Fotos und Informationen
aus der Geschichte der Oberpfalz

Geschichtspark
Bärnau - Tachov

Geschichtspark Bärnau, Oberpfalz Slawisches Dorf im Geschichtspark Bärnau Was ist ein Geschichtspark? Es handelt sich um ein archäologisches Freilandmuseum in Bärnau in der  Oberpfalz. Hier wird die historische Lebensweise der Menschen vom 9. bis zum 13. Jahrhundert n. Chr. möglichst praxisnah dargestellt. Die Anlage ist in drei zeitliche Abschnitte unterteilt und man kann verschiedenen Gruppen beim Hausbau oder bei handwerklichen und bäuerlichen Tätigkeiten zusehen, die streng nur mit damals zur Verfügung stehenden Mitteln und nach lokalen Grabungsbefunden ausgeführt werden, was man durchaus als experimentelle Archäologie bezeichnen könnte.
Slawisches Grubenhaus mit Schilfdach Grubenhaus im Bau

Slawisches Dorf

Betritt man das slawische Dorf, verblüffen sofort die Grubenhäuser. Archäologen fanden diese Bauform bei Ausgrabungen in der Gegend. Die Grube im Haus hat einen ausgleichenden Einfluss auf das Raumklima. Das tägliche Leben, das größtenteils aus körperlicher Arbeit bestand, fand im Freien statt. Die Häuser dienten vor allem der Essenszubereitung und dem Schlafen, für das man einen erhöhten Platz im Haus aufsuchte.
Slawisches Grubenhaus mit lehmverputzten Flechtwänden Gemisch aus Lehm und Stroh, Herstellung Die Wände bestehen aus einem Flechtwerk aus Weidenzweigen, das mit einem Gemisch aus Lehm und Stroh abgedichtet wurde. Zu diesem Zweck werden in einer Grube Lehm, Stroh und Wasser vermischt. Das Flechtwerk muss in mehreren Arbeitsschritten bestrichen werden und dazwischen müssen die Schichten immer wieder trocknen. Dadurch entstehen weniger Risse und die Wände werden stabiler. Das Dach ist hier mit Schilf gedeckt, aber auch Stroh oder Schindeln waren üblich.

Die Slawen oder Wenden

Die von Slawen besiedelten Gebiete im heutigen Nordostbayern (nördliche Oberpfalz und östliches Oberfranken) wurden zum Ende der

Fränkischen Landnahme

(5. bis 8. Jahrhundert) ins Frankenreich integriert. Die ansässige Bevölkerung wurde nicht vertrieben, sondern integriert. Inwieweit die slawische (wendische) Identität, Lebensweise und Kultur dabei erhalten blieb, ist schwer zu sagen. Erst ab dem Hochmittelalter wurden die slawisch-stämmigen Bevölkerungsgruppen als Wenden bezeichnet, was auf eine gewisse Andersartigkeit hinweist. In Ortsnamen und Flurnamen blieb diese Bezeichnung erhalten, zum Beispiel  Wendenhammer im Fichtelgebirge.

Ein slawisches Langhaus

Im Unterschied zu den Grubenhäusern ist der Boden der Langhäuser ebenerdig. Hier lebte eine Großfamilie, ein Clan oder auch der Dorfvorsteher. Bei den Slawen war dies niemals ein Wohnstallhaus, denn sie lebten nicht mit den Nutztieren unter einem Dach.
Das Langhaus war 2012 noch im Bau und man sieht deutlich das Flechtwerk der Wände, das später unter einer Lehmschicht verschwindet. Viele Häuser sind als Pfostenhaus gebaut, das heißt, die tragenden aufrechten Rundhölzer sind bis zu einem Meter tief in die Erde vergraben. Das verleiht dem Haus Stabilität, hat aber den Nachteil, dass diese eingegrabenen Hölzer relativ schnell verfaulen.
Slawisches Dorf mit Langhaus
Slawisches Langhaus
Wände aus Flechtwerk
Alle Häuser haben an der Gibelspitze ein Eulenloch, das als Rauchabzug diente, denn eine Feuerstelle gehörte natürlich immer dazu und Schornsteine kannte man damals noch nicht. Einen Backofen, der meist als Lehmofen ausgeführt war, gab es jedoch nur einmal im Dorf und er wurde gemeinschaftlich genutzt.
Eulenloch als Rauchabzug
Feuerstelle im Haus
Frühmittelalterlicher Lehmofen als Backofen

Tieropfer

Slawischer Opferplatz für Tieropfer Slawische Gottheit Svantovit oder Svantevit Am Rand des Slawendorfes befindet sich ein Opferplatz für  Tieropfer. Menschenopfer waren bei den Slawen nicht üblich. Mit der Opferung wollte man die Götter gnädig stimmen.

Eine Stele mit dem slawischen Gott Svantovit oder Svantevit wacht neben dem Kultplatz. Der Gott hat vier Gesichter entsprechend den vier Seiten der Säule. Er war einer der wichtigsten Götter der slawischen Mythologie und gleichzeitig der Kriegsgott. Weitere wichtige Götter der Slawen waren Perun und der Schöpfergott Svarog, der auch für das Licht sorgte.

Zu einem heidnischen Kultplatz gehörte auch oft ein Felsen und schockierende Symbole wie Tierschädel. Die Tiere wurden bei der Opferung auch gequält, wodurch man die Wirkung auf die Götter erhöhte.
Slawischer Kultplatz mit Felsen
Tierschädel am Opferplatz
Slawische Kirche aus Holz

Kirchen

Nach der Christianisierung baute man auch Kirchen. Oft errichtete man sie auf alten heidnischen Kultplätzen, um die alten Religionen auszumerzen. Sie waren zu der Zeit zwar noch aus Holz, aber man hat sie schon mit Schmuck versehen, wie hier zum Beispiel mit kunstvollem Gebälk.
Kunstvolles Gebälk der hölzernen Kirche
Der Fluss Waldnaab Bootsform Einbaum

Die Waldnaab

Der Geschichtspark Bärnau liegt an der Waldnaab, deren Quelle im Oberpfälzer Wald liegt. Sie ist neben der Haidenaab und der Fichtelnaab, die beide im  Fichtelgebirge entspringen, der längste Quellfluss der Naab.

Der Fluss speist einen naturnah gestalteten See, der mit Fischarten besetzt ist, die im Mittelalter vorherrschend waren. Also wahrscheinlich keine Karpfen, sie stammen ursprünglich aus Osteuropa und Asien und kamen erst in späteren Zeiten zu uns. Auf dem See liegt ein echter Einbaum, eine Bootsform, die anscheinend auch bei uns in mittelalterlichen Zeiten üblich war.
Viehweiden mit Zäunen aus Flechtwerk

Ställe, Nutztiere

Die Nutztiere waren am Rand des Dorfes auf Weiden untergebracht, die mit Zäunen aus Flechtwerk umgeben waren. Kleine Unterstände oder sogar Ställe schützten sie vor Wind und Wetter. Oft trieb ein Hirte die Tiere auch in die Wälder, wo sie Eicheln und andere Baumsamen, Pflanzen, Knospen und Wurzeln fressen konnten. In guten Jahren brachte die Eichelmast fette Schweine und einen guten Vorrat für den Winter.
Stall für Nutztiere wie Schafe und Ziegen

Mittelalterliche Glasperlenherstellung

Im Slawendorf wird die Glasperlenherstellung demonstriert. Ein dünner feuerfester Stab wird in einer mit Steinen abgedeckten und mit einem Blasebalg verstärkten Feuerstelle erhitzt. Das Buntglas in Form von Stäben wird in zähflüssiger Form im Ofen unter Drehen um den Stab gewickelt, wodurch eine Perle mit einem Loch darin entsteht.
Perlenherstellung aus Buntglas
Glasperlenherstellung im Mittelalter
Mittelalterliche Glasperlenherstellung
Die Motte, ein Turmhügel mit Wassergraben, Holzturm und Verteidigungseinrichtungen

Der Turmhügel, die Motte

Den 15 m hohen Turmhügel mit Wassergraben, Holzturm und Verteidigungseinrichtungen (Turmhügelburg) baute man wie es um das 11. Jahrhundert n.Chr. üblich war. Meist waren diese Verteidigungseinrichtungen so gebaut, dass man auch Vorräte und Saatgut darin sicher verwahren konnte. Auch war er ein Machtsymbol und Machtmittel des Ortsvorstehers oder lokalen Fürsten.
Soldat auf dem Wachturm
Getragen und organisiert wird der Geschichtspark Bärnau - Tachov von einem gemeinnützigen Verein Via Carolina e.V. Ein Archäologe und ein wissenschaftlicher Beirat sorgen für eine authentische und fundierte Umsetzung und Darstellung der historischen Fakten.

Die mittelalterlichen Dorf-Szenen der Internet-Serie Seelenspiel der Franconia Films, Selb, sind teilweise hier im Geschichtspark Bärnau entstanden. In den Video-Folgen der Fantasy-Filmgeschichte als Web-Serie wird eine junge Studentin an der FH Hof (Saale) durch ein verzaubertes Buch ins späte Mittelalter katapultiert, wo sie den Sagenschreiber Liborius trifft, der das Buch gerade schreibt. Mit dessen Enkel Heinrich erlebt sie Abenteuer in einer geheimnisvollen mittelalterlichen Welt, in der die alten Sagen des Fichtelgebirges Wirklichkeit sind.  www.seelenspiel.com


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