Kapitel 22
Kampf um die Völker der Vereinten Planeten (Teil 2)
Unterdessen auf dem Führungsgleiter der Chasquiana:
Kommandant Zortekan saß in seinem gemütlichen Kommandostuhl und
schaukelte und drehte sich mitsamt Stuhl gelangweilt mal nach
rechts und mal nach links. Dabei wandte er keinen Moment lang seine
Blicke vom Bildschirm, um die Nohkui stets beobachten und verfolgen
zu können.
»Kommandant, wir bekommen gerade eine weitere und codierte Meldung von unseren
Verbündeten, den Apaloss, herein.«, meldete Dorenth überrascht.
»Was wollen sie denn dieses Mal?«, fragte Zortekan.
»Es ist ein Kommandeur namens Miwar und er nennt sein Schiff die
Aloriha.«, berichtete Dorenth.
»Nun gut, fragen Sie, was er möchte und sagen Sie, dass wir bereits
einen strickten Befehl von ihrem General haben.«, erklärte
er des Weiteren.
»Kommandant, dieser Kommandeur Miwar sagt, dass er über alles bescheid weiß
und direkte Order von ihrem General hat. Des Weiteren hat er
strikte Anweisung, unser gesamtes Geschwader an Bord zu nehmen.«,
berichtete Dorenth eifrig.
»Fragen Sie ihn, ob er uns einen Beweis dafür liefern kann. Außerdem
möchte ich den Namen seines Generals wissen. Es könnte
genauso ein Trick von den Nohkui sein.«
»Kommandeur Miwar weiß über alles bescheid, auch über Ihre Befehle, die
Sie von Ihrem General Goduru bekommen hatten. Wenn Sie es wünschen,
sagte er, dann kann er Sie bis ins Kleinste aufklären.«,
vermittelte Dorenth weiter.
»Gut, dann soll er mich mal überraschen.«
Natürlich wusste Zortekan, dass das, was Miwar erklärte, nur jemand wissen
konnte, der erst vor kurzem mit seinem General Goduru gesprächlichen
Kontakt hatte, was ihn natürlich auch letztendlich überzeugte.
»Dorenth, sagen Sie ihm, ein herzliches Willkommen in diesem Krieg.«,
vermittelte Dorenth wieder.
»Der Kommandeur sagt, das Gleiche wünscht er Ihnen auch, doch für
gewisse Scherze ist vielleicht später noch Zeit.«, fügte
Dorenth hinzu.
»Recht hat der Mann. Fragen sie Miwar, wie er vorgehen will.«,
vermittelte Dorenth weiter.
»Er sagt, dass er uns schon einige Zeit auf seinem Schirm hat und in Kürze
in unsere Nähe sein kann. Doch sollten wir außer der
Reichweite der Abtastsonden der Nohkui sein und sofort anhalten. Die
Hauptstreitmacht geht uns deshalb nicht verloren, weil er weiß, wo
diese Bestien hinwollen.«, sagte er zu seinem Kommandanten.
»Das weiß ich auch. Nun gut, mein Bester. Habe mich bei dieser Verfolgung
sowieso nicht sehr wohl gefühlt.«, erklärte Zortekan.
»Wir alle auch nicht, Herr Kommandant, wenn ich bemerken darf. Wenn man
bedenkt, dass sich vor uns die Hauptstreitmacht der Nohkui
befindet.«, erwiderte Dorenth.
»Ich glaube, da irren Sie sich, mein guter, ich glaube eher, dass dies vor
uns nur ein Teil der Hauptstreitmacht der Nohkui ist. Aber senden Sie
nun, dass wir einverstanden sind und sofort die Verfolgung abbrechen.
Des Weiteren warten wir darauf, an Bord genommen zu werden. Zortekan, Ende.
*
Wieder an Bord der Aloriha, auf dem Führungsdeck:
Miwar saß, ja fast gelangweilt, auf seinem Kommandosessel und wartete
auf die Antwort des Kommandanten Zortekan.
»Herr Kommandeur, Kommandant Zortekan sagt, dass er mit allem einverstanden
ist, die Verfolgung der Hauptstreitmacht der Nohkui sofort beendet
und auf die von uns durchzuführende Aufnahme sämtlicher
Kampfgleiter wartet. Zudem bedankt er sich schon im Vorfelde.«,
sagte Leutnant Magbur.
»Auch ich bedanke mich für seine Kooperation und freue mich, ihn und
seine Krieger kennenzulernen.«, gab er freudig an.
Nun hatte Miwar eine gewaltige und zudem extrem gefährliche Aufgabe
zu erfüllen, bei der er sich keinen einzigen Fehler erlauben
durfte.
Schon nach kurzer Dauer erreichte Miwars Schiff, die Aloriha, Zortekans
Geschwader und nahm diese in Hangar neun auf, wo Miwar auch schon auf
den Kommandanten und dessen Krieger sehnsüchtig wartete.
Als nun alle fünfzehn Gleiter in Reih und Glied standen und sich Kommandant
Zortekan mit seinen Kriegern vor seinen Kampfgleitern in einer Reihe
postierten, trat Kommandant Zortekan einen Schritt vor seine Männer,
um sich zu erkennen zu geben. Dann trat Miwar vor den Kommandanten
und grüßte ebenso. Nachdem das Formelle erledigt war,
wurde es nun endlich persönlicher.
»Mann, Kommandeur Miwar. Ist ja ein riesiges Schiff, das Sie da haben!«,
bemerkte Zortekan so ganz nebenbei und merklich etwas neidisch.
»Aber nicht doch, Herr Kommandant, glauben Sie mir, je größer die
Schiffe, umso mehr Probleme gilt es zu beseitigen.«, erwiderte
Miwar.
»Wem sagen Sie das, Freund Miwar. Ich darf Sie doch als meinen Freund
bezeichnen?«, prüfte ihn Zortekan.
»Gewiss, wir sollten diese Förmlichkeiten beiseite schieben und eher
lockerer und gemeinsam an diese ganze Sache herangehen. Ihre Männer
werden von Leutnant Magbur auf ihre Quartiere gebracht und
anschließend in alles was sie wissen wollen und müssen
eingewiesen werden. Natürlich nur mit deiner Erlaubnis,
Zortekan?«, erklärte er ihm.
»Natürlich, Miwar.«, gab er sich einverstanden.
Und auch Zortekan wurde in den Stand der Dinge und natürlich
auch in allem, was Miwar vorhatte, eingewiesen. Beide gingen auf die
Kommandobrücke, um weitere Einzelheiten zu besprechen.
*
Währenddessen auf der Kommandobrücke des Führungsschiffes, Generals Goduru:
Dort war es soweit. Die ersten Geschwaderwellen der Nohkui
brachen in die Flottenformation des Generals ein. Sie feuerten ihre
gefährlichen Impulsstrahlen gezielt in einige der größeren
Schlachtschiffe ab, die zunächst keinerlei Wirkungen zeigten
und wegen der Schutzschilde wie Spielbälle abprallten und
folglich ihre Detonationskraft ins Leere entluden. Der General
stand wie gebannt vor seinem Bildschirm, wo er dem Treiben der
Nohkui mit starren und zornigen Blicken beiwohnte.
»An Kampfjägergruppen 1, 5, 7, 9: Sofort angreifen, feuern nach
eigenem Ermessen.«, gab der General den Befehl.
Nach diesem eindeutigen klaren Befehl schossen seine Kampfjäger
gruppenweise wie Schwärme von Bienen aus den Hangars sämtlicher
Großkampfschiffe der Flotte auf die Nohkui zu. Staffelführerin
Pinlaja führte diese vier Gruppen an.
Jeder Kampfjäger bestand aus exakt vier Personen. Das erste
Besatzungsmitglied war der Gruppenführer, er befehligte die
restlichen drei Mitglieder, dann folgte der Pilot, er lenkte den
Kampfjäger, des weiteren der Bordschütze, wie schon der
Name sagt, bediente und feuerte er die Laser- und Impulswaffen aller
Art ab. Als nächstes und zum Schluss der Navigator, der
sämtliche Entfernungen des Feindes in den Bordcomputer eingab
und auch Daten, die der Bordcomputer vorschlug, eventuell befolgte.
Auf dem Kampfjäger der Staffelführerin und Leutnant Pinlaja:
Nachdem Sie den Hangar verlassen hatten, flogen sie sofort eine
Überkopfrolle, so dass sie dem Feind, der sie gleich angegriffen
hatte und sich folglich mit seiner Maschine hinter ihnen befand, den Spieß
einfach umgedrehen konnte, so dass Pinlaja statt den Feind hinter
sich, ihn nun vor sich hatte.
»Bordschütze aufgepasst! Pilot Sabarr, nicht locker lassen! Immer schön an ihm
dranbleiben. Den kaufen wir uns, den will ich haben. So ist es gut,
dann sag mal deinem Arsch auf Wiedersehen. Bordschütze, Feuer frei.«, gab sie den Befehl.
Noch während des Abfeuerns der gewaltigen Impulskugel schwenkte ihre
Kampfjägermaschine nach links weg.
»Und, Navigator, haben wir ihn erwischt?«, fragte sie lässig.
»Jawohl, Leutnant Pinlaja, voll ins Schwarze getroffen.«, berichtete der
Navigator.
»Gut geschossen, Pilot Sabarr.«, lobte sie ihren Bordschützen,
der sich ausschwieg und nur ein Lächeln zu seinem Besten gab.
Sowohl die Kampfjägerstaffeln des Generals, als auch die Jäger des
Feindes flogen wie ein Schwarm Vögel, ein völliges
Durcheinander, das Seinesgleichen suchte. Dass da ein System
dahinter zu stecken schien, war schwerlich zu glauben. Doch es war
so.
Immer und immer wieder wurden die Kampfjäger des Generals, aus allen
erdenklichen Winkeln von den Nohkui angegriffen.
»Meine Güte, seht euch das mal an. Bei diesem Anblick könnte man
doch glatt den Eindruck gewinnen, dass das die gesamte Großflotte
der Nohkui ist und nicht nur die Ablenkungswelle. Wie groß muss
erst ihre Hauptstreitmacht sein?, gab Leutnant Pinlaja echt
beeindruckt von sich.
»Na, dann warten Sie erst mal ab, wenn Sie die zwölf Flottenverbände der
Dilliks zu sehen bekommen!«, erwähnte Pilot Sabarr so
ganz nebenbei. Worüber Leutnant Pinlaja ehrlich gesagt
hellhörig wurde, da sie eigentlich dachte, nur die Offiziere
wurden letztendlich von dem Ankommen der Verbündeten, den
tapferen Dilliks und ihrer zwölf Flottenverbände, unterrichtet.
»Woher wissen Sie das?«, fragte sie nach, während der Pilot ein
Ausweichmanöver wegen eines Geschosses der Feinde einleitete.
»Ich habe einen Freund, der einen Freund hat. Dieser Freund hat eine
Schwester, die wiederum jemanden persönlich in einer hohen
Position kennt, die ich Ihnen aber mit Sicherheit nicht verraten
werde. Außerdem ist das, meine Liebe, schon längst kein
Geheimnis mehr. Die ganze Flotte weiß darüber Bescheid. Wir
wissen eben aus sicherer Quelle, dass unser General niemals mit nur
einer Flotte gegen die Nohkui angetreten wäre und damit unser
aller Leben aufs Spiel zu setzen. Das wäre unlogisch, töricht
und absolut von Größenwahn geprägt, wenn General
Goduru dies getan hätte.«, erklärte Pilot Sabarr
seinem Leutnant.
»Nun gut, schweigen Sie nun und konzentrieren Sie sich vielmehr auf den
Kampf. Da vorne kommt schon wieder einer!«, deutete Leutnant
Pinlaja an.
Mit einer gekonnten Rechtsrolle wich Sabarr dem Feuerhagel des Nohkui aus
und schoss den Verfolger mit einem gezielten Faserschuss auf seine
Flügel zwar nicht ab, aber dennoch außer Gefecht. Überall
knallte es, in sämtlichen Farben und Varianten
verschiedenster Waffen- und Geschossarten, die beiden Seiten zur
Verfügung standen.
Doch halt, was war geschehen?
»He, was haben die denn vor?«, schrie nun der Pilot völlig
entrüstet, ja fast außer sich vor Wut.
»Beruhige dich doch, Sabarr, das ist eine ihrer Finten. Los, verfolge ihn!«,
befahl sie ihrem Piloten.
»Und wenn es eine Falle ist?«, fragte er seinen Leutnant.
»Klar ist es das!«, erklärte nun Pinlaja ihrem Piloten lässig.
Der natürlich völlig außer sich und verdattert
dreinschaute und nur noch Bahnhof verstand.
»Ja, aber warum muss ich ihn dann verfolgen?«, wies der Pilot
darauf hin.
»Jetzt bleiben sie mal ruhig, Sabarr! Die glauben, uns in die Falle locken zu
können. Wir müssen sie so lange verfolgen, bis uns General
Goduru das verabredete Zeichen zur Umkehr gibt. Ich schätze,
das wird nicht mehr allzulange dauern.«, erklärte sie
ihrem Piloten.
Ȇbe dich in Geduld, Sabarr. Du kommst schon noch am Zuge. Bevor wir
wieder abdrehen schenke ich ihn dir.«, gab sie das Versprechen.
»Mann, den werde ich fertigmachen, diese Insektenfresse.«, freute
sich Sabarr.
Sämtliche Kampfjäger der Nohkui gingen zu ihrer Täuschung über
und taten genau das, was sich der General erhofft und aus seiner
Informationsquelle erfahren hatte. Ja, alle formierten sich und
flohen geschlossen im Verbund, ja fast wie auf dem Präsentierteller,
vor den Jägern der Flotte des Generals. Jetzt mussten sie nur
noch außer Reichweite sein, damit die bald ankommenden zwölf
Flottenverbände der Verbündeten Dilliks sich unbemerkt
mit der Flotte des Generals vereinigen konnten, um dann
geschlossen, wie geplant, gegen die Hauptstreitmacht der Nohkui
anzutreten und als Überraschungseffekt wirkungsvoll angreifen
zu können. Doch ist uns natürlich bekannt, dass Kommandeur
Miwar im Vorausflug mit einem Ionen-Impuls-Detonator
ausgerüstet die Nohkui in der Madunischlucht mitsamt
ihren Flottenverbänden in den Raum sprengen wollte.
Also beschloss der General, erst mal auf Miwar zu warten. Sollte
Miwar nicht erfolgreich sein, konnten die vereinten Flotten noch
immer eingreifen und die Nohkui schwer anschlagen, wenn nicht gar
vollends vernichten. Es schien so, dass sich das Glück auf die
Seite des Generals schlagen würde. So hat es zumindest im
Augenblick den Anschein. Was sich natürlich auf das Gemüt
des Generals schlug und er sich nun im vollen Kampffieber befand.
*
Währenddessen auf der Führungsbrücke des Generals:
»Mann, das klappt ja alles wie am Schnürchen! Wenn nun Miwar auch noch
vom kämpferischen Glück geprägt ist, können wir
so gut wie sicher nach Hause und müssen uns nicht mit diesen
verdammten Nohkuis auf einen endgültigen Entscheidungskampf
einlassen. Na, wir werden ja sehen.«, sprach er zu seinen
Untergebenen.
*
Auf der Brücke der Aloriha:
Als Miwar die Mannschaft des Kommandeurs Zortekan begrüßte,
hieß er ihn im Nachhinein und persönlich als den neuen
Kommandanten recht freundlich willkommen. Miwar wusste, was diese
Krieger mitmachen mussten. Sie hatten fast alle ihre Kameraden
verloren. Nur noch diese 59 tapferen Männer, also der elende
Rest von insgesamt 1560 Kriegern, waren übrig geblieben. Er
wollte nicht noch mehr in einer Wunde dieser schon stark
gebeutelten Krieger herumstochern. Während sich nun
Kommandant Zortekans Männer in ihren neu zugewiesenen
Quartieren der Ruhe hingaben, zeigte Miwar Kommandant Zortekan die
aktuelle Gesamtlage anhand einer Aufzeichnung am Schirm. Und so
machten sie sich mit der Aloriha auf den Weg in einen sicheren
Abstand, von wo Miwar seinen Ionen-Impuls-Detonator
auf die Madunischlucht, die sich auf dem Mond Kalbar befand, abschießen
und ganz nah über ihr detonieren lassen konnte. Auf diese Weise, so
hoffte er, würden sämtliche Flottenverbände, die sich
dort in Stellung befanden, mit einem Schlag vernichtet werden.
»So, mein Bester, Sie sehen, unsere derzeitige Lage ist nicht einmal so
schlecht, oder was meinen Sie, Zortekan?«, fragte ihn Miwar.
»Gewiss, Miwar, gewiss. Doch, so frage ich mich, wie willst du den
Ionen-Impuls-Detonator unentdeckt ins Ziel lenken und detonieren
lassen? Ich meine, ich zweifle keineswegs an deinem Plan. Doch gerade
dir müsste bekannt sein, dass die Nohkui bestimmt nicht so blöde
sind und diesen Sektor höchstwahrscheinlich schon längst
vermint haben? Und, wenn du Pech hast, auch noch höchstpersönlich
überwachen?«, erinnerte Zortekan ihn.
»Natürlich ist mir das bekannt, mein Lieber. Daran hatte ich im Vorfeld schon
gedacht und auch schon eine Idee. Ich werde den Detonator als einen
ihrer Kampfjäger, der dem Anschein nach beschädigt ist, tarnen.
Es wird so aussehen, als befände er sich lediglich auf dem
Nachhauseweg zu seiner Hauptflotte. Na, was sagst du dazu, Zortekan?«,
unterbreitete Miwar seinen Plan.
»Ja, durchaus keine so schlechte Idee, doch wie willst du ihn denn tarnen,
und was geschieht, wenn der Plan fehlschlägt und der Detonator
schon längst vor seinem Ziel vernichtet wird?«, fragte ihn
nun Zortekan.
»Wir wissen, dass die Nohkui, noch bevor sie sich in ihre und ständig
neu festgelegte Zonen begeben, sich eines Geheimsignals bedienen.
Und genau dieses Signal ist uns bekannt. Außerdem sind wir im
Besitz, wie schon angedeutet, eines ihrer Kampfjäger, aber fragen
Sie mich nicht, woher wir ihn haben. Wir werden, was ich natürlich
schon längst veranlasst habe, unseren Ionen-Impuls-Detonator
an Bord dieses Kampfgleiters verstecken und jenen mit
ihrem eigenen Signal versehen. Ich glaube, das müsste reichen, um
unseren Detonator ins Ziel zu bringen. Wenn dieser Versuch
fehlschlägt, was ich natürlich nicht hoffe, würde er
zumindest in der Nähe der Mine explodieren. Die Flotten der
Nohkui würden sich allemal im Radius seiner Detonationswelle
befinden. Sie würden zwar nicht vollständig vernichtet,
aber immerhin wird ihre Kampfkraft erheblich geschmälert werden.
Nun Zortekan, was sagen Sie dazu?«, fragte er ihn und sah an
seiner Mimik, dass er ihn längst überzeugt hatte.
»Dieser Plan, mein Bester, hat mich überzeugt, zumindest ist es einen
Versuch wert, Miwar.«, warf er zufrieden ein.
»Natürlich ist es das! Wir sollten nichts unversucht lassen, um diesen Bestien
endgültig den Garaus zu machen. Diese Nohkui werden immerhin so
weit geschädigt sein, dass es ihnen schwer fallen wird, unsere
Angriffe mit einer vergleichbaren Stärke und Intensität
abzuwehren, so dass wir wiederum so zuschlagen können, wie es
unsere Führung geplant hatte und wir sie auf diese Art vernichtend
schlagen können.
*
Während sich das Schiff von Miwar gezielt auf den Weg in Richtung des
Panarnebels machte, wo sich der sogenannte Mond Kalbar befinden soll,
verfolgten die Geschwadergruppen 1, 5, 7 und 9 weiterhin den
zum Schein flüchtenden Kampfjäger der Nohkui. Wie schon
gesagt, verfolgten die Geschwader die Nohkui nur so lange, bis die
Verbündeten, die Dilliks, mit ihren 12 Flottenverbänden bei
Goduru ankamen um sich letztendlich mit der Flotte des Generals
Goduru zu vereinigen. Dort sollte dann die nun auf insgesamt 13
Flottenverbände vergrößerte Hauptgroßmacht
im Falle eines Misserfolges des Kommandeurs Miwar den Nohkui endgültig
und für alle Zeiten den Garaus machen.
Auf der Brücke des Führungsschiffes des Generals Goduru:
»Herr General, die Flottenverbündeten des Sohns des Herrschers Squitth,
General Eltier, sind soeben in unseren Sektor eingeflogen und bitten,
gehört zu werden.«, meldete sein Navigator gehorsamst.
»Ah ja, endlich. Geben Sie ihn mir sofort auf den Schirm!«, befahl
Goduru hocherfreut.
Und als General Eltier am Schirm erschien, hielt General Goduru nichts
mehr auf seinem Kommandostuhl.
»Ah..., seid mir herzlichst willkommen, ehrenwerter General, Sohn des so
allmächtigen und großen Herrschers Squitth.«, gab er
schon fast zu schmeichelhaft von sich.
»Auch ich freue mich, euch, mein lieber General Goduru und natürlich
die gesamte Flotte, wohlauf und bei bester Gesundheit anzutreffen.
Doch eines vorweg, General Goduru: Unsere Spähgleiter meldeten
mir, dass sich einige ihrer Kampfgleiter bereits der Verfolgung eines
Geschwaders der Nohkui annehmen. Wie sich erkennen lässt, geht
unser gemeinsamer Plan auf?«, erwähnte General Eltier so
ganz nebenbei.
»Gewiss, General Eltier, alles läuft bisher nach Plan. Ich werde sofort
den Befehl geben, dieses Geschwader der Nohkui zu vernichten.
Anschließend sollen unsere Kampfjägerstaffeln sofort auf
ihre Schiffe zurückkehren, damit wir, falls Miwars Plan
nicht gelingen sollte, bereit sind, zum Angriff überzugehen.«,
warf der General ein.
»Bestens, General Goduru. Dann heißt es mal wieder zu warten. Hoffen wir,
dass Miwar Erfolg hat. Wenn ja, bleibt uns einiges erspart. Sie sind
doch sicherlich auch meiner Meinung?«, fragte Eltier prüfend
nach.
»Gewiss, General Eltier. Trotzdem, auch ohne Miwar werden wir diese Bestien
fertigmachen.«, gab Goduru, fast wie besessen wirkend, Eltier
zu verstehen. Was Eltier zu denken gab.
Als General Goduru während des Gespräches mit General Eltier
aus dem Vertrienten (Trien - eine Art Glas der Apaloss) sah,
verschlug es ihm doch glatt den Atem. Was er da zu sehen bekam, glich,
ja, konnte man doch durchaus dieses Treffen als das Treffen aller
Planeten bezeichnen. So weit das Auge reichte, konnte man nichts
anderes als riesige Kampfschlachtschiffe, Kampfgleiter und
Jägerstaffeln erspähen, die Schwärmen von Vögeln
ähnlich um die Großen Raumschiffe umherflogen.
Es mussten tausende an kampfbereiten Schiffen in
jeder nur erdenklichen Größenordnung sein. Ein Anblick
der absoluten Macht, ein Anblick, der jeden Gegner mit Sicherheit
erschaudern ließe, wenn er angreifen würde. Mit diesen 13
Flottenverbänden, die sich nun zusammenschlossen und mit
einer überdimensionalen Großflotte verglichen werden
konnte, war der Krieg, so dachte sich General Goduru, ja fast schon
gewonnen. Wobei Goduru nicht einmal so Unrecht hatte. Doch sollte
der General trotz alledem nicht in Sicherheit und Sieg
schwelgen, nein, im Gegenteil. In vielen Kämpfen der
Vergangenheit bewiesen die Nohkui doch immer wieder ihre
Intelligenz. Wobei, wenn einer ihrer Pläne aufflog bzw. nicht
gelang, sie doch immer einen zweiten, ja sogar einen dritten parat
hatten. Sie dachten und handelten immer im voraus. Das machte sie
eben so gefährlich und brachte ihnen sehr oft überwältigende
Siege ein. Das, so glaubte General Goduru, sei in diesem Kampf nicht
so. Trotz alledem ist höchste Vorsicht bei diesen Teufeln doch
allemal geboten. Nachdem das Gespräch mit General Eltier
beendet wurde, ging schließlich die Großflotte in Warte-
und Angriffsstellung über. Nun kam es einzig und alleine auf
Kommandeur Miwar an. Alles hing davon ab, ob auch Miwar den
Ionen-Impuls-Detonator ins sichere Ziel bringen bzw. steuern konnte.
Wenn ja, blieb höchstwahrscheinlich vielen Kriegern der Tod
erspart. Gelänge es ihm nicht, würde ein Kampf gegen die
Nohkui entbrennen und nicht mehr zu verhindern sein. Denn diesmal gab
es kein Wenn und Aber. Keiner der beiden mächtigen Generäle,
also weder Goduru noch Eltier, würden sich zurückziehen und
schon gar nicht ihre Offiziere. Ihnen allen war der Kampfdrang ins
Gesicht geschrieben. Sie waren sprichwörtlich nicht mehr zu
halten. Denn zu viele Opfer waren in der Vergangenheit sämticher
Vereinten Planeten zu beklagen.
*
Währenddessen
befanden sich die Staffelführerin, Leutnant Pinlaja, und insgesamt
vier Gruppen noch immer bei der Verfolgung des Geschwaders der
Nohkui. Natürlich befanden sich Leutnant Pinlaja und ihre
Staffel in der Übermacht und deshalb machte es Pinlaja und ihren
Kriegern besonders Spaß, diese verhassten Nohkui zu verfolgen.
»Leutnant Pinlaja, wir bekommen gerade den Befehl, das Geschwader der Nohkui
zu vernichten. Des Weiteren besteht der General darauf, keinen
einzigen Kampfjäger entkommen zu lassen. Die Führung
wiederholt: Es darf keiner entkommen.«, meldete der Navigator.
»Na dann, meine Herren, lasst uns diese Ungeheuer fertigmachen!«,
befahl Leutnant Pinlaja.
Nach gewisser Zeit schossen die Staffeln einen Nohkui Kampfjäger
nach dem anderen ab. Bis auf einen, der Pinlaja sofort auffiel.
»Pilot Sabarr, siehst du, was ich sehe?«, fragte sie ihn.
»Und ob ich das sehe. Das ist doch unser Ausreißer von Nohkui, der
uns entkommen ist?«, stellte er mit Freuden fest. Ja, mit einer
Gier in seinen Augen, dass man glatt Angst bekommen könnte.
»So ist es, Sabarr. Ich hatte ihn dir doch versprochen, jetzt hast du und
der Bordschütze die Chance, nütze sie gut und fliege wie
noch nie. Er gehört dir.«, gab Pinlaja mit einem Glitzern
in den Augen den Befehl, den Sabarr nur zu gerne befolgte.
»So, du Missgeburt, du gehörst mir, du bist mein. Lebe deinen letzten
Atem.«, gierte Sabarr nach seinem Leben. Dann begann der
Angriff auf diesen noch übrig gebliebenen Kampfjäger der Nohkui.
»An alle: Keiner feuert mehr auf diesen Jäger, dieser gehört
nun Pilot Sabarr. Das ist ein Befehl.«, befahl die
Staffelführerin ihren restlichen Kampfjägergruppen 5, 7 und 9,
die sofort einlenkten und nur noch als Begleitung hinterherflogen.
Dann ging es los.
*
Währenddessen auf der Brücke der Aloriha:
Kommandeur Miwar und Kommandant Zortekan standen noch beide auf der Brücke
und unterhielten sich über dieses und jenes, bis Miwar das
aktuelle Thema abrupt beendete.
»Verzeihen Sie mir, mein lieber Zortekan, ich muss leider unser kleines
Schwätzchen beenden, denn wir kommen jetzt zu den genauen
Koordinaten, wo wir den Kampfjäger mit dem Ionen-Impuls-Detonator
starten werden.«, warf Miwar ein.
»Aber sicher doch, Miwar, bitte lass dich von mir nicht stören.«,
sagte Zortekan.
»Achtung, Techniker, sofort den Kampfjäger starten, in drei, zwei, eins,
und los! So, mein lieber Zortekan, jetzt heißt es abwarten. Dann,
in zirka einer Stunde wissen wir, ob unser Täuschungsmanöver zum
Erfolg und somit zum Sieg geführt hat.«, sagte Miwar mit einer
eisernen Mimik in seinem Gesicht.
»Ja, mein Lieber, ich hoffe es genau wie du. Es wäre schön, wenn
endlich mal wieder Frieden einkehren würde.«, wünschte
sich er sich.
»Ja, man könnte sich endlich mal wieder anderen Dingen zuwenden. Und,
ehrlich gesagt, bin ich es auch leid, diesen ewig andauernden Krieg
zwischen uns, den Vereinten Planeten und diesen Nohkui. So, Leutnant
Magbur, veranlassen Sie sofort eine direkte und codierte Verbindung zu
General Goduru!«, befahl er lauthals. Was seinen Leutnant zur
großen Eile veranlasste.
»Jawohl, Herr Kommandeur.«, erwiderte dieser.
Als dann die Verbindung stand:
»Miwar, mein fähigster Kommandeur, was haben Sie mir denn schönes
zu berichten?«, schleimte sich Goduru mal wieder bei Miwar ein.
»Mein General, soeben wurde der getarnte Kampfjäger der Nohkui mit dem
Detonator an Bord wie besprochen zu seinem Ziel geschickt.
Geschätzte Ankunft und Detonationszeit: 1 Stunde und 57 Minuten.«,
berichtete nun Miwar sehr eifrig.
»Gut gemacht, Miwar, wir alle sind stolz auf Sie und ihre Crew.«,
frohlockte der General.
»Nun, mein General, ich denke, dass wir in erster Linie Kommandant Zortekan
und seinen Männern danken sollten.«, riet er ihm.
»Äh..., gewiss, auch den Chasquiana sind wir zu großem Dank
verpflichtet. Danke und nochmals Dank.«, plegte er sich
bescheiden auszudrücken.
Wir werden nun auf die Bestätigung unserer Sensoren der Detonation
warten, mein General.«, sagte Miwar.
»Natürlich, Miwar. Gut, dann melden Sie mir umgehend, wenn diese Bestätigung
erfolgt ist, aber unverzüglich. Wir sitzen hier wie die reinsten
Dummköpfe herum, die nicht wissen, was sie tun sollen.«,
ärgerte sich der General mal wieder.
»Als Miwar das von seinem General zu hören bekam, gab er ihm,
natürlich nur im Gedanken, ausnahmslos Recht.
»Natürlich, mein General, ich werde Ihnen sofort Nachricht geben, sobald die
Bestätigung erfolgt ist. Miwar, Ende.«, dann verschwand
General Goduru vom Bildschirm.
»Mir scheint so, dass ihr General ein sehr nervöser Mann ist?«,
gab Zortekan aufmerksam zu verstehen.
»Nur nervös, sagst du? Mann, du musst ihn mal in Aktion sehen. Da bleibt
keine Zeit fürs Nachdenken mehr. Dieser Choleriker. Ich kann
beim besten Willen nicht verstehen, wie es solche Nervenwracks
überhaupt schaffen, in solch hohe Positionen aufzusteigen. Ist
ja nicht auszuhalten. Aber nicht mehr lange, es wird allmählich
Zeit, dass hierbei etwas unternommen wird.«, ärgerte sich
nun Miwar mächtig. Was Zortekan nur zu gut verstehen konnte.
»Da kann ich dich beruhigen, mein Bester. Bei uns ist es auch nicht
anders. Also, wäre ich in so einer hohen Position, würde
ich etliche in den Ruhestand schicken.«, versicherte Zortekan.
Worauf nun Miwar herzhaft lachen musste.
»Warum lachst du darüber?«, fragte nun Zortekan.
»Verzeih mir bitte, ich hatte mir eben vorgestellt, wie das wäre, wenn
ich diese Wahl hätte. Mann, dann würden wir ja keinen
einzigen General auf unserem Planeten mehr haben.«, spaßte
er weiterhin. Und als Zortekan das hörte, musste er auch fast
zum Schreien lachen. Ja die beiden lachten, dass sie sich fast in die Hosen
machten. Doch was Zortekan nicht wusste, ist, dass Miwar längst
etwas unternommen hatte und gerade deshalb so lachen musste.
»Mann, Zortekan, ich kann dir sagen, ich habe schon lange nicht mehr so
gelacht.«, gab er von sich.
»Sie sagen es. Kommt ja auch selten genug vor, dass wir etwas zum Lachen
haben.«, stellte er fest.
»Ja, Zortekan, du hast Recht. Kommt wirklich selten vor. Aber lassen wir
das jetzt. Wir sollten nun sehr aufmerksam den Flug des Kampfjägers
verfolgen.«, erinnerte Miwar.
»Gewiss, Miwar.«, erwiderte Zortekan.
Die Zeit verging sehr langsam und es war immerhin noch zirka 17 Minuten
Zeit bis zur Bestätigung, als Leutnant Magbur eine besondere
Meldung an Miwar weiterreichte.
»Kommandeur Miwar, ich habe mir erlaubt, diese Anomalie aufzuzeichnen, hier
bitte.«, gab Magbur den Bericht ab. Rasch las er den Bericht
und wurde kreidebleich. Während Leutnant Magbur neben ihm
stehend auf weitere Anweisungen wartete.
»Haben Sie noch einen Wunsch, Herr Kommandeur?«, fragte Magbur sehr
aufmerksam.
»Was? Äh... Nein, Leutnant, aber danke der Nachfrage. Sie können
nun auf ihren Platz zurück. Oder warten Sie mal, stellen Sie mir
umgehend eine Verbindung zum Führungsschiff her. Ich muss mit
dem General reden.«, befahl er seinem Leutnant.
»Jawohl, Herr Kommandeur, wird sofort erledigt.«, erwiderte er.
»Was ist denn geschehen, Miwar? Du siehst ja völlig fertig aus?«,
fragte ihn Zortekan.
»Wenn du eine solche Nachricht bekommen hättest, wärst du es
auch. Aber was soll es, hier, lesen Sie selbst.«, gab Miwar ihm
den Bericht.
»Was, der Detonator ist inaktiv, er ist deaktiviert worden? Ja, aber wie ist
denn das möglich? Ich meine, wie konnten, wer konnte ihn denn so
mir nichts dir nichts lahmlegen? Er muss defekt sein, ja, Miwar, er
muss defekt sein!«, schlussfolgerte Zortekan sehr aufgebracht.
»Ist er nicht. Diese verdammten Nohkui, sie haben irgendwie Wind davon
bekommen und sich bestimmt mit Hilfe des Beamens an Bord des
Kampfjägers transportieren lassen. Verdammt noch mal!«,
schimpfte Miwar, und das völlig verständlich, verärgert
um sich.
»Beamen? Ich glaube, ich habe da irgendwann mal was gehört. Was mein
Lieber ist das denn nun genau?«, fragte Zortekan völlig
verwundert.
»Ach, das ist eine Technik, die sich diese Bestien aus irgendeiner Welt,
die sie vermutlich mal wieder plünderten, gestohlen haben.
Diese Technik erlaubt es den Nohkui, sich transferierend, sozusagen,
sich in ihre eigenen Atome zu zerlegen und an einem
x-beliebigen Ort zu Transportieren und sich dann dort angekommen
wieder in ihre ursprüngliche Form quasi zusammensetzen zu
lassen.«, erklärte er des Weiteren.
»Das ist ja furchtbar. Aber was ich dabei nicht verstehe, ist, warum
benutzen sie diese Technik denn nicht, um auf unsere Schiffe zu
gelangen, um uns im Inneren zu sabotieren?«, eine kluge Frage,
die da Zortekan stellte.
»Na ja, so einfach ist das auch wieder nicht. Sie haben zwar schon
einige Male den Versuch gestartet und einige Spione auf diese Weise
eingesetzt, flogen aber immer wieder auf. Aus irgend einem Grund, den
wir bis jetzt noch nicht herausgefunden haben, können sie nur
jeweils eine Person beamen und das auch nur für kurze Zeit,
also begrenzt. Glaube mir, wenn es möglich wäre, dann
hätten sie schon ganze Armeen auf diese Weise gebeamt. Außer,
wie schon gesagt, ein paar Spione in unsere Reihen zu Schmuggeln,
ist nicht drin. Es wäre auch töricht, einen sozusagen
Einmann-Krieg gegen uns zu führen. Was diese verdammten Bestien
natürlich genau wissen.«, gab Miwar zu verstehen.
»Klar, das leuchtet mir ein. Na, da können wir aber heilfroh sein.«,
erkannte Zortekan ehrenhalber.
Plötzlich gab Leutnant Magbur Meldung:
»Herr Kommandeur, General Goduru reagiert nun auf unsere codierte Meldung.
Soll ich den Schirm freigeben?«, fragte er sorgfältig.
»Natürlich, was dachten Sie denn, warum wir ihn riefen?«, erwiderte sein
Kommandeur.
»Mann, diese Jugend heutzutage!«, wunderte er sich leicht ärgernd.
»Na, Miwar, warum riefen Sie mich jetzt schon? Bis zur Detonation sind es
doch immerhin noch etwa 15 Minuten Zeit.«, erinnerte der General
mit einem Becher Soch (ein alkoholisches Nationalgetränk der
Apaloss) in seiner Hand.
»Mein General, ich würde Ihnen vorschlagen, ihren Becher zur Seite zu
stellen.«, riet ihm Miwar recht freundlich.
»Miwar, was ist denn geschehen?«, schrie der General vom Schirm,
während er seinen Soch verschüttete.
»Nun, mein General, ich befürchte, dass die Nohkui auf den Trick mit dem
getarnten Kampfjäger nicht hereingefallen sind. So zumindest
ist die derzeitige Sachlage.«, berichtete Miwar gelassen.
»Aber wie konnte das denn passieren? Miwar, wo ist der Detonator?«,
fragte er ganz aufgeregt.
»Der Detonator ist endgültig verloren, also in der Hand der Nohkui,
die ihn entschärft haben.«, gab er lässig an.
»Was? Sie sind doch nicht ganz bei Verstand, Miwar. Ist Ihnen denn die
Gefährlichkeit dieses Detonators nicht bekannt? Sie
stümperhafter Anfänger! Was ist, wenn diese Ungeheuer
unseren Detonator gegen uns verwenden?«, brüllte und
brüllte der General.
»Beruhigen Sie sich doch, General. Noch vor dem Start und der Aktivierung des
Detonators habe ich eine Vorsichtsmaßnahme getroffen. Wenn
jemand diesen Detonator deaktiviert, würde sich der Computer im
Detonator für immer sperren, was ja auch geschehen ist. Sie
können mir ruhig glauben, nicht einmal wir, die wir diesen
Detonator konstruiert haben, könnten ihn wiederverwerten bzw.
scharfmachen. Er ist quasi nur noch ein Stück Schrotthaufen.«,
erklärte er seinem General.
»Dem großen Schaminar (eine Gottheit auf ihrem Planeten Rigkhonia)
sei Dank, wenigstens etwas Gutes in dieser schlechten Nachricht. Das
bedeutet also, dass wir um einen Entscheidungskampf nun nicht mehr
herumkommen?«, vergewisserte er sich nochmals.
»Ich fürchte nicht, mein General.«, gestand Miwar leicht
bedrückt.
»Nun schauen Sie nicht so bedrückt drein, Miwar. Ich weiß, dass Sie
alles in ihrer Macht stehende getan haben. Nun denn, so lasst uns
beenden, was wir begonnen haben und mit diesen verdammten Biestern
von Nohkui abrechnen. Wir werden nun das Universum von ihnen
befreien und wenn es das letzte ist, was ich noch zu tun habe. In
genau fünf Minuten werden wir gemeinsam und mit gleichbleibender
Geschwindigkeit losfliegen. Miwar, sie warten auf uns und hängen
sich an uns dran. Wir kreuzen genau Ihren Kurs. Also, bis
bald.«, und General Goduru verschwand vom Schirm.
»Na, Zortekan, was sagst du nun zu unserem General?«, fragte er ihn.
»Nun, Miwar, du brauchst mich das nicht zu fragen. Ich bemerkte längst
an deinen Erzählungen, dass dieser Mann ein Choleriker ist. Aber
ich finde ihn trotz seines angeborenen Missgeschicks ganz okay.«,
erwiderte Zortekan so als Antwort.
»Gewiss, mein Lieber, das ist er in gewisser Hinsicht. Aber nunmal unfähig,
was für uns in diesem Krieg sehr gefährlich werden
könnte.«, gab Miwar zu verstehen.
»Nun, es wird nicht allzulange dauern, bis die gesamten Flotten hier
sind, nehme ich an?«, erkundigte sich Zortekan und verdrängte
den gesamten Sinn der letzten Anspielung von Miwar. Zortekan spürte
zunehmend, dass Miwar ihm irgendetwas verschwieg. Doch eines war ihm
klar: Es musste etwas mit General Goduru zu tun haben. Einmischen
wollte er sich derzeit nicht. Also beschloss er, sich einfach so
lange es möglich ist, herauszuhalten.
»Sie werden in fast 20 Minuten mit Hypersuptinar-Geschwindigkeit
hier sein. Weißt du was, das erlaubt uns ein kleines Päuschen
mit einem köstlichen Umtrunk namens Soch. Den solltest du
unbedingt probieren.«, schlug Miwar vor.
»Miwar, das ist eine ausgezeichnete Idee, die ich gerne annehme.«, gab
Zortekan recht freundlich zurück.
»Leutnant, bis ich wiederkomme, haben Sie das Kommando. Falls die Flotten eher
eintreffen, berichten Sie mir umgehend!«, befahl er seinen
Leutnant, der übers ganze Gesicht strahlte und sich über so
viel Vertrauen stolzen Hauptes von seinem Sitz erhob und in Spalier
überging.
»Jawohl, Herr Kommandeur, ich werde Sie nicht enttäuschen.«
Und sie machten sich geschwind auf zur schiffseigenen Kantine, die sehr
großzügig ausgestattet war und sich eine Etage tiefer
befand. Dort angekommen begaben sie sich an den Tresen und
bestellten sich diesen sonderbaren Trunk, den die Einheimischen
'Soch' nannten.
»Also, probier ihn mal!«, empfahl nun Miwar erwartungsvoll.
Als Zortekan ganz sachte an dem Becher nippte, bemerkte er zunächst
nichts Ungewöhnliches. Dann folgte ein großer kräftiger
Schluck, wobei Miwar ihn aufs Genaueste beobachtete. Im Nu gab er
ein kleines Lächeln zu seinem Besten und sein bisher geprägtes
blasses Gesicht verfärbte sich zu einer undefinierbaren Farbe,
was er aber unter allen Umständen zu verbergen versuchte. Unter
verstecktem Hüsteln versuchte er des Weiteren seine männliche
Haltung zu bewahren, indem er sich einfach ausschwieg und auf die
andere Seite zu gucken, so dass Miwar sein verzerrtes Gesicht nicht sehen
konnte.
»Na, na, Zortekan, du brauchst dich wirklich nicht zu verstellen. Jedem
ergeht es so, wenn er das erste Mal Soch trinkt.«, versuchte
Miwar unter verstecktem Lachen diese lustige Situation zu
entschärfen. Was ihm aber nicht so ganz gelingen wollte.
»Miwar, was ist denn das für eine Brühe? Ich glaubte eben,
ersticken zu müssen.«, erklärte Zortekan. Und als
sich beide so ansahen, brachen sie mal wieder in Lachen aus.
»Die Minuten vergingen wie im Fluge und Miwar wurde wie besprochen durch
die Lautsprecher ausgerufen.
»Kommandeur Miwar, bitte zur Brücke, ich wiederhole: Kommandeur Miwar bitte
zur Brücke. Eintreffen der Flotten in exakt vier Minuten.
Eintreffen der Flotten in exakt vier Minuten.«, gab Leutnant
Magbur voller Eifer durch.
»Miwar, da hast du aber einen sehr fleißigen Leutnant auf deiner
Brücke?«, warf Zortekan ein.
»Ja, er ist zwar etwas übereifrig, aber mit diesem Burschen habe ich
einen guten Fang gemacht. Ich würde ihn gegen nichts
eintauschen.«, gab Miwar zur Antwort.
»Ja, das glaube ich dir gerne. Gute Männer bekommt man heutzutage
nur noch selten. Ich meine Männer, die vollends in ihrem Beruf
aufgehen, die ihre Aufgabe ernst nehmen.«, gab
Zortekan zu verstehen.
»Ja, Zortekan, ich weiß was du meinst. Da gebe ich dir in allen Punkten
Recht. Dennoch, ich muss jetzt auf die Brücke. Was ist, soll ich
dir dein Quartier zeigen, du willst dich doch bestimmt erst einmal
frisch machen? Wenn es denn losgeht, kann ich dich noch immer auf die
Brücke holen lassen.«, fragte ihn Miwar.
»Oh ja, das wäre sehr nett von dir.«, erwiderte Zortekan.
Miwar kam sowieso an Zortekans zugewiesenem Quartier vorbei, wenn er auf
die Brücke wollte, also brachte er seinen neu gewonnenen Freund
zum Quartier, verabschiedete sich und fuhr schnurstracks ein Deck
höher zur Brücke. Dort angekommen, befand sich auch schon
General Goduru auf dem Schirm. Miwar ließ ihn offenbar etwas warten.
»Mein General, verzeihen sie bitte, wenn ich Sie habe warten lassen. Aber
wie Ihnen sicherlich bekannt sein dürfte, befinden sich meine
Pflichten nicht nur auf der Brücke, sondern auch außerhalb
davon, die nicht vernachlässigt werden können.«, gab
Miwar geschickt zur Ausrede an.
»Ach Miwar, vergessen Sie es. Nun zu etwas anderem: Statt wie geplant an
Ihnen vorbeizufliegen sind wir eigens Ihnen zuliebe mit der
gesamten Großflotte in Wartestellung gegangen. Mann, da hätten
Sie sich ganz schön ins Zeug legen müssen, um uns noch vor
dem Panarnebel einzuholen. Ich hoffe in Ihrem eigenen Interesse, dass
Sie das zu wertschätzen wissen?«, klang General Godurus
Stimme mal wieder ermahnend.
»Gewiss, mein General, das tue ich. Also, kann es endlich losgehen?«,
erkundigte sich Miwar.
»Noch nicht ganz, mein Bester. Der Angriff findet erst morgen in den ersten
Stunden statt.«, gab der General Bescheid.
»Wieso denn plötzlich diese lange Verzögerung, Mein General?«,
eine berechtigte Frage, die da Miwar seinem General stellte.
»Dass gerade Sie mich das fragen, wundert mich doch sehr, Miwar.«,
sagte der General mit feuchter Stimme.
»Na, ich meine ja nur. Der Feind, in diesem Fall sind es die Nohkui, kann
uns doch jederzeit entdecken, damit wäre unser vorteilhafter
Überraschungsangriff dahin, um es klarer auszudrücken. Wir
wären ernsthaft gefährdet. Sind Sie denn nicht auch meiner
Meinung, mein General?«, stellte Miwar fest.
»Ach, Miwar, ich muss mich doch sehr wundern. Glauben Sie denn im Ernst,
ich lasse einen großangelegten Angriff auf die Nohkui, auf
einen unserer ärgsten Feinde, so ganz ohne Ziel und Planung
starten? Sie müssen größenwahnsinnig sein, wenn Sie
ernsthaft glauben, dass ich unsere gesamten Flotten einfach wie
wilde und unkoordinierte Anfänger auf die Nohkui loslasse!«,
brüllte er wie immer.
»Trotzdem muss ich Ihnen in diesem Fall widersprechen, mein General. Sämtliche
Kommandeure, einschließlich mir, wissen sehr wohl, was zu tun
ist. Wir müssen ohne jegliche Verzögerung sofort angreifen,
noch bevor die Nohkui Wind von der ganzen Sache bekommen. Und was
hat eigentlich General Eltier dazu gesagt? Wissen Sie was, ich glaube
Sie haben ihn überhaupt nicht gefragt und ich glaube, dass es
nur mal wieder eines Ihrer hochgradig gefährlichen Spielchen
ist.«, gab Miwar nun seinem General unmissverständlich zu
versehen.
»Sagen Sie mal, Miwar, haben Sie vor, mir in den Rücken zu fallen?«,
schrie der nun Miwar an.
»Nein, mein General. Ich bin Ihnen immer stets treu und loyal zur
Seite gestanden. Und ich habe so manches Mal ein Auge zugedrückt,
ja einfach weggesehen. Obwohl ich wusste, dass dadurch viele ums Leben
gekommen sind. Und das alles nur wegen Ihrer Eitelkeit und Ihrem
Bestreben, die Karriereleiter noch weiter hochzusteigen. Aber damit
ist jetzt, heute und hier, Schluss. Mein General, ich glaube,
dass Sie dabei sind, einen großen Fehler zu begehen, der unter
Umständen viele Tausende von unserer Seite das Leben
kosten würde. Wobei, und dessen können Sie sich sicher sein,
ich nicht tatenlos danebenstehen werde, nur weil Sie jede Minute mit
dieser mächtigen Streitmacht spielen und auskosten
wollen.«, eine gewagte Anschuldigung, die Miwar hier verkündete.
Doch Miwar war sich absolut sicher, dass er Recht hatte.
»Was, wollen Sie mir etwa drohen, Miwar?«, wollte der General, nun
völlig außer sich vor Zorn, wissen.
»Nicht im Geringsten. Diese Situation wird nur von Tatsachen beherrscht. Und
wenn Sie das nicht Einsehen, sind Sie hier in diesem Krieg fehl am
Platz, Herr General.«, sagte er ihm direkt ins Gesicht.
»Miwar, Sie müssen nun endgüldig den Verstand verloren haben!«,
schrie der General wie ein Choleriker.
»Es tut mir leid, mein General, mit dieser Meinung stehen Sie alleine da.
Ich habe mir schon im Vorfeld erlaubt, mit General Eltier zu
sprechen. Und zudem die Zusicherung der Vereinten Planeten erhalten.
Weil ich genau wusste, dass Sie sich noch vor dem Kampf irgend eines
ihrer Spielchen einfallen lassen würden, um dann bei einem
eventuellen Sieg, der zwar tausenden von unseren Kriegern das Leben
gekostet hatte, Sie aber als großer Sieger nach Hause
zurückkehren würden. Sie würden quasi über
Leichen gehen, um als großer Held in die Annalen der
Vereinten Geschichten einzugehen. Doch dieses Spielchen spielen Sie
dieses Mal alleine, ganz alleine. Hiermit verkünde ich, Ihr
unmittelbarer Stellvertreter, dass Sie von diesem Ihrem Kommando
enthoben sind. Und mit sofortiger Wirkung unter strenger Bewachung
auf ihrem Quartier unter Arrest gestellt werden. Wie lange dieser
Arrest andauern wird, darüber wird noch im Rat der Flotten nach
dem Kampf entschieden werden.«, gab Miwar seinem General
bekannt. Was General Goduru nicht wusste, ist, dass Miwar schon längst
diese Vorbereitungen abgeschlossen hatte.
»Ich hatte Recht, Sie haben den Verstand verloren. Ich werde Sie umgehend
ihres Amtes entheben und ... was soll das? Fassen Sie mich nicht an!«
General Goduru wurde unter fortlaufendem Protest von seinen eigenen Wachen
festgenommen und in den Arrest seines Quartiers abgeführt.
Dann auf dem Schirm:
»Kommandeur Miwar, stehe bereit!«, meldete sich nun Kommandeur Meggli.
Diesen hatte Miwar schon vorher auf seine Seite gebracht. Er sollte
lediglich das Schiff des Generals führen. Nicht nur das, Miwar
hatte die gesamte Flotte auf seine Seite gebracht, einschließlich
General Eltier mitsamt allen seiner zwölf Flotten. Der Grund lag
offensichtlich nicht nur bei Miwar, ja, auch die Verbündeten
hatten schon in der Vergangenheit einiges an Einbußen unter der
Führung von General Goduru zu verbuchen. Und warteten lediglich
auf diese Gelegenheit, um diesem anscheinend größenwahnsinnig
gewordenen General eins auszuwischen, ihn kurzerhand mal für eine
zeitlang und wörtlich gesprochen auf Eis zu legen.
»Ich grüße dich, Meggli, schön, dass du Wort gehalten
hast.«, freute sich Miwar.
»Unter diesen Umständen blieb uns ja keine andere Wahl. Dieser elende
Gnom, er hätte uns doch glatt an die Nohkui verheizt. Miwar, du
solltest dir auf jeden Fall keine allzu großen Sorgen machen.
Sämtliche Kommandeure sind auf deiner Seite. Erst gestern haben
wir per Code miteinander gesprochen. Du kennst ja die Gesetze auf
Rigkhonia und den Vereinten Planeten, da heißt es ja
eindeutig, dass sämtliche Kommandeure, wenn sie einstimmig ihren
General als unfähig einstufen, eine Flotte leiten bzw. führen
zu können, seiner Führung entheben können. Also, was
willst du mehr. Mach doch mal ein anderes Gesicht! Sollen wir wohl
mit einem solch mies gelaunten Flottenkommandeur in den Krieg ziehen?
Miwar, wir brauchen jetzt deine ganze Kraft und Führungstalent.
Wir wissen alle, dass du ein genialer Taktiker bist. Wir können
jetzt endlich deinen Plan und die schon besprochenen Angriffswellen in
die Tat umsetzen. Aber dazu brauchen wir dich. Unsere Krieger würden
keinen einzigen Schritt aus ihren Quartieren tun, wenn sie erführen,
dass du seelisch instabil bist.«, beschwor er ihn förmlich.
»Du hast Recht, mein treuer Freund. Ich hätte ehrlich gesagt nicht
gedacht, dass ihr alle zu mir halten würdet. Ich dachte, ihr
könntet mich nicht ausstehen?«, erklärte Miwar.
»Was, wie kommst du denn darauf. Klar, es gab immer mal wieder zwischen uns
bestimmte Ungereimtheiten, aber das hatte doch nur beruflich zu tun
und nicht im privaten Bereich. Also, Miwar, bleibt es nun bei Code 4?«, fragte ihn Meggli.
»Klar, der Angriff steht. Gutes Gelingen, Kommandeur Meggli!«, wünschte
er ihm recht freundlich. Dann verschwand Meggli vom Schirm.
»Leutnant Magbur, holen Sie mir General Eltier auf den Schirm, aber sofort!«,
schrie Miwar durch die gesamte Brücke. Wobei Magbur
zusammenzuckte und sich gleich an die Aufgabe heranmachte.
»Herr Kommandeur, die Verbindung mit General Eltier steht jetzt.«,
meldete Magbur gehorsamst.
»Gut gemacht, Magbur. Wenn wir diese Schlacht gewinnen, werde ich ernsthaft
darüber nachdenken, dich in nicht allzu großer Ferne zu
meinen Stellvertreter zu befördern.«, sagte Miwar im
ernsten Ton. Als Magbur das hörte, fiel er fast in Ohnmacht.
»Magbur, fall mir ja nicht um, ich brauche dich noch.«, befahl er
schmunzelnd.
Dann stand endlich die Verbindung.
»Kommandeur Miwar, ich grüße Sie.«, gab Eltier mit freudiger
Miene zu verstehen.
»General, auch ich freue mich, Sie zu sehen. Nun, es ist vollbracht. Ich habe
General Goduru seines Amtes enthoben. Es gilt fortan Code 4, wie
vereinbart. Ich möchte mich bei Ihnen für Ihre
Unterstützung bedanken.«, gab Miwar zu verstehen.
»Keine Ursache, mein Freund. Wurde auch höchste Zeit, dass man diesen
Größenwahnsinnigen außer Gefecht gesetzt hat. Er hat
schon genug Unheil in der Vergangenheit angerichtet.«,
erwiderte General Eltier.
»Ganz recht. Doch gerne tat ich es nicht, das können Sie mir
glauben.«, sagte Miwar etwas bedrückt.
»Miwar, Sie wissen, dass Sie keine andere Wahl hatten. Und Sie wissen, dass es
sich hierbei nicht nur um eine kleine Auseinandersetzung, also um
Grenzen- und Zonen-Überschreitungen handelt. Hier geht es um die
Zukunft der Vereinten Planeten. Denken sie nur an die vielen Welten
und Kulturen, die wir sicherlich vor einem Untergang bewahrt haben,
wenn wir die Nohkui besiegen. Miwar, wir werden doch die Nohkui
besiegen?«, fragte Eltier, beschwörend wirkend.
Dann folgte ein kurzes Schweigen seitens Miwar.
»Miwar?«, drängte Eltier.
»Ja, mein Freund. Wir werden die Nohkui heute und in der Madunischlucht
vernichtend schlagen. Und wenn nicht in der Schlucht, dann wo anders, falls die
Nohkui ihren Plan geändert haben. Wir werden sie
bis an die Grenzen des Universums verfolgen und vernichten, koste es
was es wolle. Wir werden nicht eher nach Goderijan zurückkehren,
bis die Nohkui nicht besiegt sind. Das, mein Freund, schwöre ich Ihnen.
Und wenn es das letzte ist, was ich in meinem bisherigen und
beschissenen Leben gemacht habe. Wir werden diese verdammten Bastarde
fertigmachen.«, schwor Miwar.
»Ja, Miwar, so sind Sie wieder der Alte. Na dann würde ich sagen, lass
es uns angehen! Wann genau geht es los?«, fragte Eltier jetzt
vor Kampfesgeist strotzend.
»Ich werde allen Schiffen, und zwar gleichzeitig, das Notechosignal
zukommen lassen. Es ist sehr schwer zu entdecken, falls sich
vielleicht doch noch Nohkui in unserer Nähe aufhalten
sollten?«, sagte Miwar.
»Gut, einverstanden. Es bleibt also dabei, dass Sie Vorrang haben und die
erste Flottenwelle anführen?«, erkundigte sich Eltier nochmals.
»Eltier, ich weiß, dass sie sich um mich Sorgen machen. Dennoch, glauben Sie
mir, es ist wirklich das Klügste. Wenn wir uns in den ersten
zehn Minuten, in dem Kampfgeschehen einfühlen, haben wir
absolute Vorteile. Auf diese Weise können wir eventuell
feststellen, ob diese Nohkui nicht doch noch irgendwo einen Trumpf
versteckt halten. Mann, Eltier, wir kennen doch beide diese Biester.
Beide haben wir schon Gefechte gegen sie verloren, oder etwa nicht?«,
erinnerte Miwar.
»Natürlich, ich meinte ja nur. Ich habe nur Angst, dass wir zu spät kommen.
Auch die Nohkui haben dort auf diesem Mond einige Flotten. Was ist,
wenn sie euch doch noch vernichten, bevor wir eintreffen?«,
sagte Eltier sich sorgend.
»Eltier, Ihre Sorgen in Ehren. Aber dieses Risiko muss ich eingehen. Wenn ihr
uns nämlich in weniger als zehn Minuten Abstand folgt, werden
sie euch höchstwahrscheinlich auf ihrem Abtaster entdecken.
Unsere Taktik bleibt. Wir greifen in insgesamt fünf Wellen an. Ich
bilde mit der Flotte des Generals die erste Welle, womit die Nohkui
sowieso rechnen werden. Als nächstes starten Sie mit ihren zwölf
Flotten in vier Wellen, die in den vorgegebenen einminütigen
Abständen folgen, wie wir es bereits besprochen haben. Also,
damit nicht doch noch Fehler gemacht werden: Sie folgen in zehn Minuten
Abstand nach mir mit vier Flotten, des Weiteren folgen dann drei weitere
Flotten, nach fünf Minuten. Dann erneut zwei Flotten nach vier Minuten und zu
guter Letzt folgen die letzten drei Flotten mit drei Minuten Abstand.
Wobei ich mir sicher bin, dass die letzte Welle diese Nohkui
endgültig fertigmachen werden. Eltier, vertrauen Sie mir
bitte! So, und nur auf diese Weise kann es funktionieren, ich kann
nicht riskieren, diesen Vorteil zu verlieren. Es bleibt also dabei.
Sämtliche Angriffswellen bleiben unbedingt bei ihrem
vorgegebenen minütigen Angriffsabstand. Mit Hypersuptinar-Geschwindigkeit
dringt ihr, wie ich, in die Zone des Panarnebel ein.
Dann, kurz vor dem eigentlichen Ziel, die Koordinaten sind euch ja
bereits bekannt, geht ihr wieder auf normale Geschwindigkeit
und startet dann den gezielten Angriff auf die Madunischlucht, wo
sich unsere Feinde versteckt halten. Die werden schon nach der ersten
Flottenwelle glauben, dass es sich nur um die Flotte des Generals
handelt. Von Ihren Flotten, Eltier, so hoffe ich, wissen die
überhaupt nichts. Sie werden vorerst glauben, dass sie es mit
nur einer Flotte zu tun haben und alles zu erkennen geben, was sie
vorhaben. Das wiederum kommt uns allen und besonders Ihnen, General,
zugute. Und sollten die Nohkui doch noch einen Trumpf, also einen
Hinterhalt haben, dann werden diese Bestien von unseren
Angriffswellen so geschwächt sein, dass sie gezwungen sind, ihren
noch letzten und genau diesen Trumpf, auszuspielen, um nicht
vernichtet zu werden. Die letzten Flottenwellen werden dann den Rest
übernehmen und sie hoffentlich vollständig vernichten.«,
gab Miwar nochmals an.
»In Ordnung, es bleibt also dabei, Code 4.«, erwiderte General
Eltier mit leiser Stimme.
»Eltier, ich weiß, dass wir dies unzählige Male durchgekaut haben. Aber
ich will, dass diese Sache ohne Fehler über die Bühne geht.
Nur so und nicht anders können wir diese und letzte Schlacht
gewinnen. Und es herrscht endlich Frieden zwischen allen Völkern
in diesem unseren Quadranten der Vereinten Planeten. Das entspricht
doch unser aller Wunsch, oder etwa nicht?«, wollte er die
Bestätigung.
»Natürlich, mein Freund, Sie haben Recht.«, also, Frieden für alle und
bis nach der Schlacht, Miwar.«
»Ja, Frieden für alle. Auf bald! Miwar, Ende.«, grüßte
er noch einmal zurück.
Und Eltier verschwand vom Schirm.
Miwar sank langsam, ja fast wie in Zeitlupe wirkend, in seinen
Kommandostuhl. Er wusste, in wenigen Augenblicken musste er das
Angriffssignal geben. Doch er saß nur da und starrte vor sich
hin. Leutnant Magbur starrte seinen Kommandeur an und bekam das
Gefühl, als wäre er gar nicht mehr bei der Sache.
»Herr Kommandeur, soll ich nun das Angriffssignal geben?«, fragte
Leutnant Magbur.
Doch er bekam keine Antwort. Stattdessen starrte er weiter vor sich hin.
»Herr Kommandeur, ist alles in Ordnung?«, gab Magbur nicht nach.
»Was? Ah ja, das Signal. Magbur, ich möchte, dass du in genau einer Minute
das Angriffssignal gibst.«, forderte er von seinem Leutnant,
der sich tief geehrt fühlte.
»Ich selbst soll das Angriffssignal geben, Herr Kommandeur?«, fragte
er noch.
»Bestimmt geschieht dies nicht von alleine, oder?«, gab Miwar zu
verstehen.
»Jawohl, Herr Kommandeur.«, sagte er stolz von sich.
Die Sekunden schwanden wie in einem traumlosen Schlaf und Leutnant Magbur
gab wie geheißen an sämtliche Flottenverbände
das Angriffssignal.
Im Nu setzte sich eine riesige Flottenmaschinerie in Bewegung, wie es
sie in dieser Größenordnung noch nie gegeben hatte.
Alleine die gesamten Flottenverbände in die jeweils zugeordneten
Angriffswellen aufzuteilen, war ein Anblick sondergleichen. Das Ganze ging zügig,
ja fast wie ein routiniertes Manöver vonstatten, als
würden, ja, als würden sämtliche Flottenkommandeure
den lieben langen Tag nichts anderes machen. Im Nu
waren alle Formationen erledigt und ein jeder wartete seinen Start
ab. Miwar war sich dessen bewusst: Wenn es mit dieser Streitmacht
nicht gelänge, die Nohkui zu besiegen, dann würde es keine
Macht des Universums jemals schaffen, sie zu vernichten. Alles
hing nun von seiner Taktik ab. Miwar dachte verkrampft nach. Hat er
auch alles bedacht? Wirklich nichts vergessen? Soll er den Angriff
vielleicht stoppen? Noch wäre Zeit dafür. In ihm kamen
Zweifel auf, wie immer vor einem Kampf. Doch im Allgemeinen gelangen
ihm seine militärischen Streiche. Wie auch dieser, so hoffte er
es zumindest. Dann war es endlich so weit. Auf die Sekunde, stumm und
nur mit einer Handbewegung, gab Miwar seiner Crew das Startzeichen.
Mit Hypersuptinar-Geschwindigkeit ging es in Richtung des
Panarnebels. Zehn Minuten sollte es dauern, bis die Aloriha an ihr
vorläufiges Ziel gelangt, um dann den eigentlichen Angriff auf
den von Nohkui bestetzten Mond Kalbar und die sich dort befindliche
Madunischlucht zu starten. Und so sollte es auch kommen. Die Zeit
verstrich im Nu.
»Kommandeur Miwar, in wenigen Augenblicken erreichen wir die vorgegebenen
Koordinaten, soll ich nun auf Normal-Geschwindigkeit gehen?«,
fragte sein Leutnant Magbur.
»Gut, gehen Sie auf Normal-Geschwindigkeit und eröffnen Sie sofort
nachdem unsere Waffensysteme die Schiffe der Nohkui geortet haben,
das Feuer und zwar mit allem, was wir zu bieten haben. Diese Bestien
werden uns höchstwahrscheinlich
sofort auf ihren Scannern entdecken und angreifen, sobald wir in ihren Bereich kommen und auf
Normal-Geschwindigkeit übergehen. Wir müssen
uns unter allen Umständen halten, bis General Eltier hier ist.«, gab Miwar den Befehl.
»Jawohl, Herr Kommandeur.«, erwiderte Magbur.
Als sie auf Normalgeschwindigkeit übergingen, konnte Miwar, als er
nun aus dem Beobachtungsfenster sah, den ausgebeuteten und kahlen
Mond Kalbar sehen. Auch die Madunischlucht, wo sich die Nohkui
versteckt hielten und von wo sie einen großangelegten
Angriff auf die Flotte des ehemaligen General Goduru, nun
Miwar, führte, planten.
Miwar saß wieder in seinem Kommandostuhl und beobachtete seinen
Schützling, den Leutnant Magbur, aufs Genaueste, wie er fast
perfekt und mit vollem Eifer seine Befehle in Zusammenarbeit mit der
restlichen Crew wirkte. Dabei musste er an seine Lehrzeit denken.
Ein Gefühl des Vermissens kam in ihm auf und er musste kurz an
seine ungestüme Jugendzeit denken.
Schließlich kamen sie an ihrem eigentlichen Ziel an.
»Herr Kommandeur, die Waffensensoren haben nun ihre festgelegten Ziele
ausgemacht, ich werde jetzt feuern.«, und Leutnant Magbur
befahl, schlichtweg aus allen Rohren zu Feuern. Kaum hatte er den
Befehl ausgeführt, schlug auch schon ein gebündeltes
Faser-Geschoss an der Forderfront des Schiffes auf dem Schutzschild der
Aloriha auf, das natürlich mit jedem weiteren Treffer immer
schwächer wurde.
»Magbur, schicken Sie nun die Kampfshuttles hinaus. Sie sollen den Geschwadern
der Nohkui einen herzlichen Empfang bereiten.«, befahl Miwar des
Weiteren.
»Jawohl, Herr Kommandeur. An sämtliche Shuttleführer auf den
Kampfstationen, sofort auf Position!«, befahl Leutnant Magbur
ihnen, die sich natürlich schon längst in Wartestellung
bereithielten.
Plötzlich, und mit einer faszinierenden Show flogen aus allen Hangars
sämtliche Kampfshuttles aus und positionierten sich rings um
die Aloriha, um die feindlichen Geschwader der Nohkui zu empfangen.
Auch dies war eine Finte von Miwar. Eigentlich war es ja üblich,
nach Sichtung des Feindes sofort anzugreifen. Man hatte zwar große
Verluste zu beklagen, dennoch konnte man auf diese Art und Weise den
Feind von seinem eigentlichen Ziel, wie hier in diesem Fall die
Aloriha, fernhalten. Doch Miwar ließ auch diese Kampftaktik
völlig aus. Er wusste nur allzugut, dass in wenige Minuten
Verstärkung kommen würde, so dass er es ruhig riskieren konnte, den
Feind näher herankommen zu lassen. Das hatte nicht nur
Nachteile, nein, für ihn war nun wichtig, den Feind aus seinen
Stellungen herauszulocken und somit das eigentliche Ziel seiner
Feinde zu schwächen. Das Ziel lag auf der Hand. Miwar
verkörperte sozusagen die alleinige Vorhut, das
Vorkommando, also den Wegbereiter der nachfolgenden
Flottenverbände, so dass sie auf nicht allzugroßen
feindlichen Widerstand stoßen würden, wenn sie in die Madunischlucht
einfielen. Auf diese Weise konnten sich die Flotten
Eltiers auf ihr eigentliches Ziel konzentrieren. Selbst auf die Gefahr
hin, dass er selbst vernichtet wird. Dieser Kampf musste entschieden
werden, entschieden zu Gunsten der Vereinten Planeten. Dann war es
so weit und die Nohkui griffen an. Wie Kamikaze flogen sie aus dieser
leblosen und öden Madunischlucht und fielen mit ihren
Kampfgeschwadern über Miwars kampfbereite Jägerstaffeln
her. Ein Wirrwarr an Kampfszenen folgte.
Miwar stand regunglos vor dem Beobachtungsfenster und verfolgte die
Einschläge, die immer und immer wieder im gleichen Takt von
seinem Schiff aus den Faserkanonen in Richtung auf die
Madunischlucht in dieser detonierten. Und er hoffte, dass diese neun Minuten,
bis die erste Welle an Flottenformationen der Verbündeten der
Dilliks ankamen, schnell vorbeigehen würden. Denn mit jeder Minute die
verging, stieg die Gefahr natürlich erheblich. Durch zu viel
gezielte und getroffene Faserschüsse am eigenen Schiff würden
sie letztendlich von den Nohkui vernichtet werden.
Kapitel 23, Die Entscheidungsschlacht
Anfang und Kapitelübersicht
© 2012 by Peter Althammer
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