Labyrinthe

Fotos und Informationen,
Geheimnisvolles und Kurioses

Grundsätzlich gibt es zwei verschiedene Arten von Labyrinthen:
  • Solche mit Abzweigungen, Irrwegen, Sackgassen oder verschiedenen Wegen zum Ziel, oft künstlich angelegt als Irrgarten. Sie beziehen sich auf durchaus natürliche Gegebenheiten, wie zum Beispiel das Felsenlabyrinth im Fichtelgebirge.
  • Labyrinthe mit einem einzigen verschlungenen Weg, den man meditativ durchwandert. Sie dienen eher psychologischen Zwecken oder geistlichen, zum Beispiel als Symbol für den Weg zu Gott, wie das  Fingerlabyrinth in Lucca in der Toskana. Von diesem Labyrinth-Typ fand man schon dreitausend Jahre alte Darstellungen auf griechischen Tontafeln.

Das Felsenlabyrinth der Luisenburg

Von meiner Heimatstadt im Fichtelgebirge aus liegen die beiden Arten gleich in unmittelbarer Nähe. Weithin bekannt durch die Luisenburg-Festspiele bei Wunsiedel ist das daneben gelegene  Felsenlabyrinth. Es ist ein System von geheimnisvollen Fußwegen durch eine Landschaft von Felsformationen. Heute sind die Wege so markiert, dass man ohne Probleme wieder zum Eingang zurückfindet.
Felsenlabyrinth bei Wunsiedel im Fichtelgebirge
Früher dachten die Menschen, Hexen, Zauberer oder der  Teufel selbst hätten die grotesken Felstürme aufgeschichtet. Erst nach und nach erkannte man die geologischen Zusammenhänge. Als Johann Wolfgang von Goethe das Fichtelgebirge bereiste, erstellte er Studien, wie die Felsformationen entstanden sein könnten, nämlich durch langsame Verwitterung. Als dieser Granit vor Jahrmillionen aus glutflüssigem Magma entstand, befand er sich gute tausend Meter unter der Erdoberfläche! Wie kam er ans Licht? Das Gebirge darüber wurde durch Verwitterung abgetragen und härtere Bereiche blieben stehen. Durch Niederschläge und Frost wurden die Kanten und Spalten abgerundet und so entstand die heute typische Wollsackverwitterung oder Matratzenverwitterung der Granitfindlinge im Fichtelgebirge.
Felsenlabyrinth Luisenburg

Das Epprechtstein-Labyrinth im Fichtelgebirge

Das Epprechtstein-Labyrinth im Fichtelgebirge
Den Gegensatz dazu bildet das  Epprechtstein-Labyrinth. Es gibt genau einen Weg ins Zentrum, ohne Abzweigungen oder Irrwege. Man sollte es meditativ in aller Ruhe durchwandern. Die eingebauten Notausgänge sollte man höchstens für den Rückweg nutzen, dieser ist nur etwas für ganz geduldige.
Virtuelle Wanderung durch ein Labyrinth im Fichtelgebirge Auf meiner  Spiele-Seite können Sie es virtuell im Internet versuchen:

Das Finger-Labyrinth in Lucca in der Toskana

Finger-Labyrinth in Lucca in der Toskana Den Labyrinth-Typ ohne Verzweigungen und Irrwegen findet man auch oft an oder in Kirchen. Soll er den verschlungenen Weg zu Gott und zum Glauben symbolisieren? Das bekannteste Beispiel ist wohl das  Labyrinth in der gotischen Kathedrale von Chartres in Frankreich.

Weniger Anstrengung bedarf wohl das Finger-Labyrinth am Dom von  Lucca in der Toskana. Der Weg verläuft nicht in den Vertiefungen sondern auf den erhabenen Flächen.

Die Inschrift auf der rechten Seite soll sich auf die wohl bekannteste Labyrinth-Geschichte beziehen: In der griechischen Mythologie  tötet Theseus den Minotaurus im Labyrinth und findet mit Hilfe des Roten Fadens der Ariadne den Rückweg.

Das passt allerdings nicht zu dieser Labyrinth-Darstellung, da man ohne Abzweigungen auch keinen Roten Faden braucht! Leider kann ich die griechische Schrift nicht lesen.

Irrgärten zum Zeitvertreib der Adligen

Vor allem ab dem Barock und in der Romantik dienten Labyrinthe als Irrgärten zum Zeitvertreib der gelangweilten Adligen. Die Trennung der Wege erfolgte oft durch Hecken.

Wie hier in einem Barockgarten in  Collodi in der Toskana trug man schwer an der Entscheidung »links oder rechts?« Auf dem Bild kann man sich gut vorstellen, wie sich die Aristokraten oder ihre Gespielinnen je nach Tages- und Jahreszeit auch für »Sonne oder Schatten« entschieden.
Irrgarten-Labyrinth in Collodi in der Toskana

Labyrinthe auf römischen Mosaiken

Ein Mosaik, das ein Labyrinth mit dem Minotauros in der Mitte zeigt, fand ich in  Conimbriga in Portugal. Nicholas Howarth vermutete das Minotaurus-Labyrinth in einem unterirdischen Stollensystem bei Gortyn, 30 km südwestlich von Knossos. In den Ruinen der alten römischen Stadt findet man eine ganze Sammlung von Irrgarten-Mosaiken.
Labyrinth mit dem Minotauros in Conimbriga in Portugal
Labyrinthe auf römischen Mosaiken

Meditatives Labyrinth bei der Landesgartenschau in Marktredwitz


Labyrinthe aus Pflastersteinen oder wie hier aus Ziegelsteinen findet man oft. Dieses befand sich auf der Grenzenlosen Landesgartenschau 2006 in  Marktredwitz, fotografiert vom Aussichtspunkt aus.

Grenzenlos hieß die Gartenschau deshalb, weil sie zweigeteilt war, in Marktredwitz in Oberfranken und in  Eger (Cheb) in Tschechien.
Grenzenlose Landesgartenschau Marktredwitz

Labyrinth für einen Schleimpilz


Braucht man ein Gehirn, um einen Irrgarten aus Abzweigungen und Sackgassen auf dem kürzesten Weg zu durchqueren?

Offenbar nicht: Sogar ein  Schleimpilz, eine einzellige Amöbe mit vielen Zellkernen, findet mit der Zeit die kürzeste Verbindung heraus.

Gruseliges Labyrinth im Spielfilm

Unvergesslich ist natürlich David Bowie, als er 1986 in dem Fantasy-Abenteuerfilm Die Reise ins Labyrinth den Koboldkönig Jareth spielte, der den kleinen Toby entführt hat. Die fünfzehnjährige Sarah, Toby's Schwester, gespielt von Jennifer Connelly, muss durch ein unheimliches Labyrinth finden, das von kuriosen Wesen bevölkert wird.
Die Reise ins Labyrinth mit Jennifer Connelly und David Bowie

Harry Potter im magischen Labyrinth


Auch Harry Potter bekommt es im vierten Film Der Feuerkelch mit einem Labyrinth zu tun, in dem es, wie zu erwarten, nicht mit rechten Dingen zugeht.

Albus Dumbledore, der Schulleiter der Schule für Hexerei und Zauberei, Hogwarts, warnt Harry: »Die Leute, müsst ihr wissen, verändern sich im Irrgarten. ... Seid wachsam, auf dem Weg könntet ihr euch selbst verlieren!«
Harry Potter im Labyrinth (Der Feuerkelch)

Labyrinthe im romantischen Landschaftsgarten


Einen sehr schönen Hecken-Irrgarten aus Hainbuchen findet man im Park Schönbusch, einem Englischen Landschaftsgarten bei Aschaffenburg. Er besitzt einige Irrwege und Sackgassen, ist aber nicht so kompliziert, dass man die Nerven verliert und vielleicht über die Büsche steigt.

Er wurde um 1830 angelegt und 1898 erneuert. Im Zentrum standen damals zwei Buchen, heute ein Fächerblattbaum (Ginkgo biloba).
Irrgarten im Park Schönbusch bei Aschaffenburg

Schneelabyrinthe


Ein Labyrinth vergänglicher Art findet man alljährlich im Winter beim  Freilandmuseum Grassemann im Fichtelgebirge. Die Schneewälle zwischen den Pfaden des Schneelabyrinths sind allerdings verräterisch und zeigen anhand zahlreicher Fußspuren, dass viele nicht die Geduld, vor allem für die 800 m Rückweg, aufbringen und querfeldein abkürzen.
Schneelabyrinth beim Freilandmuseum Grassemann im Fichtelgebirge
Dieses Luftbild des Schneelabyrinths hat ein Bekannter im Januar 2017 mit seiner Drohne aufgenommen.
Schneelabyrinth in Grassemann

Irrgarten-Labyrinth im Mais


Ein Irrgarten, der ebenfalls nur ein halbes Jahr lang besteht, ist das Mais-Labyrinth am  Volkskundlichen Gerätemuseum Bergnersreuth bei Arzberg im Fichtelgebirge. Im Zentrum befindet sich ein kleiner Aussichtsturm. Bei Sonnenschein kann man am Sonnenstand erkennen, in welche Richtung man sich bewegt, aber bei trübem Wetter hat man schnell die Orientierung verloren. Wer keine Lust mehr hat, und den Ausgang nicht findet, kann's mal mit rufen versuchen. Mit etwas Glück antwortet jemand vom Ausgang her, so dass man die Richtung weiß. Wenn man Pech hat, antworten die Falschen und führen einen in die Irre. Aber deswegen heißt's ja Irrgarten. Endgültig darin vermisst wurde bis jetzt noch keiner.
Eingang zum Mais-Labyrinth am Volkskundlichen Gerätemuseum Bergnersreuth
Im Mais-Labyrinth bei Arzberg im Fichtelgebirge
Aussichtsturm im weitläufigen Mais-Labyrinth
Labyrinthartige Erdställe oder Schratzllöcher

Unterirdische Labyrinthe


In letzter Zeit hört man vermehrt von unterirdischen Labyrinthen in Bayern, den sogenannten Erdställen oder Schratzllöchern. Der  Arbeitskreis für Erdstallforschung erforscht die niedrigen, schon im Mittelalter künstlich angelegten Höhlensysteme, in denen nach alten Sagen die "Schratzln", also  Zwerge hausten. Vielleicht hoffte man auch, dass in die Höhlen Heinzelmännchen einziehen, die Nachts Hausarbeiten erledigten. Leider zog man damit natürlich auch Kobolde an, die einem bekanntermaßen immer den Schlüsselbund und die Brille verstecken. Welchen Zweck diese niedrigen Gänge wirklich hatten, ist bis jetzt ein Rätsel, da man in ihnen nichts fand, das auf die Art der Verwendung hinweisen würde. Sie bieten auch keinen Platz um etwas darin zu lagern und sie sind so niedrig und eng, dass man sich nur im Entengang oder auf Knien rutschend darin fortbewegen kann. Besonders große, labyrinthartig angelegte Erdstall-Anlagen könnten heidnischen kultischen Zwecken gedient haben, deren Sinn längst vergessen ist, da die Kirche und ihre Inquisition alles heidnische verdrängte und verdammte.

Auch im Fichtelgebirge findet man diese Höhlensysteme, vor allem als Verbindungsgänge zwischen Kellern. Rechts ein solcher  unter dem Marktplatz von Marktleuthen. Leider sind viele durch Baumaßnahmen und Erdarbeiten der modernen Zeit zerstört.
Das Hecken-Labyrinth des Overlook-Hotels in Shining von 1980

Versteckspiel im Labyrinth


Was tut man, wenn man in einem Labyrinth verfolgt wird und Fußspuren im Schnee hinterlässt?

Ähnliches haben wir als Kinder wahrscheinlich alle schon mal ausprobiert, und sei es nur beim Verstecken-Spielen in Schnee oder Matsch. Gruselig vorgeführt bekamen wir es im Film Shining aus dem Jahr 1980 von Stanley Kubrick nach dem gleichnamigen Roman von Stephen King. Das Hecken-Labyrinth des Overlook-Hotels bietet eine grandiose Kulisse. Klar, man geht rückwärts in den eigenen Fußspuren zurück und hüpft an geeigneter Stelle aus der Spur. Zumindest ist der Verfolger erst mal irritiert und man gewinnt Zeit. Dauerhaft abschütteln wird man ihn dadurch wahrscheinlich nicht. Schlecht bei einem Verfolger, der einen umbringen will, wie Jack Torrance alias Jack Nicholson seinen Sohn Danny in dem Spielfilm.

Beim normalen Kinder-Versteckspiel ist es etwas anderes, heißt es nicht: »Er war für den Rest des Tages sehr einsam, weil er nicht verstanden hatte, dass es der Sinn des Versteckspiels ist, gefunden zu werden!«

Wurzel-Labyrinth


Das Wurzelgeflecht der Bäume, freigelegt von zahllosen Wanderschuhen auf dem Höhenweg zwischen Nußhardt und Schneeberg im Fichtelgebirge, einem Labyrinth gar nicht so unähnlich.
Wurzelgeflecht von Bäumen
Finger-Labyrinth in der Baille-Maille-Lindenallee in  Himmelkron in  Oberfranken. Auch hier sind die "Wege" die erhabenen Flächen und nicht die Rillen.

Auf der Stele ein Zitat von Angelus Silesius (17. Jahrhundert):
Halt an, wo läufst du hin, der Himmel ist in dir!
Suchst du Gott anderswo, du fehlst ihn für und für.
Fingerlabyrinth in Himmelkron in Oberfranken
Fingerlabyrinth in der Baille-Maille-Lindenallee in Himmelkron


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