben. Bei eurer Abreise in zwei Tagen werden wir uns noch einmal sehen. Solltet ihr noch Wünsche haben, so lasst es mich unbedingt durch einen Boten wissen, die es hier an jeder reichlich gedeckten Tafel gibt.«, und seine Heiligkeit ging wieder in den Fahrstuhl zurück, um noch einen Stock tiefer zu fahren, wo sich sein notdürftig eingerichtetes Hauptquartier befand.

»Ja, aber wollen Sie denn nicht mit uns feiern?«, fragte Katja seine Heiligkeit, der sie aber nicht mehr hören konnte oder wollte.

»Lass ihn, Kaja, er ist alt, krank und müde. Er braucht jetzt diese Ruhe.«, sagte Norman zu ihr.

»Natürlich, Brüderchen. Er hat es sich redlich verdient. Mann, Norman, was für ein großer Geist. Ich wünschte, wir hätten auf der Erde einen Politiker mit nur 10% von seiner Liebe und Aufopferung für das Volk und wir hätten eine bessere Welt als diese, die wir verlassen haben.«, sagte Katja.

»Ja, und in die wir wieder zurückkehren werden.«

»Du sagst es, Norman. Mag unsere Welt auch nicht ganz so perfekt sein, so ist sie doch die unsrige. Komm, Norman, lass uns beide etwas feiern.«, sagte Katja.

»Schau doch mal, Katja, ist da vorne nicht Gregor?«, fragte Norman seine Schwester.

»Ja, das ist er. Was treibt er denn da?«, fragte Katja.

»Na, gehen wir doch zu ihm rüber und fragen ihn. Aber wie ich von hier aus erkennen kann, stopft er sich mit allerlei guten Sachen den Magen voll.«, sagte Norman.

»Ich dachte, er ist Vegetarier, also ein gesund lebender Mensch? Also auf der Surenech hat er sich meistens von Gemüse und Soja ernährt. Und guck ihn dir nun an, dieses Leckermäulchen!«, wies Katja darauf hin.

He, Gregor, was naschst du denn da Köstliches?«, fragte Norman ihn.

Vor lauter ständig in sich Hineinstopfens brachte Gregor zunächst kein einziges Wort mehr zustande, so dass Norman und Katja warten mussten, bis er den Mund wieder frei hatte.

»Ah, ihr seid es. Mann, ihr müsst dieses Zeug hier mal probieren. Es schmeckt himmlisch. Ich kann gar nicht genug davon bekommen.«, erklärte Gregor.

»Wir dachten, du seist Vegetarier?«, sagte Norman.

»Was glaubt ihr, aus was dieses Zeug hier ist? Falls ihr es vergessen haben solltet, die Dogon, also die Goderijaner, sind allesamt reine Pflanzenfresser. Also lasst es euch schmecken. Mann, die haben hier Mädels, sage ich euch, unglaublich süß sind die.«, bmerkte Gregor so ganz nebenbei lüstern.

»Ich würde dir raten, die Finger von den Frauen hier zu lassen. Denn wenn du einer den Hof machst, dann musst du sie auch heiraten und hier bleiben.«, sagte Katja im Spaß, was aber für Gregor nicht so klang.

»Ja genau, Katja hat da ganz Recht. Da führt kein Weg daran vorbei.«, stellte sich Norman auf Katjas Seite.

Im Nu veränderten sich Gregors Gesichtszüge zu einer entsetzten Mimik. Wobei ihm der Brocken, den er nun krampfhaft versuchte hinunterzuwürgen, förmlich im Hals stecken blieb. Dann rannte Gregor los, um sich bei seinem Übergeben nicht völlig zu blamieren und sein Gesicht zu verlieren. Wobei Norman und Katja höllischen Spaß daran fanden und herzhaft lachen mussten.

»Mann, das hatte dieser Scheißkerl längst verdient. Oder was sagst du dazu, Norman?«, fragte sie ihn.

»Schwesterchen, da gebe ich dir einhundert Prozent Recht. Wurde echt mal Zeit.«, gab er ihr Recht.

Dann kam auch schon Lyr mit den anderen angetrabt.

»Was ist denn mit Gregor los?«, fragte Lyr etwas aufgeregt.

»Nichts schlimmes, er hat sich nur aus lauter Gier verschluckt und musste nun zum Übergeben gehen.«, gab Katja, sich das Lachen verbeißend, zur Antwort.

»Ja, aber da muss er doch nicht so wild essen. Es ist doch genügend für alle da?«, sagte nun Lyr zu der Gruppe im Allgemeinen.

»Ach, Lyr, lass mal. Nun amüsiere dich doch auch mal ein wenig. Im Übrigen habe ich gerade eben neben diesem Tor da vorne einen weiblichen Androiden gesehen, hättest du nicht Interesse daran, was?«, empfahl nun Norman weiter scherzend.

»Also, ich muss doch sehr bitten. Ich bin ein Androide der Klasse A-J1 und nicht ein Androide aus der untersten Klasse.«, verteidigte er seine Art.

»Verzeih, Lyr, war doch nur ein kleines Späßchen.«, gestand nun gleich Katja, bevor Lyrs Schaltkreise zusammenbrechen würden.

»So, ein Späßchen, meint ihr. Nun gut, euch sei verziehen. Also lasst uns hier noch etwas umsehen.«, schlug Lyr vor, womit die Gruppe einverstanden war.«

Auch Gregor, zwar tief in seinem Stolz getroffen, gesellte sich wieder zur Gruppe, so dass sie alle wieder vollzählig zusammen waren. So schlenderten sie durchs Fest, bis es schließlich Zeit wurde, in die ihnen zugewiesenen Quartiere zu gehen, um eine Mütze voll Schlaf zu nehmen.

Die zwei Tage des Wartens waren viel zu schnell vorbei. Und seit dieser Zeit hatte die Gruppe nichts mehr vom Heiligen Xarmax gehört. Also beschlossen sie, Lyr beim Mittagessen zu fragen.

So saßen sie allesamt beim Mittagessen in der Kantine, mit vielen hunderten von Verbündeten und Einheimischen, die stets, wenn sich ihre Blicke kreuzten, ein dankbares Lächeln übrig hatten. Denn jeder Einzelne hier wusste, was die Gruppe, vor allem Norman und Katja, auf sich genommen hatten, um ihnen zu helfen.

»Du, Lyr, sag doch mal, wie geht es denn seiner Heiligkeit?«, fragte Katja unauffällig.

»Wieso fragst du nach ihm?«, kam Lyr mit einer Gegenfrage.

»Och, weißt du, er hat sich ja seit dem Fest gar nicht mehr bei uns blicken lassen?«, entgegnete Katja.

»Tja, das liegt daran, dass seine Heiligkeit ein sehr beschäftigter Mann ist. Er hat sich seit ewiger Zeit mit seinem Rat um ein sehr komplexes Kollektiv zu kümmern.«, warf Lyr ein.

»Gewiss, das ist mir schon klar. Ich bin ehrlich, ich wollte eigentlich wissen, wann es endlich nach Hause geht. Seine Heiligkeit sagte nach der Vereinigung, dass er sich kurz vor unsere Heimreise noch von uns verabschieden wird.«, berichtete Katja genervt.

»Ach, Schwesterchen, sei doch nicht immer so ungeduldig. Lyr kann ja auch nichts dafür. Wir müssen uns eben in Geduld üben.«, riet ihr Norman.

»Ja, ja, immer warten und geduldig sein. Dieser Planet ist doch ein Trümmerhaufen, was sollen wir denn noch hier?«, schaltete sich auch Gregor wieder meckernd ein.

»Gerade wollte Norman Gregor bescheidstoßen, da kam der Adjutant des Heiligen Xarmax höchstpersönlich in die Kantine an ihren Tisch.

»Ah, wie ich sehen kann, mundet es den Menschen, unseren Rettern?«, sprach er im ruhigen und netten Ton.

»Seid gegrüßt, ehrenwerter Adjutant seiner Heiligkeit, dem Heiligen Xarmax. Was ist euer Begehr?«, sprach Lyr in gehobener Stilebene.

»Habt Dank, habt Dank, getreuer Androide Lyr. Ich soll euch berichten: Die Reparaturen der Surenech sind abgeschlossen. Des Weiteren ist sie mit allem, was ihr die nächsten Jahre braucht, voll beladen. Ach ja, ich vergaß, dass seine Heiligkeit zehn an der Zahl der neuen Tarnshuttles in Hangar vier hat beladen lassen. Sie sind auch die neuesten Entwicklungen. Auf diese Weise entfällt für die Menschen der unangenehme Transport in den künstlichen Luftblasen. So kannst du sie bequemer auf die Erde zu ihren Standorten bringen lassen. In Kürze wird dir seine Heiligkeit die genaue Funktion über dein System einspeisen.«, berichtete er weiter.

»Wann also gibt uns seine Heiligkeit die Reise frei?«, frage Lyr.

»In genau drei Stunden könnt ihr an Bord. Bei zwei Stunden Hinflug müsst ihr folglich in exakt einer Stunde losfliegen, um pünktlich mit der Surenech starten zu können.«, warf er noch ein.

»Werden wir uns noch von seiner Heiligkeit verabschieden können? Und was ist mit Schah Bacheme Te und Schah Sachote Te? Auch von ihnen würden wir uns noch gern verabschieden.«, wünschte sich Katja.

»Macht euch deswegen keine Sorgen, sie werden alle anwesend sein, um sich von euch allen zu verabschieden. Also, ich muss nun gehen. Auf bald!«

Und so schnell er kam, so schnell er sprach, so schnell war er wieder von hinnen.

»Mann, kann der schnell reden, was?«, sagte Sarah sich wundernd.

Der Rest gab überhaupt keine Antwort darauf, sie beobachteten, wie dieser Adjutant seiner Heiligkeit eilig aus der Kantine ging. Seine sonderbare Gangart unterstrich noch sein watschelndes komisches Verhalten und animierte sogleich die Gruppe zum Lachen. Was aber jeder vor Lyr und dem Rest in der Kantine so gut es ging verbarg.

»Also, bevor wir in die Quartiere gehen, um alles zusammenzupacken müsst ihr alle noch in die Kammer des Schweigens. Es wird damit nur bewirkt, dass ihr zwar unter euch, aber nicht unabhängig euren Mitmenschen gegenüber von uns erzählen könnt. Also, lasst uns gehen und, wie würdet ihr Menschen doch sagen? 'Und ab durch die Mitte!'«, versuchte sich Lyr mal wieder als Mensch.

Gehorsam und schweigend gingen sie Lyr hinterher. Nach zirka fünf Minuten kamen sie vor der Kammer des Schweigens an und gingen hinein ohne zu murren oder Lyr Löcher in den Bauch zu fragen. Nach wenigen Augenblicken war auch schon alles wieder vorüber. Lyr wunderte sich über diese Bereitschaft seiner Menschengruppe.

»Ja, wollt ihr denn nicht mehr über diese Kammer des Schweigens erfahren?«, fragte Lyr sich wundernd.

Doch die Gruppe verneinte gleichermaßen mit einem Kopfschütteln.

»Na schön, wie ihr wollt. Dann lasst uns nun packen gehen.«, sagte Lyr.

Plötzlich brach ein Jubelschrei unter der Gruppe aus. So gingen alle in flotten Schritten in ihre Quartiere und packten, sprichwörtlich gesagt, ihre Siebensachen zusammen. Nur Gregor war wieder der Letzte und so kam es, dass die Gruppe wieder auf ihn warten musste.

»Gregor, wo bleibst du denn? Immer musst du der Letzte sein, es ist schon ein Kreuz mit dir.«, schimpfte Norman in seine Richtung.

»Noch einen Moment, ich komme ja gleich. Ich habe ja gleich meine Paraphernalien zusammen.«, sprach er in feinem Stil.

»Was meinte er da? Para... was?«, rätselte Norman.

»Gregor sagte Paraphernalien, damit meinte er wohl, dass er seine ganz persönlichen Sachen einpackt.«, erklärte zum Erstaunen der Gruppe Susanne.

»Woher kennst denn du solche Wörter, Susanne? Ich denke, du bist nur Sekretärin? - Oh entschuldige bitte!«, versprach sich Stephan.

»Lass nur, das kränkt mich nicht. Ich war gerne Sekretärin. Und um auf deine Frage zurück zu kommen: In diesem Beruf lernt man die seltensten Fremdwörter.«, sagte Susanne trotz alledem stolz.

»Ja, und du bist auch die beste Sekretärin, die ich je hatte.«, gab nun Peter, ihr Chef, seinen Senf dazu. Worüber aber Susanne sich mächtig freute. Denn in der Vergangenheit war Peter nicht gerade nett zu ihr.

Als alle ihre Sachen beisammen hatten, gingen sie ein paar hundert Meter ins Freie, wie Zinnsoldaten hintereinander, geführt von Lyr, dem Androiden, einen langen und schmalen Pfad entlang. Nach zirka einer Viertelstunde kamen sie an einen bereits wartenden Gunni, eines dieser Schwebefahrzeuge, die einen ohne Pilot halb schwebend und halb fliegend an jeden gewünschten Ort brachten. Aber das ist uns ja bereits bekannt.

Dann trauten sie ihren Augen nicht: Viele Dogon und Abgesandte der Verbündeten, angeführt von seiner Heiligkeit, dem Heiligen Xarmax, kamen nun auch zu ihnen.

»Seht mal, da ist seine Heiligkeit. Und auch Schah Bacheme Te und Schah Sachote Te sind darunter.«, deutete Katja voller Freude.

Der Abschied fiel allen schwer. Und es flossen reichlich Tränen. Selbst Lyr, der ein Androide war, musste schluchzen. Dies bewies zudem, dass sein Emotionschip einwandfrei funktionierte.

So flog das Gunni endlich los und die Gruppe sah noch lange dem winkenden Heiligen Xarmax und den Freunden am Startplatz nach. Dann herrschte ein gemeinsames, ja fast bedrückendes Schweigen innerhalb der gesamten Gruppe. Man sah förmlich, dass ein jeder sein bisheriges Abenteuer noch einmal Revue passieren ließ. Des einen Gesicht verdunkelte sich und im anderen spiegelte sich ein herzliches Lächeln wieder. So hatte ein jeder für sich und ganz alleine seine Last der Erinnerungen zu verarbeiten.

»Jetzt macht doch nicht so bedrückte Gesichter, es geht endlich nach Hause. Nur das zählt doch jetzt und nichts anderes. Das war doch unentwegt unser Wunsch, oder etwa nicht?«, sagte Gregor, womit er ausnahmsweise mal Recht behielt.

»Genau, meine Lieben, da muss ich Gregor beipflichten.«, fügte Lyr hinzu.

Der zweistündige Flug ging schleppend vorbei, doch dann war es endlich geschafft. Von weitem konnte man das mächtige Raumschiff, die Surenech, schon erspähen.

»Mann, seht sie euch an, ich wusste, dass sie enorm groß ist, aber so riesig!«, deutete Mary mit weit aufgerissenen Augen an.

»Ja, die Gruppe hatte die Surenech aus so einem Blickwinkel und in ihrer Gesamtheit noch niemals gesehen und war dementsprechend verblüfft.

Als allesamt nun endlich an Bord waren und jeder seine Siebensachen in sein altes Quartier eingeräumt hatte, trafen sie sich alle, wie mit Lyr abgesprochen, auf der Kommandobrücke, um den Planeten Goderijan noch einmal nachzusehen, wenn er von dem unendlichen Universum verschluckt wurde und seine Erinnerungen im Schatten des Seins verbarg. Noch lange sah die Gruppe schweigend diesen wundervollen und anmutig anzuschauenden Planeten Goderijan nach.



 Kapitel 27, Die Heimreise

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© 2012 by Peter Althammer

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