Kapitel 20
Die Verräter (Teil 2)
Was bisher geschah:
Im Orbit des Planeten Sinas, wo sich seit geraumer Zeit die Flotte von General Goduru in Wartestellung befand:
Wie uns bereits bekannt ist, gelang es
Kommandeur Miwar nicht, mit seinen Offizieren nach dem gescheiterten
Versuch, mit dem Giftgas, das als Zepin bekannt war, die Nohkui, die sich
in der unterirdischen Stadt einnisteten, zu vernichten. Doch zum
Leidwesen für Miwar und seine Offiziere misslang dieser
Versuch, weil die Nohkui von irgend einem Verräter, der entweder
aus den eigenen Reihen oder von einem der Verbündeten,
vorgewarnt wurde. Miwar konnte es schwerlich glauben, dass diese
Kreaturen von Nohkui sich mit einer anderen Spezies, also einem der
Verbündeten einließen und wenn, taten sie es nur aus rein
notwendigen Gründen, da sie ja von Seiten der Verbündeten
schwere Verluste hinnehmen mussten. Doch wie lange noch? Fragte sich
Miwar. Miwar wusste nur allzu gut, dass die Nohkui diesen oder jene
Verräter einzig und allein für ihre Zwecke benutzen und
somit früher oder später töten würden.
Zudem kam Miwar, nachdem er die Nohkui
belauscht hatte, zu dem festen Entschluss, dass die Nohkui sehr bald
Verstärkung aus irgendeinem Quadranten, wo sie sich offenbar
versteckt hielten, bekommen würden. Wo sie sich wieder neu zu
einer mordhungrigen, plündernden Armee formierten. Wie groß
diese Flottenbewegungen der Bestien Nohkui sein würden, war ihm
natürlich nicht bekannt. So beschloss er, dass es am besten sei,
es der Flottenführung persönlich und umgehend zu melden.
Miwar hoffte, dass sich diese Verräter nicht innerhalb der
Flotte befanden.
Des weiteren wissen wir, dass es Miwar und
seinen Offizieren nach anfänglichen Schwierigkeiten gelang, mit
der Rettungskapsel in den Orbit des Planeten Sinas zurückzufliegen,
von wo sie, den Mächten sei Dank, von einem
Abschleppgleiter mit dessen Leitstrahl zur Flotte zurückgebracht
werden konnten. Mit diesem Wissen musste Miwar unbedingt zu
General Goduru, Kommandeur der Flotte, um ihn vor den Nohkui und ihren
kriegerischen Machenschaften zu warnen. So hoffte er, den
Nohkui zuvorzukommen.
»He, Jungs, seht mal, da ist sie ja, unsere
gute alte Aloriha.«, wies Offizier Bhonds hin.
»Stimmt, das ist sie. Mann, hätte nie
gedacht, dass ich mich einmal so über diesen Anblick freuen würde.«,
entgegnete Offizier Pilch freudig.
Ja, alle vier waren heilfroh, diesen Einsatz heil überstanden zu
haben. Nur einer der kleinen Kampftruppe hatte anscheinend keinen
Grund sich zu freuen. Miwar war es. Er machte sich große
Vorwürfe, seinen Auftrag, obwohl ihn keine Schuld traf, nicht vollends
erledigt zu haben. Dann kam noch erschwerend hinzu, ob ihm die
Obrigkeit überhaupt Glauben schenken würde.
Zügig, aber dennoch sehr vorsichtig wurden
sie mitsamt Rettungskapsel auf die Start- und Abflugsrampe der
Aloriha manövriert.
»Männer, wir sind da. Lasst uns
endlich aus diesem fliegenden Schrotthaufen aussteigen und nehmt
anschließend Aufstellung!«, befahl ihr Kommandeur.
»Jawohl, Herr Kommandeur.«,
erwiderten seine Offiziere.
Als dann seine Offiziere in Spalier vor ihrem Kommandeur standen, sah
Miwar die Ungeduld auf ihren Gesichtern.
»Meine Herren! Ihr habt euch
zweifelsohne einen zweiwöchigen Urlaub verdient. Den ihr zwar
nicht auf eurem Heimatplaneten genießen könnt, doch
immerhin, vierzehn Tage lang auf der Aloriha im Nichtstun zu
schwelgen, ist doch auch etwas, oder?«, sprach Miwar.
»Jawohl, Herr Kommandeur, das ist es.«,
erwiderten seine Offiziere.
»Okay dann, ich habe noch einiges zu
erledigen. Mit sofortiger Wirkung steht ihr im Urlaub.«,
ausgenommen, die Flotte wird in Kampfhandlungen verwickelt, versteht
sich. Viel Spaß und gute Erholung wünsche ich.
Wegtreten!«, befahl er ihnen.
Sofort und geschwind nahmen allesamt,
ausgenommen Leutnant Magbur, ihr Sturmgepäck auf und rannten in
Richtung von der Außenrampe zu dem Haupt-Ein und -Ausgang, ins
Innere der Aloriha.
»Was ist mit Ihnen, Herr Leutnant
Magbur?«, fragte ihn Miwar als er sah, dass Magbur stehen blieb.
»Kommandeur Miwar, ich möchte nicht
undankbar erscheinen, und ich hab diesen Urlaub auch verdammt nötig,
dennoch werde ich das komische Gefühl nicht los, dass Sie
großen Kummer haben. Wenn ich Ihnen also auf irgendeine Weise
dienlich sein kann?«, deutete Leutnant Magbur an.
»Schön zu sehen, dass sich
wenigstens einer um mich Sorgen zu machen scheint. Aber, und glaube
mir, dabei kannst du mir nicht helfen. Trotzdem vielen Dank dafür.
Geh jetzt, Leutnant Magbur, du hast dir den Urlaub redlich
verdient.«, befahl Miwar mit einem freundschaftlichen Lächeln
auf den Lippen.
»Gut, Herr Kommandeur, aber ich stehe für
Sie zu jeder Zeit zur Verfügung.«, gab er im ernsten Ton
zu verstehen.
»Das weiß ich zu schätzen, Herr
Leutnant.«, dann grüßten sie sich noch und gingen
gemeinsam bis zum Hauptportal. Dort angekommen trennten sich ihre
Wege. Miwar hingegen ging auf eines der dort ständig
bereitstehenden Taxi-Shuttles zu, wo sich bereits ein Steward
aufhielt, der gerade die Düsen des Shuttles
begutachtete.
»Hallo Meister, ist das Shuttle
einsatzbereit? Ich müsste auf dem schnellsten Weg auf die
Midhana.«, fragte Miwar den Steward.
»Aber klar, Herr Kommandeur, Sie können
schon mal einsteigen, wir fliegen in fünf Minuten rüber.«,
sagte der Steward.
»Kann das nicht ein bisschen schneller
gehen, ich muss dringend zur Midhana, zu General Goduru.«, bat
ihn Miwar.
»Tut mir außerordentlich Leid, mein
Bester, aber ich habe meine Vorschriften, und da heißt es eben
im Klartext, dass jedes Shuttle erst losfliegen darf, wenn es bis
auf den letzten Mann voll besetzt ist. Mit Ihnen gerechnet fehlt
mir also noch ein Passagier, der nun einmal erst in fünf Minuten
kommen wird. Also würde ich Ihnen raten, sich doch einfach
während dieser winzigen Wartezeit hineinzusetzen, okay?«,
wurde der Steward protzig.
»Sie wissen wohl nicht, wen Sie hier vor
sich haben, oder?«, murrte nun Miwar zurück.
»Ehrlich gesagt, mein Guter, ist mir das
scheißegal und wenn Sie die Heilige Genseta höchstpersönlich
wären. Sie warten, genauso wie all die anderen.
Und jetzt steigen Sie ein oder lassen Sie es.«, fauchte er
Miwar an, der ganz verdutzt dreinschaute und kopfschüttelnd in
den Shuttle einstieg.
Grundgütiger, die werden auch immer
frecher, dieses Personal. Na ja, was soll es. Der soll mich doch mal
sonst wo hin, dachte sich Miwar, als er sich etwa in der Mitte auf
der rechten Seite auf einen der letzten zwei Plätze niederließ.
Die restlichen zweieinhalb Minuten vergingen nur zögerlich und
Miwar wurde zusehends unruhiger. Dann kam endlich dieser besagte und
letzte Mann in den Shuttle und setzte sich auf den letzten Platz, der
sich genau vor Miwar befand. Und schon ging es los. Man hörte
nur ein leises Summen der Triebwerke, so leise waren sie. Der Flug, so
wusste Miwar, dauerte nicht länger als in etwa eineinhalb
Minuten, bis er beim Führungsschiff, der Midhana, ankommen würde.
Miwar nutzte diese kurze Zeit, um seine Gedanken etwas zu ordnen.
Miwar hatte so etwas wie ein fotographisches Gedächtnis. Das
heißt, dass er sich, wenn er intensiv nachdachte, auch Dinge, die
er im Unterbewusstsein sah, wieder aus seiner Erinnerung hervorholen
konnte. So fiel ihm nun dieser letzte Gast, der sich vor ihm setzte,
etwas sonderlich auf. Obwohl er ihn für einen Bruchteil von nur
zwei bis drei Sekunden gesehen hatte, fiel ihm sein sonderliches
Erscheinungsbild auf. Er trug einen gekräuselten und langen
Bart, was ja eigentlich nichts Außergewöhnliches
darstellte. Nein es war vielmehr, wie er ihn trug. Er trug ihn am Kinn
zu einer Spitze zusammengedreht, bis etwa fünfzehn Zentimeter lang und er
wurde durch ein goldenes Band ungefähr zwei fingerbreit zusammengehalten,
genau wie es eigentlich nur die Hohen Herren, also die
Herren, die sich um General Goduru scharten, trugen, wenn es um
ernsthafte Entscheidungen im Rat der Acht ging. Der Rat der Acht
waren unmittelbar die Stellvertreter des Generals der Flotte. Und
eines wusste Miwar, kein einziger von denen würde sich so
herablassen und sich mit dem gemeinen Fußvolk in einem
gewöhnlichen Shuttle dritter Klasse zusammen fliegen. So einfach
war das. Dieser Gast vor ihm hatte sich zwar geschickt mit einem
Gewand, das er über seinen Kopf gestülpt hatte, versucht
zu verbergen, doch sah Miwar in der kurzen Zeit, als sich dieser
hinsetzte, genau sein Gesicht. Komischerweise kam ihm
dieses Gesicht überhaupt nicht bekannt vor. Was ihm noch
unruhiger werden ließ, zumal ihm der Rat der Acht wohl bekannt
war. Miwar wurde schon oft zu General Goduru gerufen, wo auch der Rat
der Acht zugegen war. Doch dieser Herr, der nun vor ihm saß,
sah keinem einzigen vom Rat der Acht ähnlich. Miwar hatte es
zwar sehr eilig, dennoch beschloss er, diesen Herren eine zeitlang
nachzuspionieren, um eventuell seinen Verdacht zu bestätigen, den er nun hegte,
aber noch nicht auszudenken wagte.
Wenn das was ich vermute, wirklich zutrifft,
dann bin ich da auf eine sehr heiße Spur gestoßen,
dachte sich Miwar, als plötzlich der Flug zu Ende war und dieser
ungehobelte Zeitgenosse von Steward lauthals sein Ankommen des
Shuttles ankündigte.
»Erstes Ziel, die Midhana! Wer hier
aussteigen möchte, sollte dies jetzt tun.«, meldete der
Steward pampig.
Nun hatte Miwar ein kleines Problem, er musste zwar hier aussteigen,
wollte aber dennoch diese verdächtige Person weiterhin
verfolgen.
»Mann, was soll ich jetzt tun? Dachte sich Miwar. Instinktiv
versuchte er, den Steward ein wenig hinzuhalten, indem er sich
neben seinem Sitz tief in die Knie beugte und von seinen Stiefeln
die Lederriemen, die sich am obersten Endstück der Stiefel wie
im Reisverschlussverfahren nach unten hin bis zum Knöchel
zogen, fester zu Schnüren.
»He Mister, wollen sie nun aussteigen
oder nicht?«, fragte ihn nun der unsympathische Steward
eindringlich.
Doch Miwar gab zunächst keine Antwort. Dann stand urplötzlich
seine verdächtige Person auf und ging sehr eilig in Richtung
Ausgang. Irgendwie, so schien es, musste seine verdächtige Person
etwas bemerkt haben. Viel zu lange und zu auffällig zögerte
die Zielperson, die er von nun an so nannte, bei dem Entscheid, doch
noch auszusteigen. Miwar musste noch warten, zumindest so lange bis
sich die Zielperson außerhalb des Shuttles befand. Sonst hätte
die Verfolgung keinen Sinn. Dann ging die Türe des Shuttles zu.
Sofort rannte Miwar zum Steward und bat ihn, noch nicht abzufliegen.
»Mann, schon wieder Sie? Glauben Sie allen
Ernstes, dass ich die Zeit nur für Sie gebucht habe?«,
trotz großem Murren hielt er dennoch das Shuttle nochmals an.
»Danke, ich bin Ihnen zu großem
Dank verpflichtet?«, erwiderte Miwar dem Steward.
»Schon gut, gehen Sie mir aus den
Augen!«, antwortete der Steward genervt, flog mit dem Shuttle
ein Stück zurück, öffnete Miwar die Tür und
schwupps war er weg.«, als Miwar nun ganz alleine an der
gigantischen Außenrampe stand, die sich ungefähr bis zu
zweihundert Meter vom Schiff nach außen, und eine Breite von
zirka fünfhundert Meter den Schiffsrumpf entlangzog, guckte er
nicht schlecht. Denn von der Zielperson war nun nichts mehr zu sehen.
»Verdammter Mist noch einmal. Das darf
doch alles nicht wahr sein! Wie ein Anfänger habe ich mich
abhängen lassen.«, ärgerte sich Miwar maßlos.
Miwar blieb ruhig stehen und horchte auf. Nicht
sehr laut, aber dennoch ganz leise konnte er Schritte an der Rampe
hören, die sich in ihrem hinterlassenem Geräusch, wie in
einem Echo, vermehrend aus der Halle zur Außenrampe hinzogen.
Diese Schritte kamen aus der riesigen etwa zwanzig Fußballfelder
großen Vorhalle, wo sich in Reih und Glied mehrere abgestellte
Kampfgleiter befanden. Miwar beschloss, den Schritten nachzugehen. Er
setzte sich auf den kalten und metallenen Boden. Dann begann er,
trotzdem weiter aufhorchend zugleich hastig seine Stiefel
aufzuschnüren, zog sie aus, knotete sämtliche Riemen der
Stiefel am äußersten Ende zusammen und hing so die beiden
Stiefel um seine Schultern, so dass sie auf der Brust auflagen. Nur
mit Strümpfen an den Füßen, dadurch völlig
lautlos, tippelte Miwar ganz leise in der Richtung, wo er die Schritte
noch immer hören konnte. So lief er eine zeitlang den hallenden
Schritten nach. Bis er plötzlich nichts mehr hören konnte.
Miwar blieb abrupt stehen und horchte erneut auf. Sogar sein für
ihn scheinbar zu lautes Atmen versuchte er zu vermeiden. Eines war
ihm klar, entweder war er von seiner Zielperson entdeckt worden und wurde nun
beobachtet, oder sie hatte den Hangar längst verlassen, was er
sich aber auf keinen Fall wünschte. Also beschloss er, einfach
weiterzugehen. Ungeachtet dessen, dass er entdeckt werden könnte.
Ihm blieb ja im Endeffekt nichts anderes übrig, wenn er seine
Zielperson ausfindig machen wollte. Miwar ging noch eine zeitlang
ruhig, ja fast lautlos, zwischen den Kampfgleitern entlang, bis er
plötzlich aus einiger Entfernung flüsternde Stimmen
wahrnehmen konnte und wie von selbst in die Duckhaltung überging.
Ich glaub, ich hör nicht richtig. Da flüstern doch welche,
dachte sich Miwar.
Eine zeitlang blieb er in dieser Haltung, doch
die Neugier gewann, und er ging noch ein paar Meter leise wie ein
Kätzchen weiter in die Richtung, woher er glaubte das
Flüstern zu hören. Mal ging er wieder in die Duckhaltung,
horchte auf und mal ein paar Meter weiter. Und so führte er sein
schleichartiges Handeln stetig durch, bis er dann schließlich
glaubte, an seine Flüsterquelle endlich nahe genug herangekommen
zu sein, um eventuell doch noch an ein paar nützliche
Informationen zu kommen. Miwar blieb hinter einer dieser zwei Meter
hohen und etwa einen Meter breiten metallenen Lande- und Standstützen
stehen. So weit es ging und hinter einer der Standstützen eines
Gleiters streckte sich Miwar auf allen Vieren nach vorne, um das
Treiben seiner Flüsterquelle besser Aushorchen zu können.
Dann erkannte er seine Flüsterquelle und wie schon vermutet, war
es tatsächlich seine Zielperson, die neben einer anderen Gestalt
stand und sich, wie soll es auch anders sein, im Flüsterton mit
ihr unterhielt.
Verdammt, ich kann nicht verstehen, was die da
reden, dachte sich Miwar und kroch so leise und vorsichtig wie er es
nur vermochte. Ja fast bis auf drei Meter gelang es Miwar, sich an
diese dubiosen Gestalten heranzupirschen. Endlich konnte er sie
einigermaßen verstehen und belauschte sie.
»Sind alle Vorkehrungen für die
baldige Invasion getroffen worden?«, fragte die pechschwarz
gekleidete Person die Zielperson von Miwar
»Ja, es ist alles vorbereitet. In weniger
als zwölf Stunden werden unsere ersten zwei Flotten die Flotte
des Generals Goduru angreifen und somit wie besprochen ablenken.
Nachfolgend werden sechs weitere Flottenverbände auf ihren
befehligten Positionen sein und den genauen Angriffsbefehl
abwarten.«, bestätigte die Zielperson.
»Gut, vergessen Sie dabei nicht, dass
ihre Umwandlung nicht mehr lange aufrecht erhalten werden kann. Die
Zellenverformungsauflösung wird sich in drei bis vier Stunden
vollzogen haben. Bis dahin rate ich Ihnen, dieses Schiff zu verlassen
und auf Sinas zum verabredeten Punkt zurückzukehren. Sie per
Beamen zurück zu holen, ist für uns zu gefährlich, wie Ihnen bekannt
sein dürfte. General Godurus Überwachungssysteme
würden Sie sofort entlarven und somit unsere Mission gefährden.
Dann folgte ein kurzes Schweigen der beiden verdächtigen und
vermummten Gestalten.
Sie wissen, was Sie zu tun haben, falls Sie
entdeckt werden oder aus irgendeinem Grund dieses Kampfschiff nicht
rechtzeitig verlassen können?«, fragte die schwarz
gekleidete Person die Zielperson.
»Natürlich weiß ich das. Das ist
für mich kein Problem, wenn es denn sein muss werde ich mich
selbst eliminieren.«, äußerte sich die Zielperson.
»Bestens, ich hatte von Ihnen auch nichts
anderes erwartet.«, sagte die schwarzgekleidete Person.
»Vergessen Sie also nicht: In zirka zwölf
Stunden wird diese Flotte angegriffen. Nach dem Schein- und
Ablenkungsangriff werden sich unsere beiden Flotten, also, was davon
noch übrig ist, auf den Weg zu Punkt X auf der Schattenseite des
Planeten Sinas machen. Natürlich werden die Kampfverbände,
also die Kampfgeschwader des Generals Goduru, unsere restlichen, dem
Anschein nach Flüchtigen verfolgen. Wir werden sie kurz vor Sinas
gebührend empfangen und sie dann vernichtend schlagen. General
Goduru wird ohne seine Geschwader hilflos und in seinem Handeln aufs
Äußerste geschwächt sein. Mit seinen gigantischen
Schlachtschiffen ist er unseren leichteren Schiffen, die wendiger sind und
trotzdem eine enorme Feuerkraft besitzen, restlos ausgeliefert. Zudem
werden die Bodentruppen, die sich noch in der von uns gekaperten
unterirdischen Stadt der Goderijaner von einer unserer sechs
weiteren Flotten aufgenommen und im Bereich der Schattenseite im Tal X
dieses Außenplaneten der Goderijaner, den sie Sinas nennen,
natürlich kampffähig abgesetzt werden. Dies dient nur der
Sicherheit, falls die Goderijaner durch ihre Verbündeten zudem
auch noch Bodentruppen einsetzen.«, berichtete die
schwarzgekleidete Gestalt weiter.
»Ich verstehe.«, gab Miwars
Zielperson zu verstehen.
Wir müssen das Großraumschlachtschiff
des Generals unbedingt wenn möglich entern und unter unsere
Kontrolle bringen. Gorenn der Große wird diese Flottenverbände
übernehmen und auf weitere Befehle warten, bis es zum Hauptangriff
kommt.«, übermittelte der Schwarzgekleidete
Miwars Zielperson.
»Gewiss, wenn wir die Midhana erst einmal
in unseren Besitz genommen haben, ist es für unsere
Flottenverbände ein Leichtes, die restliche schwer angeschlagene
Flotte des Generals Goduru zu vernichten.«, berieten sie sich
und gingen wieder auseinander.
Eigentlich genügte es Miwar völlig,
was er da von diesen zwei dubiosen Typen hörte. Es waren auch
Andeutungen dabei, aus denen er nicht schlau wurde. Doch zunächst
war es für Miwar das Wichtigste, dass sein General von dem
Angriff der sechs Flottenverbände der Nohkui und den eigentlich
zwei Flotten, die ja im Vorfeld nur zum Schein angreifen werden, so
schnell wie nur irgend möglich erführe. Des Weiteren
musste sein General auch noch von den Bodentruppen auf der
Schattenseite im von den Nohkui benannten Tal X erfahren. Miwar fiel
es schwer zu glauben, was er da von den zwielichtigen Gestalten hören
musste. Unglaublich, dachte er sich, denn wenn die Nohkui
wirklich über so viele Flottenverbände verfügen und
tatsächlich in zirka zwölf Stunden eine derartige, noch nie
dagewesene großangelegte Invasion starten, da war sich selbst
Miwar im klarem, ja dann werden diese Flotten des Feindes, also der
Bestien Nohkui, die gesamte Flotte von General Goduru mit größter
Wahrscheinlichkeit vernichtend schlagen. Natürlich nur, wenn
ihr Plan der ersten Welle, dass diese zwei Flotten zum Scheinangriff
übergehen, aufginge.
Miwar musste auf Teufel komm raus und was sich
ihm auch in den Weg stellen würde, verhindern, dass die
Kampfgeschwader seines Generals die Feindesflotten verfolgen, wenn diese wie
abgesprochen die Flucht ergreifen, um die Geschwader des Generals
in den Hinterhalt zu locken. Sie müssen
um jeden Preis diese zwei Flotten in ihrem eigenen Kampfbereich
vernichtend schlagen. Des Weiteren sich für die Verteidigung der
eigenen Flotte bereithalten. So gewannen, und dessen war sich Miwar
bewusst, ihre Flotten einige Stunden Zeit. Zeit um sich gegen diese
großangelegte Invasion neu vorzubereiten und zum Schutz des
Großraumschlachtschiffes, das ja die Hauptkraft bildete, neu zu
formieren. Sicher würde auch dies wahrscheinlich ein
sinnloses Unterfangen, wenn da nicht ein Wunder geschehen würde.
Doch an ein Wunder glaubte Miwar zu diesem Zeitpunkt nicht.
Noch erschwerend kam hinzu, dass Miwar bei
seinem Lauschangriff eindeutig das Wort
Zellenverformungsauflösung hörte. Er konnte sich beim
besten Willen nichts darunter vorstellen. Nun gut, das wird sich
bestimmt noch aufklären, dachte er sich noch und verfolgte
seine Zielperson noch ein kleines Stück durch den Hangar, die
sich scheinbar wieder auf den gleichen Weg zurück machte. Miwar
würde gerne weiterhin seine Zielperson verfolgen, um
herauszubekommen, wo genau sie sich, diese dubiose
Gestalt, versteckt oder gar in bestimmten Mannschaften untergemischt
hatte. Doch war es nun von allerhöchster Wichtigkeit, umgehend
General Goduru aufzusuchen und Meldung zu erstatten. Denn für
eine Verteidigung blieb der Flotte, wie wir bereits wissen, nur noch
zirka Zwölf Stunden Zeit. Zeit, die höchstwahrscheinlich gar
nicht mal ausreichen wird, um effektiv gegen mehrere Feindliche
Flottenverbände, von denen man überhaupt nicht wusste,
nichts wusste in dem Sinne, wie groß und schlagkräftig sie
überhaupt sind, vorzugehen. Miwar befand sich bereits auf der
Midhana, da war es ja eigentlich nur noch ein Katzensprung um General
Goduru zu erreichen. So sehr sich auch Miwar darüber ärgerte,
er musste diese zwei Gestalten, die sich für ihn als Verräter,
als Sympathisanten der Nohkui, entpuppten, einfach gehen lassen. Die
Flottenführung hatte nun absolute Priorität. Miwar
beschloss, einige Zeit vergehen zu lassen, zumindest so lange, bis
sich die Verräter außer Reichweite befanden, um
letztendlich nicht doch noch von ihnen entdeckt zu werden. Sie
sollten sich in Sicherheit und vor allem unerkannt fühlen. So
bliebe, dachte sich Miwar, immerhin noch ein wenig länger Zeit
und die Chance, sie doch noch zu identifizieren und auf diese Weise
dingfest zu machen, wenn sie sich ungeniert zwischen den Mannschaften
bewegten.
Es war soweit, und Miwar konnte es riskieren,
eilig durch den Hangar zu gehen, wo sich am Ende mehrere Lifte
befanden, die auch zum Führungsdeck hochfuhren. Dort angekommen,
wich er am Lift mit seine Rechten Hand sanft über einen sich
dort befindlichen Sensorpunkt, wobei die Lichtwand aus fester
Materie bestand und somit, wenn aktiv, den Aufzug eingrenzte, also
darstellte. Zudem war dieser Aufzug aus purer Lichtmaterie, wenn
aktiv, undurchdringlich. Miwar ging hinein und sprach die Worte
»Deck fünf, bitte.«
Gerade erleuchtete die Wand aus festem
Materielicht, da erlosch sie auch schon wieder aufs Neue. Da stand
Miwar und schaute verdattert drein. Zuerst dachte er, der Aufzug wäre
defekt, doch als er eine Gestalt vor dem Aufzug bemerkte, wusste er,
dass dem nicht so war. Miwar stockte der Atem, als er erkennen
musste, dass es sich um genau die Person handelte, die er noch vor
wenigen Minuten mit seiner Zielperson zusammen gesehen und belauscht
hatte. Instinktiv versuchte Miwar, den Ahnungslosen zu mimen, indem
er zu summen anfing und ab und an verlegen wirkend, an die Decke
starrte.
»Guten Tag.«, sprach die Person in
tiefem Ton Miwar an und ging zu ihm in den Aufzug.
»Guten Tag.«, erwiderte Miwar ihm.
Er begriff sehr schnell, dass mit dieser Person, die sich vor
wenigen Minuten als Feind entpuppte, mit Sicherheit, das hatte er im
Gefühl, nicht gut Kirschen essen war und sie etwas im Schilde
führte.
Der will mir bestimmt an den Kragen. Muss
verdammt aufpassen, darf ihm nicht den Rücken zudrehen, dachte
sich noch Miwar. Beide standen nun nebeneinander und Miwar
beobachtete aus seiner linken Augenhälfte diesen Feind aufs
Schärfste, um bei einem vorzeitigen Angriff seitens dieser
Gestalt rechtzeitig reagieren zu können. Miwar konnte an dieser
zwielichtigen Gestalt nur die Hände und ein klein Wenig von
seinem spitzen Bart erkennen, so sehr war jener in sein
pechschwarzes kuttenähnliches Gewand eingehüllt. Doch wie
schon einmal angesprochen, hatte Miwar Kampf- und Verhaltens-Erfahrung.
Für Miwar war klar dass diese Gestalt bald zuschlagen
würde. Er konnte es an seinen Händen sehen, die diese Person
nervös, also im ständigen auf und zu, zu Fäusten
ballte.
»Bitte nach Ihnen.«, forderte Miwar seinen
Gegner scheinheilig und dennoch höflich auf, um natürlich
herauszubekommen, in welcher Etage dieser eigentlich auszusteigen
beabsichtigte. Doch auch dieser bewies Ehrgeiz und Härte.
»Aber nicht doch, nach Ihnen!«,
bewies diese Gestalt Schläue.
»Ich bestehe darauf!«, gab Miwar
geschickt zurück, um ihm keine andere Wahl zu lassen. Er musste
nun nachgeben, wenn er nicht auffallen wollte. Was er auch sogleich
tat.
»Na, dann bedanke ich mich. Deck fünf
bitte!«, forderte er das Transportsystem auf.
Wieder herrschte bedrückende Stille. Miwar
hatte das bestimmte Gefühl, dass, noch bevor sie auf Deck fünf
ankamen, sein Feind noch während der Fahrt nach oben
höchstwahrscheinlich zuschlagen würde. Also blieb ihm
letztendlich nichts anderes übrig, als dem Feind zuvor zu
kommen. Was er auch gleich in die Tat umsetzte. Mit und aus einer
blitzschnellen Drehung verpasste Miwar mit seiner rechten Handkante
einen Schlag auf des Feindes Kehlkopf. Mit einem Mal sank er wie ein in sich
zusammenfallendes Gebäude zusammen und lag benommen und nach Luft
ringend am Boden des Fahrstuhles. Miwar setzte zudem noch eins
drauf, indem er mit seinem rechten Fuß ausholte und ihm mit
einem mächtigen Schlag ins Gesicht trat. Der Gegner war somit
außer Gefecht gesetzt.
»Ging ja leichter als ich dachte.«,
gab er im dezenten Selbstgespräch von sich.
»Deck fünf.«, meldete nun das
Sprachsystem des Fahrstuhles.
Miwar kniete sich zu der bewusstlosen Person hinunter, packte seine
Beine und zog ihn aus dem Fahrstuhl.
»Was mache ich denn nun mit dem Mistkerl.
Miwar sah sich um und entdeckte so zwei Meter rechts neben dem
Fahrstuhl eine Tür. Eilig ging er auf sie zu, wich mit seiner
linken Hand über das Schließsystem und wartete.
»Bitte geben Sie Ihren
Zutrittsberechtigungscode an.«, sprach das System mit sanfter
und weicher Frauenstimme.
Was nun, dachte sich Miwar. Doch dann fiel ihm
ein, dass Kommandeure eigentlich mit ihrem eigenen Code auf fast
jedes System Berechtigung erteilt bekamen.
»Kommandeur Miwar, Code 667663441.«,
sprach er versuchend im verständlichen Ton und wartete ab.
»Kommandeur Miwar, Code 667663441,
bestätigt. Zutritt gewährt.«, gab das System von
sich und öffnete die Tür.
»Na, wer sagt's denn. Warum denn nicht
gleich so.«, freute sich Miwar. Dann ging er zurück,
packte erneut die Beine des Bewusstlosen und zog ihn in den Raum. Der
Raum selbst war nicht allzu groß und vollkommen leer.
»Ich möchte wirklich mal wissen,
wovor die Techniker diesen Raum schützen wollen, ist ja völlig
leer.«, murrte Miwar laut vor sich hin. Als Miwar endlich
seinen überaus schweren Feind mit Mühe in den kleinen Raum
gezogen hatte, streifte er sein Obergewand von seinem Oberkörper
ab und zog noch das Unterhemd aus. Anschließend zog er sich
wieder das Obergewand über. Dann riss er sein Unterhemd in
Streifen und fesselte mit einem Teil davon die Füße seines
Gegners. Danach fesselte er noch dessen Hände auf dem Rücken
zusammen, verließ den Raum und ließ die Tür hinter
sich zuschnappen. Nach einer Kontrolle des ordnungsgerechten
Verschlusses der Tür ging Miwar weiter. Diesen Mistkerl lasse
ich später abführen. Fehlt nur noch meine Zielperson,
dieser andere Verräter, aber den werde ich auch noch bekommen.
Dachte er sich und ging weiter seines Weges. Unzählige Gänge
und Türen lies Miwar hinter sich, bevor er endlich die
Haupthalle erreichte, wo sich auch das Quartier des Generals Goduru befand.
An General Godurus Tür angekommen klopfte Miwar
sachte an. Doch es folgte keinerlei Reaktion. Wieder klopfte er an,
doch diesmal etwas lauter. Dann konnte er etwas hören und trat
einen Schritt von der Tür zurück. Langsam öffnete
sich die Türe nach innen hin und ein älterer Herr, den
Miwar kannte, trat hervor.
»Ah, Kommandeur Miwar, treten Sie näher.
General Goduru erwartet Sie bereits voller Ungeduld.«,
erwiderte der Diener des Generals, den die meisten der Kommandeure
liebevoll Menodes nannten und was soviel wie 'immer freundlicher
Mann' auf Rigkhonia hieß.
»Ich bin Ihnen zu tiefem Dank
verpflichtet, Menodes.«, gab Miwar zur Antwort.
»Sie sind ein Schmeichler, Kommandeur
Miwar, wenn ich mir erlauben darf, das zu erwähnen.«,
entgegnete Menodes mit einem gekonnten Lächeln in seinem
greisenhaften Gesicht, das mit Falten nur so übersäht war.
»Aber nicht doch, Menodes, ich meine immer,
was ich sage.«, gab Miwar zu verstehen und ging hinein.
Menodes verschloss die Tür hinter sich
und bat Miwar, sich einen Augenblick in das Arbeitszimmer des
Generals zu setzen und zu warten. Nach einigen Minuten, die für
Miwar eine Ewigkeit darstellten, kam endlich der General hinzu.
»Aha, was sehen da meine immer mehr
geschwächten Augen? Mein Lieblingskommandeur Miwar.«
Sichtlich freute sich der General und ließ sich hinter seinem
bescheiden wirkenden und für solch einen mächtigen Mann
eher sehr kleinen Schreibtisch nieder.
»So, mein lieber Miwar, wie ist Ihr
Einsatz auf Sinas verlaufen?«, forderte General Goduru von ihm
ungeduldig.
»Mein General, den Auftrag im
eigentlichen Sinne habe ich und meine Offiziere schon erfüllt.«,
begann Miwar ganz sachte.
»Was meinen Sie mit 'im eigentlichem
Sinne'?«, wollte nun Goduru wissen und veränderte sichtlich
seine freundliche Mimik zu einem ernsten Ausdruck.
»Mein General, wie von Ihnen befohlen,
haben wir das Gas Zepin in den dafür zuständigen,
Hauptbelüftungsschacht entlassen.«, sprach Miwar für
den General in Rätseln.
»Na, dann ist ja alles in bester Ordnung,
nicht wahr, Kommandeur Miwar?«, fragte ihn Goduru nun sehr
aufgeregt.
»Mein General, das wäre es auch,
wenn wir nicht schon im Vorfeld verraten worden wären.«,
entgegnete Miwar nun sehr ernst geworden.
»Wie meinen?«, fragte der General,
sich nochmals vergewissernd.
»Ja, Sie hörten schon richtig. Wir
sind verraten worden. Die Nohkui wussten, dass wir kommen und das Gas
Zepin freisetzen würden.«, sagte Miwar fest.
»Sie machen wohl Witze? Das finde ich
gar nicht komisch, Miwar!«, krakeelte Goduru nun herum.
»Das soll es auch nicht sein. Mein
General, die wussten, dass wir kommen, da führt kein Weg daran
vorbei.«, warf Miwar ein.
»Was macht Sie denn da so sicher, Miwar?«,
fragte der General verständlicherweise.
»Was mich so sicher zu machen schien,
fragen sie mich? Nun gut, das will ich Ihnen sagen. Was für
einen Grund hätten die Nohkui denn gehabt, sich im untersten
Tunnelsystem aufzuhalten und zudem eine Art Schutzmasken gegen das
Gas zu tragen?«, antwortete Miwar seinem General eifrig und
dennoch wütend.
»Das ist ausgeschlossen, Miwar! Jedwede
gottgläubige und zudem zivilisierte Spezies ist sich
dessen bewusst, dass die Nohkui keine Verbündeten akzeptieren.
Weder Schnüffler noch Verräter.«, schrie der General.
»Wie dem auch sei, verzeihen sie mir
meine Offenheit, aber mit dieser Meinung stehen sie derzeit alleine
da. Ich weiß, was ich gesehen habe. Außerdem ist es mir vor
wenigen Minuten gelungen, einen dieser Verräter dingfest zu
machen, mein General.«, erklärte Miwar des Weiteren im
festen Ton.
»Was, Sie haben einen dieser Verräter?
Ja sind es denn mehrere, die sich gegen uns verschworen haben?«,
fragte der General empört.
Wie viel genau sich dieser Sache angeschlossen
haben, kann ich Ihnen derzeit auch nicht genau sagen. Ich weiß nur,
dass es zwei waren, die ich belauscht habe.«, entgegnete Miwar
seinem General.
»Na, dann erzählen Sie mal, und ich
muss Sie warnen, Miwar, ich möchte alles darüber wissen.«
Und Miwar erzählte seinem General alles,
was auf Sinas geschehen war und was er auf dem Weg hierher noch erlebt
hatte. Inklusive das Belauschen der zwei Gestalten im Hangar. Als er
mit seinem Bericht fertig war, verschlug es dem General den Atem.
»Ach du meine Güte! Zwei Flotten
wollen uns in zirka elfeinhalb Stunden angreifen. Und weitere sechs
Flottenverbände. Flotten, die sich nun auf der Schattenseite des
Planeten Sinas formieren wollen? Das ist eine Katastrophe. Wir
wissen ja nicht einmal, wie groß die Gesamtschlagkraft
sämtlicher Flotten des Feindes ist. Wie soll unsere Flotte
gegen so viele Flottenverbände der Nohkui ankommen, können
Sie mir das mal verraten?«, entgegnete der General nervös,
während er aufgeregt in seinem Arbeitszimmer auf und ab lief.
»Na, Miwar, haben Sie einen Vorschlag?«,
fragte ihn der General.
»Tja, Sie sollten schleunigst alle
Kommandeure zusammenrufen und einen Plan ausarbeiten, bevor es zu
spät dafür ist.«, riet Miwar seinem General.
»Alle Kommandeure? Sicher, das wird
das Beste sein. Aber Miwar, sagen Sie mir, was wird uns das
bringen?«, fragte ihn der General.
»Mit einer Flotte? Sicherlich nicht viel.
Aber nur dazusitzen und abzuwarten, bis die Nohkui hier sind und
Ihre gesamte Flotte vernichten, versetzt uns auch nicht gerade in
eine ideale Position, oder?«, sagte Miwar einleuchtend.
»Ja, Sie haben Recht Miwar. Hätten
Sie vielleicht einen Vorschlag, den ich ernst nehmen sollte?«, fragte
ihn der General.
»Ja, mein General, den hätte ich.
Doch ob Sie ihn Bewilligen, will ich doch bezweifeln, zumal sich ja
ihre Tapferkeit in den vergangenen Schlachten bis in die Äußersten
Quadranten herumgesprochen hat.«, entgegnete Miwar lästernd.
»Legen Sie Ihre Floskeln mal beiseite.
Ich will eine ehrlich Antwort von ihnen, Herr Kommandeur.«,
forderte der General.
»Nun gut, wenn Sie denn meinen, ich würde
nach der Besprechung mit den übrigen Kommandeuren der Flotte
den sofortigen Rückzug befehlen.«, riet ihm Miwar.
»Was soll ich? Ich soll mich
zurückziehen wie ein elender Feigling vor diesen mordenden
Bestien davonlaufen? Ist es das, was sie mir raten?«, schrie
nun der General völlig entrüstet.
»Nur vorübergehend, mein General.
Zumindest so lange, bis wir schließlich Verstärkung
seitens unserer Verbündeten bekommen. Denn ich nehme an, dass
die noch verbleibenden elf Stunden und zwanzig Minuten nicht
ausreichen werden, um unsere Verbündeten in so kurzer Zeit hier
in diesen Quadranten zu beordern. Selbst wenn Sie ohne Verhandlung,
also ohne zu zögern, mehrere Flotten hierher senden würden,
bräuchten die Vorbereitungen einiges an Zeit. Zeit, die uns beim
besten Willen nicht mehr zur Verfügung steht, mein General.«,
erklärte Miwar.
»Vielleicht haben Sie Recht Miwar, doch
ich betone aufs Schärfste, dass mir dieses feige Handeln
zuwider ist.«, eine zeitlang dachte der General nach, dann
folgte ein tiefer Seufzer.
»Gut, wenn es denn sein muss. Ich werde so viel
Verstärkungen unserer Verbündeten anfordern, dass für
die Sterne kein Platz mehr übrig bleibt. Wir ziehen uns so lange
zurück, bis die verstärkenden Flotten unserer Verbündeten
zu uns stoßen und wir uns somit in der Lage befinden, gegen
diese Bastarde von Nohkui anzutreten.«, gab General Goduru
zutiefst beschämt im kläglichen Ton von sich.
»Na, hoffen wir, dass sich unsere
Verbündeten auch dazu bereit erklären, mit an unserer Seite
zu kämpfen.«, bemerkte Miwar so ganz nebenbei.
»Das, mein lieber Miwar, lassen Sie
beruhigt meine Sorge sein. Unsere Verbündeten sind uns laut
Abkommen schon seit Generationen dazu verpflichtet. Oft, sehr oft,
haben wir ihre Konflikte in diplomatischer Form als die unseren
angesehen und ihnen in der Vergangenheit beiseite gestanden. Jetzt,
mein Bester sind sie mal an der Reihe, ihre Pflicht zu erfüllen.«,
gab sich General Goduru sicher drein.
»Na, dann dürfte dieses Problem ja
keines mehr sein. Am besten wird es sein, natürlich nur, wenn
Sie, mein General, einverstanden sind, dass wir die Flotten unserer
ach so tapferen Verbündeten innerhalb der Todeszone erwarten und
von dort aus gemeinsam die Flottenverbände der Nohkui angreifen.
Die Nohkui rechnen bestimmt nur mit Ihrer Flotte.«, empfahl
Miwar seinem General, der schon begann, die dafür notwendigen
Petitionen auf seinem Schreibtisch zu verfassen.
»Ah. Was, ja, die Todeszone? Gewiss wird
es der ideale Platz dafür sein, Miwar.«, bestätigte
der General Miwars Vorschlag. Dann drückte er auf einen Knopf,
um seinen Diener zu rufen, der auch schon gleich ins Arbeitszimmer
hereinkam.
»Sie haben mich gerufen?«, fragte
der Diener des Generals
»Menodes, veranlassen Sie sofort, und das
ohne Umwege, dass diese Petition per Geheimsignal an unsere
Verbündeten gesandt wird. Warten Sie auch sogleich auf die
Antwort und bringen Sie sie mir rasch und unter Stillschweigen
zurück!«, forderte der General von seinem Diener Menodes.
Der sich stillschweigend vor seinem General tief verbeugte und das
Arbeitszimmer verließ.
»Was für ein immenses Glück ich
doch mit diesem Diener habe. Nie ein schlechtes Wort, nie eine
Beschwerde und nie unzuverlässig. Eine wahre und gute Seele,
dieser Menodes.«, sagte der General so ganz nebenbei.
»Ja, gewiss, mein General, Menodes ist
wahrlich eine treue Seele.«, gab Miwar seinem General Recht.
»Miwar, ich ernenne Sie zu meinem
Stellvertreter. Das heißt, dass Sie ab sofort die absolute
Befehlsgewalt über alle meine Kommandeure und deren Offiziere
haben. Sie haben sich ab jetzt nur noch einem unterzuordnen, nämlich
mir. Das gilt aber nur, bis dieser schreckliche Krieg gegen diese
Ausgeburt der Hölle endlich zu Ende ist. Danach sehen wir
weiter. Ich könnte mir gut vorstellen, Sie in nicht allzu großer
Ferne einmal als General bei einer Sitzung der Mächtigen zu
sehen?«, sagte General Goduru.
»Ich danke Ihnen, dass sie mir so viel
Vertrauen schenken. Ich werde Sie bestimmt nicht enttäuschen und
mein Allerbestes geben, mein General.«, sagte Miwar.
»Das hoffe ich, mein Bester, nein
vielmehr, das verlange ich von Ihnen, mein lieber Miwar.«,
entgegnete General Goduru.
»Sie können sich auf mich verlassen.
Aber noch etwas anderes, mein General. Was soll ich nun mit diesem
Verräter machen?«, fragte ihn Miwar.
»Ach ja, der Verräter. Und Sie sind
sich absolut sicher, dass dieser jene einer der Verräter ist?«,
fragte ihn der General.
»Daran, mein General, besteht kein
Zweifel.«, warf Miwar ein.
»Veranlassen Sie, dass man ihn in die
Strafkammer bringt. Wir werden uns später um ihn kümmern
müssen. Jetzt bleibt keine Zeit mehr dazu, auch wenn wir durch
ihn eventuell an wichtige Informationen gelangen könnten. Viel
wichtiger ist nun, dass wir von hier wegkommen und Kurs auf die
Todeszone nehmen. Sie sollten nun auf ihr Schiff zurückkehren
Miwar. Alles weitere besprechen wir während des Fluges, per
codiertem Signal versteht sich.«, verlangte der General.
»Gewiss, mein General. Ihr Wunsch ist mir
Befehl und lebet wohl!«, grüßte ihn Miwar im
Spalier.
»Lebet auch wohl, mein getreuer
Kommandeur Miwar.«, erwiderte General Goduru.
Miwar verließ das Arbeitszimmer des
Generals. Er hatte bei seiner internen Beförderung ein
gemischtes Gefühl, weil er wusste, was für eine
Verantwortung nun auf seinen Schultern lastete. Wenn seine
Kommandeure Mist bauten fiel die gesamte Schuld ihm zu. Sie zu
befehligen, damit hatte Miwar kein Problem, da er wusste, dass ihn
sowieso keiner der Kommandeure leiden konnte. Doch geriet er zusehends
mehr in Gefahr, dass einer dieser Kommandeure versuchte, ihn vor
seinem General zu kompromittieren, ihn vor seinem unmittelbaren
Befehlshaber eins auszuwischen. Das wäre für Miwar eine
Schmach, die er schwerlich verdauen könnte. Aber ihm blieb ja
keine Wahl und ihm war klar, dass er hier durch musste. Nach etlichen
Gängen und Türen, die er auf dem Rückweg in Kauf nehmen
musste, kam er endlich wieder an jenem Aufzug an, aus dem er gekommen
war. Miwar stand nun vor dem Fahrstuhl und guckte zu der Tür,
die in den Raum führte, in dem er den Verräter eingesperrt hatte.
Er überlegte, sollte er noch einmal einen Blick auf den
Gefangenen werfen? Schaden kann es ja nicht, dachte sich Miwar und
zuckte dabei mit seinen Schultern. Geschwind ging er, obwohl er
eigentlich keine Zeit dafür hatte, zu der besagten Tür und
blieb erst einmal aufhorchend vor ihr stehen. Dann, einige Augenblicke
später, gab er sein stimmliches Kennwort vor. Als das Kennwort
bestätigt wurde, öffnete er sachte und unter größter
Vorsicht die Tür. Und was er da zu sehen bekam, verschlug ihm
doch den Atem. Hechelnd wie ein wildes Tier lag, zwar noch gefesselt,
dieses Etwas, doch lief Miwar ein kalter Schauer durch Mark und Bein.
Dieses Etwas, das er noch vor kurzer Zeit als eine Person
identifizierte, entpuppte sich als ein insektenartiges Wesen. Es
hatte noch immer diese Körpergröße wie vorher, doch
es war nicht diese jene Person, die er niederschlug, nein, es sah
vielmehr wie ein Monster aus. Miwar beobachtete dieses Ding, das sich
anscheinend zu irgendetwas zu verpuppen schien. Nur zu was, das
konnte Miwar in diesem Augenblick nicht sagen. Entsetzt und voller
Ekel sah Miwar dieses Treiben, dieser Verwandlung zu. Dieses Wesen,
dieses Ding, warf seine ursprüngliche Haut ab und seine Glieder
begannen sich zu verformen und zu vervielfältigen. Es schien, ja
es schien sogar zu wachsen. Miwar wich zurück und blieb im
Rahmen der Tür stehen. Dann fielen ihm Merkmale des Wesens
auf, die er schon einmal gesehen hatte.
»Wo habe ich das schon einmal gesehen?«,
sprach Miwar laut nachdenkend vor sich hin. Plötzlich fiel es
ihm wie Schuppen vom Kopfe, ein.
Das ist ja ein? Miwar getraute es sich kaum
auszudenken, dass das, was er da sah, ein Nohkui war. Wahrhaftig ein
Nohkui, der sich anscheinend nur begrenzt in seiner biologischen
Zellveränderung verstecken konnte.
Mann, das wäre wohl nie herausgekommen,
wenn ich dieses Mistding nicht im entscheidenden Augenblick
eingesperrt hätte, dachte er sich.
Miwar wusste natürlich nicht, dass er sich
in diesem Bezug gewaltig irrte. Die Goderijaner, wie wir bereits
wissen, hatten schon einen Vorfall, wo sich ein Nohkui in eine
Zellenumwandlung begab und zu einem Dogon mutierte und sich somit
Zugang zum Mutterschiff, der Surenech, verschaffte. Doch er flog auf
und wurde in Gewahrsam genommen.
Verdammt noch mal! Was mache ich denn nun? Es
bleibt keine Zeit mehr zurückzugehen um General Goduru davon
in Kenntnis zu setzen. Dennoch, melden muss ich es. Werde dies von
meinem Schiff aus tun, dachte sich Miwar, ließ die Tür
ins Schloss fallen und überprüfte diese aufs Genaueste auf
ihren Verschluss, ging in den Fahrstuhl und fuhr die fünf Decks
bis zum Hangar hinunter. Dort angekommen stand auch schon der Shuttle
bereit. Der Shuttle stand zwar nicht wegen seiner Wenigkeit alleine
im Hangar, da es sich hierbei um einen gewöhnlichen Passagier-Shuttle
handelte. Dieses Shuttle nahm absolut jeden mit an Bord und
transportierte jeden Passagier auf Wunsch auf die unzähligen
Großraumkampfschiffe innerhalb der Flotte hin und her. Auf
diese Art brauchte Miwar nicht allzu lange warten und seine kostbare
Zeit nicht mit sinnlosen Anträgen und Erlaubniscodes zu
bestätigen, die er bei einem eigenen Shuttle tätigen
müsste. Außerdem tat es ihm gut, für ein paar Minuten
seine Ruhe vor dem zu haben, was das Unbekannte, das auf ihn zukam, mit sich
brachte. Mit flotten Schritten ging Miwar auf das wartende Shuttle
zu.
Oh nein, nicht schon wieder dieser Choleriker
von Steward, dachte sich Miwar, als er ihn mit seinem hämischen
Grinsen über seine hässliche Visage am Shuttle-Eingang
stehen sah.
»Na, mein Bester, immer noch so hässlich
doof?«, gab Miwar zu seinem Besten. An ihm vorbei ins Shuttle
gehend sah Miwar den Steward sehr streng und tief in die Augen. Als
der Steward das hörte, wurde er kreidebleich und brachte kein
einziges Wort mehr heraus. Er schwieg sich aus, weil er merkte, dass
es kein kluger Schachzug für ihn wäre, sich mit Miwar
anzulegen und folglich den Kürzeren zu ziehen. Murrend
unverständlich ging er an seinen Pilotensitz zurück und
verschloss die Eintrittsluke. Miwar nahm in den hintersten Reihen
Platz. Wie meistens, wenn er beliebte, den Passagier-Shuttle zu
nehmen. Miwar fiel alles und jedes auf, er ist hervorragend in der
Beobachtung und wenn nötig einzuschreiten, egal in welcher Art
auch immer, meisterte er diesen Augenblick des Handelns, wie ein
Profi. Miwar war eben ein Mann, der alles was ihm zum Vorteil
gereichte, auch bis zur Neige zu nutzen wusste. Die Macht der
Gewohnheit eben. So flog er geduldig von Schiff zu Schiff, bis der
Steward endlich sein Schiff, die Aloriha, anpries. Ja, hier fühlte
er sich wie zu Hause, was ja nach so vielen Jahren Dienst auf diesem
Kampfschiff gar nicht mal so ein falscher Begriff war.
Ein seliges Gefühl überkam ihn, als
er mit seinen Füßen den harten metallenen Boden seines
Schiffes berührte. Zielstrebig und sehr eilig ging er sogleich
in Richtung des Fahrstuhls, betrat ihn und fuhr mit ihm bis zum
Führungsdeck, das sich im obersten Deck befand. Dort angekommen
ging er hastig in die Kommandozentrale, die sich in etwa zwanzig
Meter vom Fahrstuhl entfernt befand. Als er dort in Erscheinung
trat, ging auch schon die gesamte Crew, die für sämtliche
Instrumente zuständig war, in Spalier über und begrüßte
ihren Kommandeur lauthals.
»Schon gut, Jungs, beruhigt euch mal
wieder. Wir haben ne Menge Arbeit vor uns.
So, alle Vorbereitungen zur Abreise treffen!«,
befahl Miwar als erstes seinem Navigator, der ihm irgendwie bekannt
vorkam.
»Navigator? Kommen Sie mal her!«,
befahl Kommandeur Miwar des Weiteren.
Der Navigator kam eilig und stellte sich vor
seinen Kommandeur in Spalier.
»Leutnant Magbur?«, staunte Miwar
nicht schlecht.
»Jawohl, Herr Kommandeur. Ich bin es.«,
gab Magbur stolz von sich.
»Das sehe ich auch. Ich dachte, ich
hätte Sie in den Urlaub geschickt, Leutnant?«, fragte ihn
Miwar.
»Jawohl, mein Kommandeur, das taten
Sie.«, erwiderte der.
»Und können Sie mir dann sagen, was
Sie hier zu suchen haben?« fragte ihn Miwar.
»Gewiss, Herr Kommandeur. Aber da Sie ja
nicht hier waren und ich nunmal als Leutnant ein Vorbild sein
müsste, dachte ich mir insgeheim, mich hier etwas nützlich
zu machen und auch gleich nach dem Rechten zu sehen. Hätte ich
etwaige Missstände entdeckt, hätte ich Sie natürlich
umgehend in Kenntnis gesetzt.«, erklärte Leutnant Magbur
seinem Kommandeur.
»Gut, Leutnant, in der Tat, das haben Sie
gut gemacht. Ich wünschte, ich hätte mehr von ihrer Sorte
hier. Aber nun an die Arbeit: Magbur, ich möchte, dass sie sofort
folgende Nachricht zum Führungsschiff des Generals senden und
zwar codiert.
Einer der bis jetzt zwei entdeckten Verräter
entpuppte sich als ein Nohkui, der sich durch eine Art
Zellenverwandlungsprozess als einer der Unsrigen tarnte und zu
seiner Spezies zurück verwandelte, also mutierte. Stop. Gefahr
besteht zum jetzigen Zeitpunkt nicht, da sich diese Spezies
unter Verschluss befindet. Stop. Warnung. Stop. Verdacht, dass sich
zellverwandelte Nohkui in der ganzen Flotte verteilt haben könnten,
wird nicht ausgeschlossen. Mitteilung Miwar, Ende.
Hast du auch alles gesendet?«, fragte
Miwar seinen Leutnant.
»Jawohl, Herr Kommandant.«,
erwiderte der Leutnant und wandte sich weiterhin seinen Aufgaben zu.
Magbur wunderte sich nur, dass sein Kommandeur ihn mal duzte und ein
anderes Mal wieder nicht. Aber er beließ es lieber dabei und
riskierte es nicht, danach zu Fragen.
»Halt, Leutnant Magbur? Hätte ich
doch glatt was vergessen. Senden sie nochmal bitte.«, bat ihn
Miwar.
»Aber bitte, gerne doch, Herr Kommandeur.«,
sagte Magbur.
»Erbitte unmittelbaren Startzeitpunkt zur
Todeszone. Stop. Des weiteren erbitte ich um einen genauen Termin zu
derzeitiger Lagebesprechung aller Kommandeure. Miwar Ende. Okay, das
war's, Leutnant Magbur.«, gab Miwar weiter.
»Alles weitergeleitet, Herr Kommandeur.«,
entgegnete Magbur.
»Sehr schön.«, sagte Miwar,
lehnte sich in seinem Kommandositz zurück und begann nachzudenken.
Er dachte an seine Familie, er dachte an seinen bisherigen
und für ihn nicht gerade leichten Weg, der eigentlich nur von
Entbehrungen gepflastert war. Den vielen Kämpfen in so
manchen Quadranten und über den Tod, dem er so oft mit List und
Tücke ein Schnippchen schlagen konnte und ihm auf diese Weise
kurzfristig entgehen konnte. Er wusste, dass alles nur eine Frage der
Zeit sein würde, wenn er an die Reihe kam, wenn seine Zeit
gekommen war. Doch Miwar war eigentlich ganz zufrieden, so wie es im
Augenblick ist. Doch er wurde zunehmend des Lebens müder. So wie
das Leben eben sein Weg zu gehen schien. Mit oder ohne ihn wird
sich, so dachte er, das Leben eben seinen eigenen Weg suchen.
Langsam wurden Miwars Augenlider
immer schwerer, bis er schließlich
einnickte. Magbur beobachtete seinen Kommandeur aufs Genaueste, er
gönnte ihm diese kleine Ruhepause und bat seine Kameraden, die
sich zu laut untereinander unterhielten, ruhiger zu sein. Doch die
wohltuende Ruhe währte nicht lange und wurde von höherer
Seite jäh unterbrochen. Denn am Hauptbildschirm, wie sollte es
auch anders sein, meldete sich General Goduru höchstpersönlich.
Als ihn Leutnant Miwar erkannte, schaltete er im Bruchteil einer
Sekunde den Hauptbildschirm auf Störung, so dass es dem General
nur schwerlich gelang, seinen noch immer schlafenden Kommandeur zu
sehen.
»Hier General Goduru, was ist denn mit
eurem Schirm los?«, schrie der General wie ein Choleriker
herum.
Währenddessen rannte Magbur geschwind und wie ein Wiesel zu
Kommandeur Miwar und weckte ihn.
»Herr Kommandeur, bitte verzeihen Sie,
aber der General ist auf dem Schirm.«, bat Magbur um
Verzeihung.
»Wa... was ist?«, fragte noch
benommen Miwar seinen Leutnant.
»Der General ist auf dem Schirm, aber
keine Sorge, er kann sie nicht sehen, ich habe den Schirm etwas
verzerrt.«, sagte Magbur.
»Du meine Güte, bin wohl
eingenickt?«, stellte Miwar fest.
»Ist ja auch kein Wunder, wenn ich
bemerken darf, Sie haben ja seit Tagen nicht mehr richtig geschlafen,
Herr Kommandeur.«, bemerkte Magbur ganz nebenbei.
»Ja, Sie haben Recht, Herr Leutnant,
dennoch gut gemacht. Und jetzt tun sie mir einen Gefallen und stellen
nun den Bildschirm wieder ein. Wir sollten doch unter allen Umständen
vermeiden, dass unser lieber General einen Nervenzusammenbruch
bekommt, oder?«, befahl ihm Kommandeur Miwar.
»Gewiss, Herr Kommandeur.«, gab
Magbur ihm lächelnd zurück.
»Mein General, wie bin ich doch froh, Sie
zu sehen.«, äußerte sich Miwar recht scheinheilig,
was natürlich General Goduru sofort durchschaute und auch
dementsprechend reagierte.
»Ja, seid ihr da drüben von allen
guten Geistern verlassen. Miwar, wollen sie mich auf den Arm nehmen?«
»Gewiss nicht, mein General!«,
antwortete Miwar gelassen. Doch sein General schien sich einfach
nicht mehr beruhigen zu wollen und schimpfte und meckerte und
schimpfte und meckerte so lange weiter, bis letztendlich für
Miwar das Maß an Respekt endgültig voll zu sein schien.
»Jetzt langt es mir aber! Glauben Sie im
Ernst, sie haben einen Kadetten vor sich? Sie sollten sich lieber um
die schnelle Ausführung des Rückzuges kümmern, anstatt
mich vor meinen Offizieren klein zu machen. Oder beabsichtigen Sie so
lange zu warten, bis die Flotten der Nohkui hier sind und uns
vernichtend schlagen? Denn das, so kann ich Ihnen versichern, das
werden sie. Wahrlich, das werden diese Bestien mit ihrer derzeitigen
Übermacht. So, ich habe gesagt, was zu sagen ist. Ich werde
selbstverständlich, wenn es Ihr Wunsch ist, von meinem Posten
zurücktreten, mein General. Alle in diesem Raum glaubten sich
verhört zu haben, so wie ihr Kommandeur mit dem General geredet
hatte. Doch es gefiel ihnen, dass es endlich einmal jemand gewagt
hatte, diesen Choleriker von General Parole zu bieten.
Eine Zeitlang guckten sich beide nur
nachdenkend an, der General und Kommandeur Miwar. Außer Miwar
konnte natürlich keiner erahnen, was letztendlich der General
nun zu Kommandeur Miwars Aufmüpfigkeit sagen würde und
horchten nun gespannt dem folgenden Wortwechsel zu.
»Aber, aber, mein guter Miwar. Sie
scheinen mir ein wenig angespannt zu sein. Ich kann Sie natürlich
nur allzugut verstehen. Es sind nunmal schlechte Zeiten, nicht wahr
mein Bester?«, schleimte sich nun General Goduru bei Miwar ein,
denn er wusste, dass er gerade jetzt einen solch fähigen
Kommandeur nicht diskriminieren durfte. Er brauchte Miwar, wenn er
siegreich auf Rigkhonia zurückkehren wollte. Und das wusste
der General auch. Auf Rigkhonia wäre es ein Frevel, eine
Demütigung vor dem Volke, in einer solch hohen Stellung ohne
jeglichen Sieg zurückzukehren. Demnach blieb ihm nichts
anderes übrig, als dem Kommandeur gut zu stimmen und etwaige
Unstimmigkeiten in Kauf zu nehmen.
»Aber nun zu unserem Vorhaben, mein
lieber Kommandeur Miwar. Wie mich mein Navigator in Kenntnis setzte,
hat sich ihr Gefangener als einer dieser so abscheulichen und
mordenden Bestien Nohkui entpuppt?«, vergewisserte sich
General Goduru bei Miwar nochmals.
»Ja, mein General, und ich gehe davon aus,
dass es sich nicht nur um diesen einem handelt.«, entgegnete Miwar.
»Tja, jetzt wissen wir auch, warum diese
Bestien uns stets einen Schritt voraus waren. Miwar, Sie
sagen mir, dass diese Bestien ihre Zellverwandlung nicht lange
aufrecht erhalten können, wissen Sie auch, wie lange denn
schließlich diese Mutation, ich meine, dieser
Zellenverwandlungsprozess, andauert?«, fragte der General.
»Leider nein, mein General, die genaue
Umwandlungszeit, dass heißt, wie lange sie sich in unseresgleichen
Körperhülle verbergen können, ist mir auch
nicht bekannt. Es kann sich aber nur um einen Zeitraum von wenigen
Stunden handeln.«
»Und wie gedenken Sie nun vorzugehen?
Haben sie schon einen Plan, bzw. eine Idee?«, fragte ihn der
General.
»Nun, mein General, Tatsache ist, dass
diese Bestien eine Möglichkeit gefunden haben, um unbemerkt an
Bord unserer Schiffe zu gelangen. Demnach sind sie in der Lage, unsere
Sensoren und uns in der Zeit, in der sie sich klammheimlich an Bord
schmuggeln oder sich wieder aus dem Staube machen, zu
überlisten.«, entgegnete Miwar.
»Und wie, mein lieber Miwar, gedenken Sie
diese prekäre Situation in den Griff zu bekommen?«, fragte
der General.
»Eines weiß ich mit Sicherheit, mein
General. Diese Nohkui sind nicht auf die übliche Verfahrensweise
durch die Kontrollen an Bord unserer Schiffe gekommen.«, warf
Miwar ein und wurde mal wieder unterbrochen.
»Also müssen sie sich auch folglich
auf irgendeine Art und Weise eingeschmuggelt haben, worauf wir
bisher noch nicht gekommen sind, oder?«, stellte der General
fest.
»Sicher, mein General. Es gibt nur eine
Weise, um unserem Sensorenbereich zu entgehen und das wäre eine
Art Beamen.«, warf Miwar ein.
»Beamen? Davon hatte ich schon mal im
großen Rat der Vereinten Planeten gehört. Ja, Miwar, gibt
es denn dieses Verfahren, ich meine diese Art von Fortbewegung nun
wirklich?«, fragte ihn der General nun sichtlich aufgeregter.
»Ich befürchte ja, mein General. Die
Nohkui müssen sich diese Technik der körperlichen, also der
Materie-Transferierung, von irgendwo her angeeignet haben. Ich kann
mir nicht vorstellen, dass sie dieses Verfahren selbst entwickelt
haben. Wahrscheinlich haben sie diese Technik von irgendeiner Welt,
die diese Ausgeburt der Hölle mal wieder geplündert
hat, gestohlen.«, stellte Miwar fest.
»Da, mein lieber Kommandeur, bin ich ganz
Ihrer Meinung. Doch was mich im Augenblick interessieren würde,
ist: Haben sie für dieses Problem schon eine Idee? Es wäre
sehr bedauerlich, wenn durch diese Art Reisen der Feind uns ständig
einen Schritt voraus wäre.«, wollte der General wissen.
»Nun, ich dachte, wir sollten diesen
gefangenen Nohkui im Vorfeld mit falschen Informationen füttern und
anschließend entkommen lassen. Auf diese Weise drehen wir den
Spieß einfach um und sie werden schon bald merken, dass diese
Art von Spionage zu keinem Erfolg führt.«
»Das hört sich ja alles plausibel
an, dennoch, dann hätten wir ja im Grunde genommen den Feind
entkommen lassen, oder stimmen Sie mir da nicht zu?«, warf der
General etwas besorgt ein.
»Sicher, mein General, in einem Krieg
müssen eben ein paar Opfer gebracht werden, um an bestimmte
Ziele zu gelangen. Es ist doch so: Durch dieses Verfahren sind die
Nohkui höchstwahrscheinlich in der Lage, ihre Spione an jedem
x-beliebigen Ort auf unsere Kampfschiffe zu transferieren. Es nützt
uns also nichts, sich auf einem Versteck zu konzentrieren, wenn wir
ein Versteck ermittelt haben, wo sie sich auf eines unserer Schiffe
beamen und wieder verschwinden. Die Folge wäre, dass sie sich
eben kurzerhand wieder einen anderen Punkt aussuchen, von wo sie nun
glauben, wieder unbemerkt in eines unserer Kampfschiffe eindringen zu
können. Die Folge wäre, wir stünden wieder genauso da
wie zuvor. Wir hätten die gleichen Probleme wie zuvor. Und für
völlig unsinnig halte ich es, sämtliche Schiffe Zentimeter
für Zentimeter auf eine Anomalie hin zu überwachen und zu
hoffen, dass in irgendeinem Bereich des besagten Schiffes eine
Art Beamen stattfand, das wäre schlichtweg undurchführbar.
Demnach bleibt uns nur noch eines übrig: Die Nohkui mit ihren
eigenen Waffen zu schlagen und sie einfach weiter spionieren zu
lassen. Nur mit einem Unterschied, dass wir sie dieses Mal und auch in
der nächsten Zeit, zumindest so lange, bis sie endgültig
vernichtet sind, ihre Flottenverbände mit falschen Informationen
beliefern und das, ohne es auch nur zu ahnen. Perfekter können
wir die Nohkui nicht für unsere Zwecke ausnutzen.«,
erklärte Miwar lächelnd und mit einen deutlichen Leuchten
in seinen Augen.
»Das, mein lieber Miwar hat mich
überzeugt und ist eine gute Idee. Doch wie sollen wir erkennen,
wem wir diese falschen Informationen zuspielen können? Zumal
sich ja diese Bestien von Nohkui nun in einen unserer Spezies
verwandeln bzw. mutieren können?«, eine durchaus
berechtigte Frage, die da der General Kommandeur Miwar stellte. Auf
die aber Miwar auch schon eine Antwort parat hatte.
»Daran, mein General, hatte ich schon im
Vorfeld gedacht. Wir verabreichen jedem einzelnen von uns, und zwar
in Pillenform, einen Chip, der sehr hohe Tonfrequenzen ausstrahlt.
So viel ich weiß, können diese Bastarde, keine sehr hohen Töne
vertragen. Sollte sich mal wieder einer zu unseresgleichen Mutieren
und den Versuch starten, durch die Kontrollen zu kommen, wird sich
dieser Nohkui wundern, wenn er durch dieses sehr hohe Siganl, was für
unsere Spezies nicht hörbar sein wird, zur sofortigen Aufgabe
gezwungen sein wird. Und jene welche dieser Bestien, die sich durch
das sogenannte Beamen an Bord unserer Großraumkampfschiffe
unter uns mischen wollen, wird natürlich auch mit diesen
kontinuierlichen und hohen Frequenzen empfangen werden. Glauben Sie
mir, das hält keiner dieser Nohkui aus. Wir brauchen diesen
Spion dann nur noch einzusammeln und zu eliminieren. Sie sehen, mein
General, einfach, jedoch von einer effektiven Methodik geprägt.«,
erklärte er dem General.
»Miwar, Sie sind ein Schlitzohr, wissen
Sie das? Nun denn, ich werde dies nun sogleich veranlassen und von
meinen Laborchefs entwickeln lassen. Diese Signalkapseln dürften
in Kürze bereitstehen. So können sie auf schnellstmögliche
Weise verteilt und eingenommen werden.
»Dennoch, mein General, wird es sehr
kostspielig, wir müssten jeden Tag so einen Chip verschlucken,
Sie wissen ja, der natürlichen Ausscheidungen wegen!«,
ergänzte Miwar.
»Papperlapapp Miwar, was interessieren
mich die Kosten. Kriege kosten nun mal Unsummen an Sul-Einheiten
(eine Art Einheitliche Elektronische Währung der gesamten
Völker der Vereinten Planenten.) Also, Miwar, zerbrechen Sie
sich deswegen nicht ihren klugen Kopf, ich werde das schon regeln.
Aber um nun auf ihre zweite Bitte zurückzukommen.
Sie verlangten von mir den genauen Startzeitpunkt in die
Todeszone?«, fragte ihn der General.
»Ja, mein General, es sind ja nur noch
zehn Stunden bis uns eventuell die feindlichen Flotten angreifen
werden.«, antwortete Miwar.
Was heißt hier eventuell?«, fragte
der General nun etwas verdutzt nach.
»Na ja. Vielleicht überlegen sie
sich's ja anders und ändern ihren Plan. Bei diesen Bestien
weiß man ja nie, mein General?«, wandte er ein.
»Stimmt, Miwar, in diesem Bezug muss ich
Ihnen leider Recht geben.
»Nun, belassen wir es dabei. In Kürze
wird es so weit sein. Der genaue Startzeitpunkt findet dann statt,
wenn ich ein bestimmtes Zeichen gebe. Es macht sich in Form eines
Codezeichens, das auf sämtlichen Bildschirmen auf jeder
Kommandobrücke erscheint, bemerkbar.«, wies der General
darauf hin.
»Da wir nicht vollkommen sicher sein
können, vielleicht doch noch aus einer vielleicht neu
entwickelten Technik abgehört zu werden, empfehle ich Ihnen, auf
Zeichenschaltung zu gehen.
Die Zeichenschaltung besteht aus Zeichen am
Bildschirm, die nur die Kommandeure und meine Wenigkeit verstehen
werden können. Diese Zeichen befinden sich meist in einem ganz
Normalen Satz.
Ich werde Ihnen und all meinen anderen
Kommandeuren einen erfolgreichen Tag wünschen. Was ich ja
eigentlich niemals tue, na wie finden Sie diesen Einfall von
mir?«,wollte sich der General mal wieder bestätigt sehen,
um sein immerwährendes Ego zu befriedigen. Dem Kommandeur war
es zuwider, doch er tat seinem General den Gefallen.
»Mhhh, ja doch, die Idee ist gar nicht
mal so schlecht.«, antwortete Miwar.
»Na ja, sehr überzeugend klang dies
nicht gerade. Wie dem auch sei, warten Sie auf den Startbefehl.
General Goduru, Ende.«, sagte er noch im Anschluss. Dann
verschwand er vom Schirm.
Ihm geht so langsam die Angst durch die Knochen, dachte sich Miwar
so ganz nebenbei und lehnte sich wieder in seinem Kommandositz
zurück.
»Offizier Magbur, scannen Sie die
komplette Außenhaut des Schiffs ab und melden Sie mir umgehend,
wenn Sie etwas Außergewöhnliches feststellen konnten!«,
befehligte Miwar seinen Leutnant.
»Jawohl, Herr Kommandeur.«,
antwortete dieser.
Nach einer ganzen Weile konnte Leutnant Magbur
die Abtastung der Außenhaut des Schiffes abschließen.
»Herr Kommandeur, konnte keine Anomalie
an der Außenhaut feststellen. Soll ich weiter suchen?«,
fragte ihn Magbur.
»Das ist momentan nicht nötig,
Leutnant Magbur, dennoch überprüfen Sie die Außenhaut zu
jeder vollen Stunde auf Anomalien. Fahren Sie mit ihrer eigentlichen
Arbeit fort.«, sagte Miwar.
»Jawohl, Herr Kommandeur.«, antworte
Magbur.
Möchte wissen, warum der General den
Rückzug so lange hinauszögert. Das kann doch nicht
angehen! Er weiß doch ganz genau, dass wir nur noch Stunden haben, um
von der derzeitigen Übermacht der Nohkui fliehen zu können.
Mir scheint, dass er sich nur mal wieder wichtig machen will. Ich
frage mich derzeit ernsthaft, wie dieser Mann überhaupt General
werden konnte, ich jedenfalls hätte ihm niemals ein Kommando
über eine ganze Flotte gegeben, dachte sich Miwar ärgernd.
Doch alles Jammern half nichts bzw. brachte ihn auch nicht weiter. Er hatte
zwar derzeit die absolute Befehlsgewalt über alle Kommandeure,
doch über seinen General eben nicht. So blieb ihm wohl oder übel
nichts anderes übrig, als geduldig auf den Befehl zum Rückzug
in die Todeszone zu warten. Miwar setzte sich wieder in seinen
Kommandositz und lehnte sich entspannt zurück. Es dauerte nicht
lange, bis Miwar mal wieder einnickte. Eine geschlagene Stunde war
vergangen und Miwar wurde von seinem Leutnant Magbur mit leisen Rufen
geweckt.
»Kommandeur Miwar, wachen Sie bitte
auf!«, flüsterte ihm Magbur ins rechte Ohr.
»Was ist?«, fragte Miwar im
Halbschlaf.
»Kommandeur, auf dem Bildschirm sind so
merkwürdige Zeichen, aus denen ich mir absolut keinen Reim machen
kann.«, entgegnete Leutnant Magbur aufgeregt.
»Zeichen?«, ach ja, ich weiß
Bescheid. Machen Sie sich deswegen keine Sorgen, Leutnant Magbur, das
hat schon seine Richtigkeit. Alles fertig machen, um den Orbit
zu verlassen.«, befehligte Kommandeur Miwar.
»Den Orbit verlassen?«
»Aber wohin denn?«, fragte sehr
laut geworden Leutnant Magbur nun völlig durcheinander.
Miwar ging auf Leutnant Magbur zu und flüsterte
ihm den neu zu setzenden Kurs ins Ohr. So vermied er abgehört zu werden, falls sie doch
noch mit einer ihnen noch unbekannten Technik des Feindes abgehört
werden konnten, was ja bei den Nohkui nichts Außergewöhnliches
wäre. Schon oft wurden sie in der Vergangenheit mit etwaigen
Techniken seitens dieser plündernden und mordenden Bestien
aufs gemeinste überrascht.
»Lassen Sie augenblicklich Kurs auf die
Todeszone setzen, Geschwindigkeit Hypersuptinar Neunzehn Quad (Stufe)
also gleichbleibend innerhalb der Flotte, okay?«, befahl Miwar kaum
hörbar seinem Leutnant.
»Jawohl, Herr Kommandeur.«, sagte
Leutnant Magbur und veranlasste das Nötige. So flog die Flotte
der Todeszone entgegen. In General Goduru flammte die Hoffnung auf, genug
Verbündete zu gewinnen, um sich letztendlich der ankommenden
Flottenverbände der Nohkui stellen zu können. Allen in der
Flotte war klar, dass es ein Kampf noch nie dagewesenen
Ausmaßes werden wird und dass dieser Kampf die Entscheidung
mit sich führen wird. Die endgültige Entscheidung, welche
Spezies weiter existieren darf. Diejenigen welche, die mordend und
plündernd durch die Galaxien reisten und sich Nohkui nannten
oder jene Spezies, die ihr Dasein in Frieden und Gleichheit mit allen
anderen Völkern der Galaxien und deren Quadranten leben wollen
und die sich nun die Dogon vom Planeten Goderijan nannten, die
Apallos vom Planeten Rigkhonia, die Chasquiana vom Planeten Nartahu,
die Dilliks vom am weitesten entferenden Planeten Tinalus und nicht
zu vergessen, die Erdenmenschen. Darüber hinaus noch weitere 41
Mitglieder der vereinten Planeten. Ob es
nach der gewaltigen Schlacht Frieden geben wird oder
nicht, sollte sich schon in nicht allzu großer Ferne
entscheiden.
Kapitel 21, Hoffnung
Anfang und Kapitelübersicht
© 2012 by Peter Althammer
|