Kapitel 19
Angriff auf den Planeten Sinas (Teil 3)
Zur gleichen Zeit auf dem Mutterschiff, der Surenech:
Was bisher Geschah:
Wie uns bereits bekannt ist, trieb das
Mutterschiff antriebslos zwar wie geplant in Richtung des
Quadranten Dechall. Jedoch bei dieser Geschwindigkeit würden sie
nicht einmal in Fünfhundert Jahren dort ankommen. Verbissen
arbeitete das Team der Techniker, den Antrieb wieder in Betrieb zu
bekommen. Doch musste zum Leidwesen aller festgestellt werden, dass
der Schaden doch größer zu sein schien, als vorher
angenommen. Natürlich traf sich die gesamte Gruppe mal wieder in
Stephans und Sarahs Quartier, um über die jetzige Situation
großes Palaver abzuhalten. Lyr hingegen versuchte, sich, wie
sollte es auch anders sein, bei den Technikern nützlich zu
machen. Was natürlich nicht von Erfolg gekrönt wurde. Also,
beschloss er kurzerhand, seinen Schützlingen einen kleinen
Besuch abzustatten. Sogleich klinkte er sich im Hauptcomputer ein,
um eine Nachricht an die Brücke, also auf das Führungsdeck
zu senden. Diese Nachricht beinhaltete lediglich, ihm auf der Stelle
jegliche Veränderungen auf dem Mutterschiff sofort zu melden.
Kaum schlug Lyr den Weg in Richtung des Liftes ein, da kam schon
eine Meldung in seinem in ihm eingebauten System, das stets
mit dem Hauptcomputer sendefähig vernetzt war. Die Nachricht
enthielt, dass Lyr sofort auf die Brücke sollte, da der Heilige
Xarmax ein Gespräch mit ihm wünschte. Was auch Lyr sofort
in Angriff nahm. Zügig ging er weiter in Richtung des Liftes und
statt zu seinen Schützlingen fuhr er eben in den obersten und
vierten Stock, wo sich das Führungsdeck befand. Dort
angekommen, verlangte er eine sofortige Verbindung mit dem Heiligen
Xarmax, seinem Schöpfer.
»Seid gegrüßt, Heiliger
Xarmax.«, grüßte Lyr seinen Herren, als er am
Bildschirm zu sehen war.
»Ah, mein getreuer Lyr. Ich bin erfreut,
euch Wohlbehalten zu sehen. Unsere Sensoren berichteten uns, dass
ihr euch mit der Surenech im treibenden Stillstand befindet? Sollte
ich mir wohl Sorgen machen, mein Androide Lyr?«, fragte der
Heilige Xarmax.
»Nein, mein Schöpfer, doch dass wir
uns in Schwierigkeiten befinden, will ich nicht leugnen. Wir sind in
irgend eine Strahlung geraten, die unseren Hypersuptinar-Antrieb,
stark beschädigt hat und wir nun steuerlos dahintreiben.
Jedoch versuchen unsere Techniker alles in ihrer Macht stehende zu
tun, um diesen Schaden so schnell wie nur irgend möglich zu
beheben, Heiliger Xarmax.«, berichtete Lyr seinem Schöpfer.
»Nun gut, mein Androide, seht zu, dass
dieses Problem so schnell wie möglich gelöst wird. Und wie
geht es meinen Erdenmenschen?«, erkundigte sich der Heilige
Xarmax.
»Unseren Gästen geht es im Übrigen
sehr gut. Nur die Geduld scheint ihnen des Öfteren zu fehlen.
Aber ansonsten sind sie sehr kluge und freundschaftliche Geschöpfe,
die sich zunehmend mehr um unsere Spezies Sorgen zu machen scheinen
als um sich selbst. Beachtlich, wie ich feststellen muss, mein
Schöpfer.«, lobte Lyr seine Gruppe.
»Das freut mich sehr zu hören.
Daher solltet ihr bald nach Hause kehren. Ihr habt hoffentlich den
eigentlichen Zweck der Entführung der Erdenmenschen nicht
vergessen, wenn ich euch daran erinnern darf?«, konfrontierte
Xarmax seinen Androiden Lyr.
»Gewiss nicht, Heiliger Xarmax. Aus Ihren
Worten, wir sollen so bald wie möglich nach Hause kehren, darf
ich doch entnehmen, dass der Kampf gegen die Nohkui zu Gunsten eurer
Heiligkeit entschieden wurde?«, fragte nun Lyr neugierig
geworden nach.
»Nicht für mich, mein getreuer
Androide, nicht für mich. Sondern für das Volk.«,
offenbarte seine Heiligkeit, der Heilige Xarmax.
»Verzeiht meine Unwissenheit, eure
Heiligkeit.«, entschuldigte sich Lyr.
»Dir sei verziehen. So verbleiben wir
nun, mein getreuer Androide. Sollte der Schaden nicht behoben werden
können, so meldet euch bei mir. Ich werde euch dann einen
unserer größeren Kreuzer schicken, sie werden bei euch
andocken und in Schlepp nehmen. Ansonsten berichtet mir, wann ihr
wieder auf dem Rückweg seid.«, erklärte Xarmax.
»Gewiss, mein Schöpfer, das werde
ich tun. Frieden und Gesundheit mögen eure Heiligkeit stets ein
Begleiter sein.«
»Euch allen auch.«, erwiderte seine
Heiligkeit und verschwand vom Schirm
Für Lyr war dies eine gute Nachricht, die er natürlich
sofort und persönlich seinen Schützlingen berichten wollte.
Unterdessen im Quartier von Stephan und Sarah, wo sich, wie wir
bereits wissen, die gesamte Gruppe zu einem Palaver versammelt
hatte:
Da saßen fast alle schweigsam und es
schien so, als brächte, außer einer von ihnen, keiner ein
einziges Wort heraus. Der eine, wie konnte es auch anders sein, war
natürlich mal wieder Gregor, der mit seinem ständigen
Gemecker allen mächtig auf die Nerven ging. Schier
unentwegt hatte er etwas auszusetzen, so dass man den Eindruck
gewann, er hätte dieses Wort selbst erfunden.
»Mann, Gregor halt doch endlich mal die
Klappe, das ist doch nicht zum Aushalten.«, forderte Katja von
ihm.
»Ja, ja, ihr nehmt natürlich alles
was auf euch zukommt, auf die leichte Schulter. Keiner hier macht
sich in irgendeiner Form Gedanken. Man muss sich das einmal
vorstellen, wir Treiben antriebslos durch das Weltall. Was ist, wenn
plötzlich ein Komet auf uns zukommt? Na, was sagt ihr dazu?
Wir könnten ihm nicht einmal ausweichen und wären verloren.
Und stellt euch mal vor, wir..«
»Halt die Klappe!«, riefen plötzlich
alle auf einmal, so dass Gregor sichtlich zusammenzuckte. Mit einem
verachtenden Blick setzte er sich wieder auf Sarahs Bett und
schwieg folglich. Endlich, dachten sich einige der Gruppe.
Plötzlich klopfte es an der Tür.
»Herein!«, sagte Stephan mit lautem Ton.
Sogleich öffnete sich die Tür und Lyr stand im Türrahmen.
»Hallo, meine Lieben. Wie geht es euch?«,
fragte Lyr mit einem Lächeln, das sich über sein gesamtes
Gesicht zog und man meinen könnte, er wäre mal wieder
befördert worden.
»Hallo Lyr, was ist denn dir über
die Leber gelaufen?«, fragte Norman den Androiden Lyr.
»Was meinst du mit 'über die Leber
gelaufen'?«, kam Lyr mit einer Gegenfrage.
»Ach, vergiss es, Lyr, spann uns nicht
länger auf die Folter und rück endlich mit der Neuigkeit
heraus!«, forderte Norman.
»Grundgütiger, es wird immer
schwieriger, etwas vor euch zu verschweigen. Nun denn, dann will ich
mal: Nach Aussage unseres Heiligen Xarmax sind die Nohkui mit ihrem
Angriff vernichtend geschlagen worden und sobald der Hypersuptinar-Antrieb
repariert ist, können wir wieder auf Goderijan
zurückkehren.«, berichtete Lyr überglücklich.
Fast die ganze Gruppe fiel in einen
Freudentaumel, außer zweien, es waren Norman und Katja, die sich
verständlicherweise nicht freuen konnten. Sie starrten sich nur
an, anstatt sich über die frohe Botschaft mit den anderen zu
freuen. Lyr bemerkte dies. Er konnte das von beiden verstehen, dass
sie ein mulmiges Gefühl vor dem hatten, was sie bei der Rückkehr
auf Goderijan erwartete. Sie hatten das Gespräch mit dem Hohen
Rat, der insgesamt 29 Mitglieder umfasste, oben im Großen Saal
nicht vergessen. Als der Hohe Rat von den zwei Eigenschaften, die
sie angeblich besaßen, redete. Da wäre zum Beispiel die
biologischen Eigenschaften, wobei sie von einer inneren Verschmelzung
mit ihresgleichen sprachen. Das hieße für Norman und Katja
nichts anderes, als dass sie sich mit zweien dieser Dogon paaren
sollten. Katja mit einem dieser männlichen Dogon und Norman mit
einem der weiblichen Dogon. Dann sprachen sie von einer Macht, die in
Norman und Katja ruhen sollte.
Norman, Katja? Kann ich euch beide mal kurz
sprechen?«, fragte nun Lyr.
»Klar, warum nicht?«, antwortete
Katja.
»Äh, wenn es möglich wäre,
bitte unter sechs Augen, ja?«, forderte Lyr von den beiden.
»Gut, wenn es denn unbedingt sein muss?«,
dann folgten Norman und Katja Lyr dem Androiden, der nun vorausging.
Auf dem Flur, etwas abseits von Stephan und
Sarahs Quartier:
»Wie geht es euch beiden denn nun?«,
fragte Lyr nach.
»Was, wieso fragst du uns denn das?
Stimmt wohl etwas nicht?«, fragte nun Katja etwas aufgeregt.
»Na, kommt schon. Ich kenne euch doch,
euch drückt doch etwas. Oder täusche ich mich da?«,
drängte wiederum Lyr nicht nachlassend.
Beide, Norman und Katja, guckten sich zunächst erst an. Dann
folgte ein kleines Zögern und Katja fing zu reden an.
»Na, weißt du, Lyr, irgendwie fällt
es uns schwer, also Norman und meiner Wenigkeit, auf Goderijan wieder
zurückzukehren.«, sagte Katja bedrückt.
»Jetzt hört mal zu, ihr beiden. Es
gib nichts, aber auch rein gar nichts, wovor ihr beide Angst zu haben
braucht. Das verspreche ich euch. Ja, und noch viel mehr, ich gebe
euch mein Androidenwort. Und das, meine Lieben ist zu einhundert
Prozent bindend. Mir ist dieser Prozess genau bekannt. Als erstes
werdet ihr beide in die Kammer der Seelen gehen, aber nicht alleine.
Es begleitet euch der Heilige Xarmax persönlich und nimmt sogar
daran teil.«, erklärte Lyr den beiden.
»Was, der Heilige Xarmax selbst?«,
fragte nun Norman erstaunt.
»Ja, genau, seine Heiligkeit der Heilige
Xarmax persönlich. Er möchte sich mit der euch innenruhenden
Macht in der Kammer der Seelen verbinden.«, gab Lyr
an.«
»Und wie soll das geschehen? Ich meine,
wie geht das denn vor sich?«, fragte nun Katja neugierig
geworden.
»Da mir seine Heiligkeit endlich
seine Erlaubnis gegeben hat, euch darüber zu berichten, befinde
ich mich nunmehr in der Lage, euch Bericht zu erstatten. So hört
mir beide genau zu. Sobald ihr euch gemeinsam mit seiner Heiligkeit
in der Kammer der Seelen befindet, werdet ihr euch in die Mitte der
Kammer begeben. Dort seht ihr dann, es ist hell erleuchtet, vom Boden
bis hin zu Decke, eine sich scheinbar bewegende Flut aus Lichtern. Es
wirkt fast wie ein Tunnel aus Licht und genau in diese Flut aus
Lichtern müsst ihr euch in Begleitung unseres Heiligen
Xarmax hinein begeben. Als nächstes wird eure Heiligkeit euch
seine Hände reichen. Auf diese Art seid ihr vereint. Sobald ihr
also in der Flut dieser Lichter seid, wird sich die Lichterflut
verstärken. Ihr werdet sogleich eine wohltuende Wärme
spüren, von der ihr fortan nicht mehr getrennt sein möchtet.
So wohl wird sie sich anfühlen. Ihr werdet euer ganzes Sein
wieder durchleben und noch vieles mehr. Dabei erlebt und durchlebt
ihr Gefühle, als würdet ihr euch durch Raum und Zeit
bewegen. Doch fürchtet euch nicht, den eigentlichen Raum werdet
ihr überhaupt nicht verlassen. Und ihr werdet Dinge sehen und
erleben, die euren Verstand übersteigen, zudem die eigene Macht
und Kraft spüren dürfen, in einer Form leben, die eure
menschlichen Vorstellungskräfte bei weitem übersteigen.
Nach einer gewissen Zeit wird dieses Licht wieder zu seiner
leuchtenden Ursprungsstärke zurückgehen. Nach dieser
Prozedur ist es vollbracht. Ihr habt fortan eure Macht mit der
Weisheit und Kraft unseren Heiligen Xarmax vereint und einen Teil
eurer inneruhenden Kräfte seiner Heiligkeit überlassen.
Was euch jedoch nicht im geringsten schaden oder schwächen
wird.«, sagte Lyr mit ruhiger Stimme.
»Und was will der Heilige Xarmax mit
diesem einen Teil unserer, wie ihr sie nennt, innereruhenden Macht
denn anfangen?«, eine gute Frage, die da Katja stellte.
»Aber Katja, ihr braucht euch deswegen
keine Sorgen zu machen. Der Heilige Xarmax hat nicht vor, diese eure
Macht auf irgendeine Weise zu missbrauchen. Im Gegenteil. Es hilft
uns lediglich, eure Gefühle besser kennenzulernen. Und es
dient dazu, diese Macht zum Wohle beider Seiten zu nutzen, um die
Vereinigung beider Seiten, eurer und der unseren zu vollenden.
Durch diese Prozedur wird der Krankheit, welche seit Generationen
unser Kollektiv zunehmend schwächt, indem immer mehr an der
unendlichen Traurigkeit sterben müssen, endgültig der
Garaus gemacht.«, erklärte Lyr den beiden.
»Du, Lyr, darf ich dir noch eine Frage
stellen?«, fragte Katja nach.
»Natürlich, nur zu, Katja.«,
freute sich Lyr, so viel Aufmerksamkeit zu finden.
»Obwohl es mir peinlich ist, darüber
zu reden, will ich es endlich geklärt haben. Auf der
Versammlung des hohen Rates der Neunundzwanzig, kannst du dich noch daran
erinnern?« fragte sie Lyr.
»Aber gewiss doch, Katja. Was möchtest
du von diesem Tag wissen?«, fragte Lyr.
»An diesem Tag wurde im großen
Saal über die Vereinigung zwischen Norman, mir und zwei der
Euren gesprochen, stimmt es?«, fragte Katja den Androiden Lyr
und wurde ein wenig rot im Gesicht.
Das bemerkte auch Lyr und fing ein wenig zu
lächeln an. Ja, er lächelte über Katja. Was nun Katja
wiederum bemerkte und daraufhin noch mehr errötete.
»Ach, Lyr, du bist mir schon einer. Ist
doch klar, dass es uns peinlich ist, darüber zu reden.«,
äußerte Katja in sich einkehrend und schüchtern.
»Verzeih das Schmunzeln. Dennoch werde
ich den bestimmten Verdacht nicht los, dass ihr mit dem Wort
'Vereinigung' die Vereinigung im herkömmlichen Sinne meint, so wie ihr
es seit eurer menschlichen Existenz praktiziert, um euch zu
vermehren und eure größten Gefühle der körperlichen
Zweisamkeit zu schenken.«, versuchte Lyr den beiden zu
erklären.
»Ja, aber ist es denn nicht so?«,
erkundigte sich nun Norman.
»Natürlich nicht! Wir sind doch
keine Barbaren? Dies geschieht natürlich nicht auf diese Art.
Wir bevorzugen da eine etwas, nun sagen wir einmal, eine nicht so
komplizierte Verfahrensweise.«, prahlte Lyr ein wenig.
»Ihr wollt chirurgisch vorgehen, stimmt
es?«, fragte Norman etwas ins Schwitzen gekommen.
»Aber, aber, meine Lieben. Ich will eure
operativen Methoden nicht kritisieren, dennoch müsst ihr doch
zugeben, dass ihr mit Euresgleichen bei diesen Methoden nicht
gerade zart umgeht und vor allem ungefährlich
umzugehen wisst. So etwas käme für uns natürlich
überhaupt nicht in Frage. Da sind wir euch Menschen weit
voraus.«, schwelgte Lyr mal wieder in seinem Element.
Mann, gibt dieser Blechhaufen mal wieder an,
dachte sich noch Katja insgeheim und gab gezwungenerweise ein
Lächeln zu ihrem Besten.
»Na, das ist ja schön und gut. Dann
kannst du uns beiden ja erklären, wie ihr das ganze handhabt,
oder?«, forderte Katja von Lyr.
»Gewiss, meine Liebe, gewiss. Wir
Goderijaner bevorzugen Gen-Verpflanzungen. Das bedeutet, dass wir
durch ein bestimmtes Verfahren im Stande sind, einige eurer Gene, die
unentbehrlich für die Entstehungen und Vereinigungen neuer
Generationen sein werden, eine exakte Kreuzung, bestehend aus einem
der unseren, also einem Dogon und einem Menschen zu schaffen. Somit
also die Verbindung eurer innen ruhenden Macht mit der Macht des
Heiligen Xarmax hat die Krankheit keine Chance mehr, sich in unseren
noch kommenden Generationen einzuschleichen. Denn gegen diese
Krankheit seid ihr Menschen immun. Das heißt im Klartext,
dass, wenn sich eure Gene mit unseren Genen vereinen, sind
die nächsten Generationen immun, also somit gegen die
heimtückische Krankheit abwehrfähig.«, schilderte
Lyr aufschlussreich.
»Warum ausgerechnet ich und Norman? Ich
meine, es geht doch hierbei nicht nur um die innere und ruhende
Macht, die in Norman und meiner Wenigkeit ruht, oder?«, fragte
Katja etwas gereizt.
Na ja, nicht so ganz, dennoch ist es für
uns von immenser Wichtigkeit. So lasst mich euch berichten, wie sich
alles zugetragen hat.«, dann erzählte Lyr, dass sie schon
einmal auf der Erde waren, als es noch Neandertaler und eine Art
Neumenschen gab, usw. Aber das wissen wir ja bereits.
»So, Lyr, nun möchten Norman und ich
endlich wissen, wie ihr diese Gen-Verpflanzung an uns vornehmt.«,
will Katja berechtigterweise wissen.
»Sicherlich, meine Liebe, auch das sollte
für euch beide kein Geheimnis bleiben.«, sagte Lyr,
betont.
»Klar, wir sind ja schließlich bei
dieser Gen-Verpflanzung dabei?«, gab Norman mit gerunzelter
Stirn von sich.
»Wie sagt ihr Menschen doch immer? Witz
komm heraus, du bist umzingelt. Na ja, klang nicht gerade witzig,
oder?«
Lyr wartete auf eine Reaktion von den beiden,
doch weit gefehlt. Weder Norman noch Katja mussten über Lyrs
Witz lachen.
»Nun denn, lasst mich erst einmal auf
eure Frage antworten. Die Gen-Verpflanzung, basiert rein auf der
Entnahme einer eurer Zellen. Das heißt im Klartext, dass wir
durch eine absolut schmerzfreie Strahleneinheit gezielt ein
Milliardstel vom Gewebe eures Großhirns entnehmen. Ihr werdet
bestimmt jetzt meuternd sagen wollen, dass es doch auf chirurgischer
Basis gemacht wird. Doch da, meine Lieben, habt ihr Unrecht.
Chirurgie bezieht sich oft auf das Öffnen eines krank gewordenen
Gewebes. Man dringt somit mit Hilfe der dafür benötigten
Instrumente in den besagten Körper eines Patienten ein. Bei
unserer Methode hingegen geschieht nichts dergleichen. Wir entziehen
dem besagten Körperteil, in eurem Fall dem Großhirn, mit
einer, wie schon erwähnt, gezielten Strahleneinheit,
einen Milliardstel Teil, indem es von innen nach
außen transferiert wird.«, gab Lyr stolz von sich.
»Du meinst, eine Art beamen?«,
stellte Katja fest.
»Exakt, meine Liebe. Wir zerlegen dieses
Milliardstel Teil in seine Beschaffenheit, folglich in seine Atome.
Diese sind so winzig, dass sie ohne jegliche Probleme von unserer
Strahleneinheit erfasst und durch eine eurer Poren nach außen
transportiert wird. Sind sie erst einmal außerhalb des
fraglichen Körpers, wird es augenblicklich sofort wieder in
seine Ursprungsform zurückversetzt. Ein praktisches Mittel, um
den Patienten aufs Äußerste zu schonen. Des Weiteren
entstehen keinerlei Blutungen oder irgendeine Verletzung an dem
gewünschten Organ oder Teil des Körpers. In eurem Fall
wird das Gehirn es nicht einmal merken, dass dieses so winzig kleine
Teilchen fehlt.« Und Lyr fing leicht zu Schmunzeln an. Was natürlich
Norman und Katja sofort bemerkten.
»Also, Lyr, ich finde das gar nicht so
komisch, schließlich geht es hier ja nicht um dein Gehirn,
oder?«, da traf Katja den Nagel auf den Kopf.
»Verzeiht, ihr beiden, aber ihr hättet euren
Ausdruck in euren Gesichtern sehen sollen.«, warf Lyr ein.
»Soll das bedeuten, dass du uns
angeflunkert hast?«, fragte nun Norman.
»Nein, natürlich nicht. Es war nur
euer Erstaunen, das mich lustig stimmte.«, ergänzte Lyr.
»Sag mal, Lyr? Wie müssen wir uns
denn eigentlich bei diesem Verfahren verhalten?«, fragte nun
Norman neugierig geworden.
»Ach ja, ich Dummerchen. Wie konnte ich das nur
vergessen. Also, hört genau zu: Um dieses Verfahren einleiten zu
können, muss sich ein jeder von euch beiden in das von uns
Thimaee genannte begeben, das ist ein Raum, eine Kammer, in der ihr von den
genau abgestimmten Strahlungseinheiten erfasst werdet. Nach exakt 30
Sekunden, eurer Zeitrechnung natürlich, ist alles schon vorbei
und ihr könnt ab sofort wieder euren Gewohnheiten nachgehen.
So, noch Fragen dazu?«, erkundigte sich nochmals Lyr.
»Wie funktioniert diese Kammer
eigentlich?«, fragte Katja ähnlich.
»Ich würde es euch gerne erklären,
doch dies könnte ich nur auf goderijanisch. Es muss euch genügen,
mir zu vertrauen. Ich kann mich nur wiederholen, dass für euch
beide die Prozedur absolut ungefährlich ist.«, betonte
Lyr nochmals.
»Na, da bin ich ja heilfroh.«,
bekräftigte Katja.
»Und wo befindet sich diese Kammer auf
Goderijan?«, fragte Norman.
»Ja, sie befindet sich auf Goderijan,
unterhalb der Residenz seiner Heiligkeit, des Heiligen Xarmax. Die
Kammer darf nur auf strikte Anweisung unseres Heiligen Xarmax
betreten werden. Nach unserer Rückkehr und einer Erholungsphase
werdet ihr sie in Anwesenheit des Heiligen Xarmax betreten. Es wird
sich alles zum Besten wenden. Ihr werdet sehen.«, versprach
Lyr, den beiden.
»Na, dazu müsste erst einmal wieder
der Antrieb funktionieren.«, lästerte Katja ein wenig.
»Gewiss, meine liebe Katja.«, gab Lyr ihr Recht.
*
Was bisher geschah:
Einen Quadranten weiter, auf dem Shuttle des
Kommandeurs Miwar, der noch immer mit seinen vier freiwilligen
Offizieren auf dem Weg zur anderen Seite des Planeten war, wo
sich die unterirdische Stadt der Goderijaner befand.
Das Ziel: Die unterirdische Stadt von den letzten noch
lebenden der Spezies Nohkui zu befreien.
Wie wir bereits wissen, startete Kommandeur
Miwar mit seinen vier Offizieren von seinem Hauptschiff, der
Aloriha, per Shuttle zum Planeten Sinas, während der Rest der
gesamten Flotte sich auf der Rückseite, also auf der Schattenseite
des Planeten in Warteposition auf dem Shuttles hielt.
Kommandeur Miwar saß gerade mit seinen
vier Offizieren Pilch, Bhonds, Frapeeh und zu guter Letzt
Magbur in einer gemütlichen Runde zu einem Umtrunk. Man sprach
über dieses und jenes und versuchte so gut es ging, sich besser
kennen zu lernen und die Zeit bis zur Ankunft auf Sinas
totzuschlagen.
»Sagt mal, habt ihr auch schon von diesen
Menschen gehört?«, fragte Offizier Pilch seine Kameraden
Bhonds, Frapeeh, und Magbur.
»Menschen, was ist das?«, kam
Offizier Frapeeh mit einer Gegenfrage.
»Nicht was das ist, sondern wer sie
sind, solltest du lieber fragen, Frapeeh?«
»Nein, das ist mir auch egal, ich kenne
diese... wie hießen sie doch gleich?«
»Menschen.«, unterbrach plötzlich
Kommandeur Miwar. Worüber sie alle staunten.
»Ja, da braucht ihr gar nicht so dumm zu
schauen. Es ist eine Spezies, die die Goderijaner Menschen nennen.
Die Goderijaner haben sich einige von einem Planeten mit dem Namen
Erde geholt. Sie sollen so aussehen wie wir und die Goderijaner.«,
erzählte Kommandeur Miwar.
»Wofür brauchen die Goderijaner denn
eigentlich diese Menschen.«, fragte Offizier Bhonds seinen
Kommandeur.
»Das ist mir nicht bekannt. Ich kann
euch nur das sagen, was man in den Kommandeursräumen so
tuschelt. Und da hieß es unter anderem, dass nach der Einnahme
der unterirdischen Stadt der Heilige Xarmax von Goderijan für
alle Flottenverbände seiner Verbündeten ein großes
Fest zu Ehren aller Kommandeure und ihrer Krieger geben will. Wir
werden alle auf Goderijan eingeladen. Dort befinden sich dann auch
diese Menschen. Ach ja, und die Apaloss vom Planeten Rigkhonia sollen
dann auch am Fest teilnehmen.«, berichtete Kommandeur Miwar
des weiteren.
»Mann, da wird ganz schön was los
sein! So viele Nationen auf einmal, oder?«, sagte Magbur
freudig.
»So ist es. Die Apaloss kennen wir ja zur
Genüge, diese langweiligen Spinner, dennoch, auf die Menschen,
auf diese Spezies bin ich jetzt schon gespannt.«, warf
Offizier Frapeeh ein.
»Lasst es gut sein, Männer, bis
dahin ist noch genug Zeit. Wir sollten uns lieber auf unsere
bevorstehende Aufgabe konzentrieren, okay?«, verlangte
Kommandeur Miwar.
»Natürlich, Kommandeur, wie Sie
wünschen.«, erwiderten alle.
»Achtung, in zehn Minuten sind wir an
Punkt Eins, Kommandeur Miwar?«, hallte es in den winzig kleinen
Aufenthaltsraum, wo sich Kommandeur Miwar und seine Offiziere einen
Umtrunk gönnten.
»So, meine Herren, dann kann es ja endlich
losgehen. Alles Gepäck aufnehmen und ab in die Landekapsel.«
Dann standen die Offiziere kurz und bündig
Spalier und bejahten Miwars Befehl mit einem sehr lauten und
gleichzeitigen »Jawohl mein Kommandeur«. Anschließend nahmen
sie ihr Gepäck wie befohlen auf und begaben sich in die
Landekapsel.
Alle Großraum-Shuttles der Flotte
beherbergten Lande- und Rettungskapseln. Die Landekapsel hatte für
höchstens acht Personen Platz. Sie wurden meistens für
unauffällige Landeoperationen benutzt. Sie waren klein, sehr
leise, also kaum zu hören und man konnte mit ihnen auf fast allen
nur erdenklichen Unebenheiten also in sehr schwierigem Gelände
landen. Das Besondere an diesen Landekapseln war, durchaus die
Möglichkeit zu nutzen, mit ihnen wieder bis in den Orbit des
zu operierenden Planeten zurückzufliegen und auf diese Art
dort angekommen, von dem Shuttle wieder aufgenommen zu werden. Nach
einer Weile war es dann so weit. Langsam und stetig öffnete
sich die Außenluke und die Landeskapsel setzte sich von innen
nach außen hin in Bewegung. Kommandeur Miwar hatte es nicht
nötig, sich in den Pilotensitz zu setzten, obwohl es für ihn
eine Kleinigkeit wäre, die Steuerung zu bedienen. Hier an Bord
der Landekapsel ging alles automatisch. Der Bordcomputer musste
lediglich mit den Koordinaten der derzeit genauen Lage des
Landeplatzes gefüttert werrden. Das war eigentlich schon
alles.
»So, Jungs, überprüft nochmal
euer Anschnallsystem.«, bemerkte Kommandeur Miwar so nebenbei.
Im Nu erreichten sie die Hypergeschwindigkeit
und verschwanden im Schwarzen und unendlichen Raum in Richtung des
Planeten Sinas. Ruckzuck ging es voran und ehe sich alle versahen,
setzten sie schon am vorgegebenen Landeplatz zur Landung an.
»Alle Mann sofort raus und ab in
Stellung.«, schrie Kommandeur Miwar seine Offiziere an, die
sofort in Richtung des zirka zwanzig Meter angrenzenden Waldrandes
stürmten und sich vor den dort befindlichen Büschen und
Unterhölzern verschanzten. Dann folgte erst mal Schweigen.
Kommandeur Miwar erkundete inzwischen mit seiner Ortungssonde, die
auf alles organische Leben reagierte, die gesamte Gegend. Still,
alles war still. Die Ortungssonde konnte bisher keinerlei organisches
Leben ausfindig machen. Allerdings nur in einer Reichweite bis zirka
600 Metern im Radius. Das reichte Kommandeur Miwar nicht im
Geringsten. Sofort packte er aus seinem Rucksack, den er auf dem
Rücken trug, eine Minisonde aus. Diese Minisonde, nicht
größer als 20 Zentimeter, konnte bis zu zwei Stunden lang
selbstständig bei einer Reichweite von bis zu sechs Kilometern
im Radius, in einer Höhe von bis zu dreihundert Metern
herumfliegen und auf organisches Leben abtasten. Der einzige
Schwachpunkt, den die Sonde hatte: Man konnte sie nach ihrer Rückkehr
und Auswertung nicht mehr gebrauchen und musste sie entsorgen. Die
Offiziere begriffen, dass sie sich durch das Abfeuern der Minisonde
diese zwei Stunden lang nicht vom Fleck rühren durften. Also
machte es sich jeder, so gut es unter diesen Umständen ging und
mit größter Vorsicht, etwas gemütlich.
Schon sauste die Sonde mit einem leisen Surren davon. Jetzt hieß
es abzuwarten bis die Sonde zurückkehrte.
Völlig regungslos und absolut leise
wartete Miwar mit seinen vier Offizieren auf die ersehnte Rückkehr
der ausgesetzten Spionagesonde. Plötzlich horchten alle auf. Sie
konnten wieder dieses leise Summen vernehmen. Dann endlich:
Punktgenau landete die Sonde vor Kommandeur Miwars Füßen,
so dass er nur noch seinen Arm auszustrecken brauchte um sie zu
erreichen. Was er auch tat. Dann ein kurzes Ablesen des Berichtes
der Spionagesonde und Kommandeur Miwar stand auf und ging auf seine
Offiziere zu begleitet mit einem gepfiffenem Liedchen. Erstaunt,
starrend und verblüfft lagen die vier Offiziere noch immer
unbeweglich vor den Büschen im Unterholz.
»So Jungs, Aufstellung nehmen!«,
befahl der Kommandeur Miwar mit strenger Stimme.
Sofort standen die Kommandeurs-Anwärter auf und stellten sich in
einer Reihe.
»Also, Jungs, hört mal alle her.
Nach dem Plan befinden wir uns zirka eine Stunde von der
unterirdischen Stadt entfernt, wenn wir schnell und zügig
vorangehen würden, was wir aber nicht tun werden. Die Sonde hat
zwar nichts entdecken können, dennoch ist äußerste
Vorsicht geboten. Ich traue dieser Stille nicht, deswegen lieber
etwas langsamer als voreilig in eine Meute von Nohkuis geraten. Wir
werden hintereinander gehen und aufs Schärfste achtgeben. Ich
werde vorweg gehen. Nach mir folgt dann Offizier Pilch, nach Pilch
folgt dann Offizier Bhonds, nach Bhonds folgt dann Frapeeh und den
Schlussmann bildet Offizier Magbur. So lange wir marschieren möchte
ich euch nun in dieser Reihenfolge sehen. So weiß ich stets,
wo sich jener welcher von euch befindet. Hat das auch jeder von
euch verstanden?«, fragte Kommandeur Miwar seine Offiziere.
»Jawohl, Kommandeur Miwar.«,
antworteten die tapferen Offiziere im gleichen Ton.
»So, aber bevor wir uns auf den Weg
machen, werden wir die Rettungskapsel mit viel Grünzeug und
Ästen, was hier so herumliegt, tarnen. Macht schnell, die Zeit
drängt.«, befahl noch Miwar seinen Jungs.
Gesagt, getan. Schon bald war die Tarnung der Landekapsel perfekt.
Und es konnte endlich losgehen.
»Na, dann lasst uns losmarschieren.«,
befahl Miwar.
So marschierten sie, nach Plan versteht sich,
geradewegs auf die unterirdische Stadt zu.
Kapitel 19, Angriff auf den Planeten Sinas, Teil 4
Anfang und Kapitelübersicht
© 2012 by Peter Althammer
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